Städtetrip Helsinki: Zum Runterkommen in den Norden
Finnland habe für viele Menschen im deutschsprachigen Raum noch immer etwas Exotisches an sich, weiß Mikko Fritze vom deutschen Finnland-Institut zu berichten. Mag sein, dass es daran liegt, dass ein Land im Norden Europas, wo es lange Zeit im Jahr kalt und finster ist, bereits zum siebten Mal in Folge beim Weltglücklichkeitsbericht an erster Stelle gereiht wurde. Das macht neugierig.
Die Hauptstadt Helsinki empfängt einen so, wie man das durchaus im September erwarten kann – mit Regen und kühlen Temperaturen. Die Bewohner Helsinkis, rund 700.000 sind es, nehmen es mit Gleichmut. Die Stadt lädt, Regen hin oder her, zum Flanieren ein. Am geschäftigen Boulevard Mannerheimintie, benannt nach dem finnischen Marschall und Staatsmann Carl Gustaf Emil Mannerheim, reihen sich Geschäfte und einige der wichtigsten Bauwerke. Vom riesigen Kaufhaus Stockmann, dem drittgrößten Warenhaus Europas, über die Oper oder die Bibliothek Oodi bis hin zum Parlament.
Mag sein, dass die entspannte Haltung der Finnen mit der Lust am Saunieren zu tun hat. „Wir ermuntern die Leute, öfter zu saunieren. Es hat einen positiven Aspekt, trägt zum Wohlbefinden und Glücklichsein bei“, sagt Sauna-Expertin Anna Velten, die den Spa-Bereich im NH Collection Grand Hansa managt.
Eine Möglichkeit zum Saunieren bietet die kleine Insel Lonna, die man nach nur zehn Minuten Fahrzeit mit der Fähre erreicht. Bis 1955 wurden hier mithilfe der Anlagen, die noch immer auf der Insel zu sehen sind, Kriegsschiffe entmagnetisiert. Die Saunaanlage an sich ist freilich neu. Ein Bekannter von Mikko Fritze erklärt augenzwinkernd gern, dass die Finnen die Sauna erfunden hätten und andere die Regeln dazu. In der finnischen Sauna gibt es praktisch keine Regeln. Man kommt und geht, wie es einem gefällt. In den öffentlichen Saunen trägt man Badebekleidung. Und so wortkarg die Finnen sonst oft rüberkommen, so gesprächig sind sie, wenn sie in der Sauna sitzen.
In Finnland gibt es über drei Millionen Saunen. Dem stehen 5,5 Millionen Finnen gegenüber. Dazu hat Finnland über 180.000 Seen, so hat man eine gute Möglichkeit, sich abzukühlen – egal, wo die Sauna steht. Die Chancen, dass ein See in der Nähe ist, stehen gut. Nach dem Schwitzen in der Lonna Sauna kann man zum Abkühlen gleich im Meer eintauchen.
Relaxen in der Oodi
Eine andere Möglichkeit der Entspannung bietet die architektonisch beeindruckende Oodi-Bibliothek. Auf drei Stockwerken gibt es nicht nur Bücher zu lesen, man hat auch Studios für Musikaufnahmen, Küchen und Treffpunkte. Man kann auch gerne vorbeischauen, um einfach nur rumzuhängen, solange man niemand anderem auf die Nerven geht. Nur wer andere nicht respektiert, ist unerwünscht. Im dritten Stock hat man den eigentlichen Leseraum, von dem man eine tolle Aussicht auf den Platz davor und die Musiikkitalo Konzerthalle hat.
Und nur einen Steinwurf von der Bibliothek steht die Temppeliaukio „Felsenkirche“. Sie wurde in einen Felsen hingebaut und die Wände der Kirche sind tatsächlich Fels (um sie zu besichtigen, sollte man die Öffnungszeiten erfragen und es ist Eintritt fällig).
Ein beliebter Treffpunkt für Finnen und Touristen gleichermaßen ist der Senatsplatz. Bekannteste Attraktion ist sicherlich der Dom. Der wurde im klassizistischen Stil von Carl Ludwig Engel (deswegen gibt’s am Senatsplatz heute ein Café Engel) zwischen 1830 und 1852 erbaut – in einer Zeit, als man zum russischen Zarenreich gehörte und der Plan war, dass Helsinki ein kleines Sankt Petersburg werden sollte.
Anreise
Finnair fliegt zweimal täglich zwischen Wien und Helsinki. Kompensation 29 Euro via atmosfair.de
Übernachten
In zentraler Lage an der Mannerheimintie empfiehlt sich das NH Collection Helsinki Grand Hansa. Das Hotel wurde erst im Mai neu eröffnet.
Auf die Gäste wartet ein schöner Wellness-Bereich mit kuratierten Sauna-Erlebnissen und die Kupoli-Bar im Dachgeschoß mit 360-Grad-Blick über die Stadt. Preis: ab 220 Euro p. P. im DZ.
nh-hotels.com
Lokaltipp
Das Restaurant Elm findet sich in einer frisch renovierten Villa aus dem 19. Jh. Die Gerichte sind unkompliziert, Schwerpunkt auf Saisonalität und Bioprodukten
Info
myhelsinki.fi
Wald in der Stadt
Stolz ist man in Helsinki auch auf die Natur, denn rund vierzig Prozent der Fläche sind von Parks oder natürlichen Grünflächen bedeckt und nach einer kurzen Fahrt vom Stadtzentrum raus, steht man irgendwo im Wald. Anna Velten vom Spa kennt sich nicht nur mit Saunen, sondern auch mit den heimischen Pflanzen aus. Sie brauche keine Energy Drinks, erklärt sie und schwört stattdessen auf die belebende Wirkung der Brennnessel, aus der sie nach einem bestimmten Rezept (auch unter Zugabe von Alkohol) ihren Energy Drink zubereitet.
Zum Abschluss bietet sich ein Spaziergang durch eine Grünfläche inmitten der Stadt an, im schönen Park an der Eteläesplanadi. Am Ende steht man an einem der vier Häfen von Helsinki. Am Südhafen warten nicht nur ein Markt mit Ständen für Snacks oder Souvenirs, sondern auch die sehenswerte Uspenski-Kathedrale, ein Riesenrad und die Allas Meerpool-Anlage.
Eigentlich wollte man in Helsinki ein Guggenheim-Museum errichten, daraus wurde nichts. Und so stellte man die Allas-Anlage hin – inklusive Saunen, was sonst.
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