Der Park, den man in New York nicht vermutet
Natürlich liegt die berühmteste Grünanlage New Yorks central, aber die trendigste liegt über den Köpfen: Als 1980 der letzte Zug über die High Line, eine Hochbahn-Trasse im Südwesten Manhattans bretterte, stellten sich die New Yorker auf den Abriss ein, die alte Bahnstrecke hatte ausgedient. Züge, vor allem oberirdisch, waren in diesem Teil New Yorks nicht mehr gefragt.
Doch es sollte anders kommen: Einer Nachbarschaftsinitiative ist zu verdanken, dass die Stadt jetzt im Juni das mittlerweile fünfzehnjährige Jubiläum des „High-Line-Parkprojekts“ feiern kann. Zweieinhalb Kilometer schlängelt sich dieser High-Line-Park von den Hudson Yards, einem Luxuskaufhaus an der 34. Straße, bis in den südlichen Meatpacking District zum Whitney Museum. Kürzlich wurde sie im Norden sogar um ein paar hundert Meter bis zu einem der größten Bahnhöfe der Stadt erweitert – der Penn Station. Die Schienen blieben erhalten, sind teils wild von Pflanzen überwuchert, was zwischen Häuserschluchten im Industrial Chic einzigartig ist.
- Whitney Museum Amerikanische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, tägl. außer Dienstag, whitney.org
- Chelsea Market Lokale Shops abseits großer Marken, viele kleine Restaurants, tägl. 7–22 Uhr, chelseamarket.com
- Anreise Austrian fliegt tägl. mehrfach direkt Wien–New York, austrian.com. CO2-Kompensation ca. 52 € (hin/ret.)
Ein großer Teil ist aber eben als Park inszeniert. Der bietet mehr als sieben Millionen Besucherinnen und Besuchern jährlich neben Blumenbeeten und Alleen außergewöhnliche Blicke in die Big Apple-Straßen – nebst Kunstprojekten und kleineren Gastro-Ständen entlang der Gleise.
Auch abbiegen lohnt sich: Am Pier 54 der ehemaligen White Star Line, einen Steinwurf von der High Line entfernt, wurde erst 2021 ein anderer Park genau an der Stelle eröffnet, an dem die Überlebenden der Titanic am 18. April 1912 an Bord der Carpathia angekommen waren. Heute befindet sich genau dort „Little Island“, ein auf Stelzen angelegter Park, der von Juni bis September einerseits einen großartigen Blick über den Hudson River in Richtung Jersey City bietet, andererseits Theater, Musik und Kulinarik. Apropos Essen: Am südlichen Ende der High Line kommt man an der Nabisco-Fabrik vorbei, Geburtsstätte der Oreo-Kekse.
Fazit: Wer dem Overkill an Sightseeing entfliehen möchte und Ruhe sucht, wird die High Line mögen, wenngleich sie in warmen Monaten fast schon zu gut besucht ist – auch wegen der vielen kostenlosen Sportkurse, Angebote für Kinder und Führungen über die Bahntrasse. Die New Yorkerinnen und New Yorker haben sie lieb gewonnen, beleben sie mit immer neuen Ideen und haben geschafft, dass das Vorzeigeprojekt weltweit Nachahmer gefunden hat.
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