Wien, Budapest, Komárno, Esztergom und Pécs verbindet die gemeinsame Historie. Geschichteinteressierte können jetzt auf einer Kreuzfahrt den Spuren der Habsburger folgen.
Helga kommt per Rad und spricht so gut deutsch, dass man sie glatt für eine Berlinerin halten könnte. Nicht nur wegen ihres Vornamens. An diesem sonnigen Tag tritt sie in die Pedale, um uns ihre Heimatstadt Budapest zu zeigen. Wir schieben unsere Elektroräder vom Schiff runter auf das Dock an der Donau gleich unter der prächtig-verspielten Freiheitsbrücke aus dem 19. Jahrhundert und eilen ihr nach.
Damit sind wir bereits mitten im Thema: Irgendwie kommt, wer Budapest besucht, nicht um die Habsburger herum: „Es gibt hier Josefstadt, Elisabethstadt, Franzstadt“, zählt Guide Helga auf und berichtet, dass die Freiheitsbrücke lange Franz-Josephs-Brücke geheißen habe.
Nachdem die Ungarn ihren Kaiser aber nicht wirklich geschätzt haben, war das bald Geschichte. Die nächste Brücke dagegen – Helga zeigt flussabwärts – heißt noch immer Elisabethbrücke, was Geschichtsinteressierte nicht wundert. Diese haben sich auf dem 4-Stern-Katamaran Primadonna versammelt, um mit der Unterstützung des Historikers Roman Sandgruber in die bald fünfhundertjährige gemeinsame Geschichte von Österreich und Ungarn einzutauchen – passenderweise auf jenem Strom, der die beiden Metropolen verbindet.
Auf Sisis Spuren Die Lieblingskaiserin der Ungarn dürfte unzählige Male mit dem Schiff von Wien über Pressburg nach Budapest gereist sein. Anlässlich von „500 Jahre gemeinsame österreich-ungarische Geschichte“ im Jahr 2026 können Hobby-Historiker das jetzt auch machen.
Das Schiff Die MS Primadonna, das einzige Kreuzfahrtschiff unter österreichischer Flagge auf der Donau, lädt zu „Ungarische Rhapsodie – Ungarns schönste Städte für Hobbyhistoriker“.
Termine – mit Prof. Sandgruber: 13. bis 17. Okt. 2024, 27. April bis 1. Mai 2025, 12. bis 16. Okt. 2025 – ohne Prof. Sandgruber: 23. bis 27. April 2025, 19. bis 23. Okt. 2025 Preis: Ab 499 Euro pro Person inklusive Vollpension
Los geht es in Wien/Nussdorf, weiter durch die Donau-Auen über Komárno, Esztergom und Budapest bis nach Pécs an der serbischen Grenze. Alle Orte verbindet die gemeinsame Geschichte.
In Pécs, das sich im Jahr 2010 als Europäische Kulturhauptstadt herausgeputzt hatte, siedelte Maria Theresia deutschsprachige Familien an. In Esztergom am Donauknie wiederum wurde eine Brücke nach Sisis ungarischer Tochter Marie Valerie benannt. Komárno, der Lehár-Geburtsort, beherbergte ein großes Militärlager der Habsburgermonarchie.
Nach einem Abendessen – selbstverständlich Wiener Küche – werden beim Vortrag von Professor Sandgruber historische Leerstellen gefüllt: Wie Ungarn nach der Schlacht von Mohács 1526 seine Unabhängigkeit verlor und teilweise an die Habsburger ging. Warum sie das Land in der Revolution 1848/49 beinahe wieder loswurden und Franz Joseph bei der Niederschlagung des ungarischen Freiheitskampfes ein Blutbad anrichtete. Und welche Rolle Sisi bei der Versöhnung mit den Ungarn spielte.
Fakt ist: Die Ungarn lieben die exaltierte Kaiserin. Im ganzen Land tragen Kirchen, Straßen und Plätze ihren Namen. Bis heute werden ihr Denkmäler errichtet, wie zuletzt in der Budapester Innenstadt, durch die uns unsere eingangs erwähnte Radtour mit Helga führt.
Proleten und Angeber
Wir ignorieren Bekanntes wie Burgviertel, Fischerbastei und Große Markthalle Nr. I.. Vorbei an Marktständen, durch Parks und pittoreske Passagen im Judenviertel geht es bis zur Markthalle Nr. IV. „Kein Budapester geht in die Große Markthalle, die ist eine Touristenfalle“, kommentiert Helga trocken. Später lernen wir, dass Buda und Pest erst vor 151 Jahren zusammengewachsen sind, die Pester aber bis heute über die Einwohner von Buda sagen, sie seien Angeber. „Im Gegenzug nennen die Buda die Bewohner von Pest Proleten“, schmunzelt Helga, die Pesterin. Was man mit Wien gemeinsam habe? „23 Bezirke und natürlich die k. u. k.-Architektur.“
Die kann bei einer nächtlichen Kreuzfahrt auf der Primadonna bewundert werden:
Vorbei am prächtig beleuchteten Parlament, der Matthiaskirche und der Nationalgalerie, unter der ebenfalls illuminierten Kettenbrücke durch und rund um die mitten in der Donau liegende Margareteninsel. Als es gegen Mitternacht zum Dock zurückgeht, verlöschen auch die Lichter der Stadt.
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