Der Anfang-Fünfzigjährige kennt in der „Stadt, die niemals schläft“ (in Anlehnung an den Slogan von New York City, Anm.) jeden Türsteher. Oder, besser gesagt: Jeder Türsteher kennt ihn. Und so dauert es nicht lang, da tippselt Doron mit Lesebrille auf der Nase auf seinem Handy herum und steuert schon das nächste Lokal an: Hier wird er vom Türsteher mit einem breiten Lächeln empfangen.
In der Gegend um den Rothschild-Boulevard und die Allenby Street reiht sich ein Lokal an das nächste, eines der bekanntesten ist das Sputnik. Drinnen gibt es mehrere Räume, jeder einzigartig ausgestattet und beschallt; draußen einen großen Bereich mit Hinterhof-Flair, nur schöner.
Ähnlich das Kuli Alma: Über eine Stiege hinab gelangt man in einen urbanen Garten, Street Art ziert die Mauern. Ein buntes Labyrinth, ebenso bunt und spannend ist das Publikum, die Drinks sind leistbar und die Musik gerade so laut, dass man sich abseits der Tanzfläche noch unterhalten kann.
Doron muss also gar nicht schreien, als er erklärt: „In Jerusalem we pray. In Tel Aviv we play.“ In Jerusalem, der Heiligen Stadt, wird gebetet. In Tel Aviv wird „gespielt“ – und das recht konsequent das ganze Jahr hindurch. Jänner und Februar sind die kühlsten Monate, aber auch da hat es tagsüber um die achtzehn Grad, nachts im Durchschnitt sieben.
Elektrisierend
Tel Aviv eignet sich gut für eine Flucht aus dem Alltag, gerade dann, wenn in Europa winterliche Temperaturen herrschen. Neben dem Nachtleben seien freilich auch der Strand, die Märkte im Zentrum und der 4.000 Jahre alte Stadtteil Jaffa mit seinen schmalen Gassen und den Künstler-Ateliers erwähnt.
Apropos Kunst – womit wir wieder beim Nachtleben wären: Weltbekannt ist Tel Aviv auch für seine lebhafte Musikszene, vor allem im elektronischen Bereich. DJ Offer Nissim zum Beispiel ist so etwas wie ein Nationalheld. Er hat für die Sängerin Dana International den Hit „Diva“ produziert, mit dem Israel 1998 den Eurovision Song Contest gewonnen hat.
Bei seinen Konzerten gilt (siehe Foto am Artikelbeginn): Wer ein T-Shirt trägt, ist in der Minderheit. Der Körperkult seiner Gäste ist auch etwas, wofür das Nachtleben Tel Avivs weltbekannt ist.
Wir erinnern uns – gebetet wird in Jerusalem.
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