Städtetrip nach Porto: Es geht nicht nur um Wein und Essen

Der Blick am Morgen aus dem offenen Kabinenfenster über den ruhig strömenden Fluss scheint wie aus einem Traum der letzten Nacht. Am Ufer stapeln sich Reihen bunter Fassaden wie Bausteine übereinander, bis sie auf dem Hügel einen weißen Palast erreichen, den Sitz des Bischofs. So präsentiert sich das Altstadtviertel von Porto mit seiner Promenade Ribeira den Flussreisenden vor ihrer Abfahrt den Douro stromaufwärts.

Das Ablegen lässt sich kaum jemand der etwa hundert Gäste an Bord entgehen, vorne am Bug oder oben am Sonnendeck. Wenn der Kapitän das Schiff unter der imposanten, eisernen Fachwerk-Bogenbrücke Ponte Luis I. durchsteuert, staunen nicht nur die Passagiere, sondern auch unzählige Fußgänger an den Geländern. In weiten Kurven schlängelt sich der Douro durch die Vororte von Porto. Bald lichten sich die Häuserreihen an den Ufern, das Grün gepflegter Gärten ragt über die Mauern einzelner kleiner Gehöfte. Der Douro hat sein Bett in unzähligen Kurven durch den Norden Portugals gezogen. Einmal umarmt der Fluss mit einer engen Schleife eine Landzunge, an der Spitze ein feiner Sandstrand, ein gut besuchter Badeplatz.

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Dann wieder wirkt der Douro wie ein langer See ohne Strömung. Schuld sind fünf Schleusen, die vor rund fünfzig Jahren errichtet wurden, um die Schiffbarkeit zu verbessern. Viele gefährliche Stromschnellen wurden beseitigt, außerdem dienen die Staustufen der Stromgewinnung. In der Schleuse von Carrapatelo wird das Schiff um rekordverdächtige fünfunddreißig Meter angehoben. Schon die Einfahrt bietet ein faszinierendes Schauspiel, wenn Kapitän Bernardino Pereira das achtzig Meter lange Schiff behutsam und präzise in die dunkle Schleusenkammer steuert, wobei zwischen Bordwand und Betonwänden nur eine Handbreit Platz bleibt. Schnell füllt sich das tiefe Becken mit Wasser, das Schiff wird gehoben und die Tore für die Weiterfahrt öffnen sich. Der Kapitän beschleunigt sanft und steuert in die Flussmitte, weiter stromaufwärts. „Das Fahren auf dem Douro ist mein Leben. Seit zehn Jahren bin ich von März bis November als Kapitän tätig, nur einen Tag pro Woche verbringe ich daheim bei meiner Familie.“

Der Strom windet sich in engen Kurven zwischen Felswänden durch. Die mächtigen Granitfelsen scheinen zum Greifen nahe, die Durchfahrt wird von einem lauten Konzert Tausender hell zirpender Zikaden begleitet. Wenn sich der Flusslauf weitet, durchziehen grüne, wie mit einem Kamm gezogene Linien die Landschaft. Generationen von Bauern haben Terrassen in den steilen, steinigen Hängen angelegt, auf denen Weinstöcke in Reih und Glied stehen – die Heimat des Portweins. Bis vor einigen Jahrzehnten wurden von hier Weinfässer mit flachen Holzbooten nach Porto transportiert, wo der Wein auch noch heute in kühlen Kellern am Flussufer reift. Heute schaukeln davor die hölzernen Boote nur mehr dekorativ für Touristen. 

Das Supersandwich

Sie verkosten in Porto alle den nämlichen Wein – und das Francesinha, ein absurd deftiges Sandwich mit Wurst, Fleisch und Käse, darüber die orangefarbene Francesinha-Soße. Man kommt in Porto nicht daran vorbei.

Auf der flusskreuzfahrenden „Douro Serenity“ stehen eher kleine Ortschaften wie Pinhão im Mittelpunkt. Ein Spaziergang führt zum Bahnhof, dessen Fassade kunstvoll mit Azulejos verziert ist. Blau auf weißem Grund präsentieren sich Landschaftsbilder und Motive der Weinlese. 

Beim Ausflug zu einem der traditionellen Weingüter auf den Hügeln, einer Quinta, bekommt man einen Überblick, wie kilometerweit die Weingüter ins Land reichen. Gutshäuser und palastartige Anwesen zeugen vom guten Ertrag, der mit den Weinen erzielt werden konnte.

Bis zur Grenze

In der Stadt Lamego soll im 17. Jahrhundert die Erfolgsgeschichte des Portweins begonnen haben, als ein Mönch durchreisenden Engländern ein Gläschen angeboten hat. Beherrscht wird das Stadtbild von der Wallfahrtskirche am Hügel, die über eine barocke Treppenanlage über 686 Stufen zu erreichen ist. In Barca d’Alva endet der schiffbare Teil des Douros. 

Der Fluss verschwindet in einer langen Schlucht und bildet Portugals Nordostgrenze zu Spanien, ein Tagesausflug nach Salamanca bietet sich an.

Bei der Rückkehr in Porto bleibt noch einmal Zeit, diese außergewöhnliche Stadt zu genießen. Zum Beispiel mit der Kabinenseilbahn, die über die Dächer der Portweinlagerhäuser auf den Hügel zum Park Jardim do Morro führt. Unzählige Menschen haben sich hier versammelt, um den Sonnenuntergang hinter der Kulisse der Stadt zu erleben. Bei Musik und natürlich einem Glas Wein stoßen die Passagiere auf das gemeinsam Erlebte an, während die Sonne am Horizont versinkt und den Himmel in intensives Orangerot taucht.

Dabei schweift der Blick nochmals über die Fassaden und Dächer der gegenüber liegenden Häuser im Ribeira-Viertel und auf den Douro, wo am Ufer die Douro Serenity liegt. In ihrem Restaurant wird gerade für das letzte Dinner gedeckt.