Marienbad: Kraft tanken nach überstandener Krebserkrankung
Nach vorne blicken: Facing Forward, lautet die programmatische Devise für Gäste wie Maria. „Genießen, keine Behandlungen mehr machen müssen, überhaupt nichts müssen. Einfach entspannen, das erlaube ich mir jetzt“, sagt die 45-jährige IT-Spezialistin. Maria hat sich für eine Woche im imposanten Falkensteiner-Grandhotel im tschechischen Marienbad einquartiert, um wieder zu Kräften zu kommen. „Das letzte Jahr war völlig vom Brustkrebs bestimmt, der bei mir diagnostiziert worden war. Die niederschmetternde Erkenntnis, todkrank zu sein, die Angst, ob die Therapie anschlägt, ob ich das überleben kann und meine Familie nicht zurücklassen muss, das macht etwas mit dir. Das hinterlässt Spuren. Selbst wenn man, wie ich, den Sieg gegen diesen heimtückischen Feind schafft.“ Maria hat den Kampf gegen den Krebs gemeinsam mit ihren Ärzten gewonnen, Gott sei Dank. Aber sie ist müde, will wieder Kraft tanken, positiv auf das Leben blicken, entspannte Tage verbringen. Kurz: Wieder ein normales Leben leben.
„Wir wenden uns an Menschen, die eine schwere Krankheit in der Akutphase hinter sich haben und wieder genesen sind, sich aber noch nicht wirklich gut fühlen“, erläutert Chefarzt Roman Vokaty die Philosophie des Facing-Forward-Programms in Marienbad.
Nach ausführlichem Arztgespräch, einer Blutuntersuchung und einem EKG erstellt er mit seinem Team einen individuellen Therapieplan, der aber ausdrücklich keine medizinischen Behandlungen umfasst. „Wir versuchen, unsere Gäste wieder aufzubauen.“ Die unterschiedlichen Behandlungen stützen sich auf drei Säulen: auf die Steigerung der Immunität und des inneren Wohlbefindens sowie die Unterstützung der körperlichen Rekonvaleszenz. Erreicht sollen diese Ziele mittels spezieller Heilbäder, intramuskulärer Vitaminkuren und Entspannungsübungen werden.
Waldtherapie
Waldbäder, sprich: das Spazieren durch den Wald mit allen Sinnen, sorgen für wohltuende Bewegung an der frischen Luft und für meditative Momente. „Für die innere Heilung“, wie Lenka, die erfahrene Waldtherapeutin ergänzt. Immer wieder mahnt sie während der zwei Stunden ihre Schützlinge zum Innehalten und Genießen der Natur. „Die Bäume enthalten Mikronährstoffe, die euch guttun. Taucht in den Wald ein, um seine Heilkräfte aufzusaugen.“
Neben den Programmpunkten des individuell erstellten Aufenthaltsplans können die Gäste jederzeit im Spa-Bereich entspannen, sich Kosmetikbehandlungen und Massagen oder CO2-Injektionen zur Durchblutung des Gewebes gönnen. Die Betreuung erfolgt durchwegs durch ausgebildetes Personal. Vokaty: „Wir sind keine staatliche Einrichtung, die mit Krankenkassen zusammenarbeitet, aber wir sind eine anerkannte medizinische nicht-staatliche Einrichtung.“
Facing Forward sei eigentlich die Idee einer deutschen Ärztin gewesen, die im Haus zu Gast war, so Vokaty. „Sie war angetan, wie fachkundig unser Personal ist. Sie meinte, das Know-how müsst ihr nützen. So haben wir unsere Programme entwickelt.“ Neben dem Facing Forward-Programm bietet das Falkensteiner Marienbad nun auch ein Post-Covid-19-Programm für Betroffene von Corona-Langzeitfolgen an.
Als ideale Zeitspanne zur vollständigen Erholung betrachtet Vokaty drei Wochen: „Das wäre optimal, aber ich weiß, das ist meist unrealistisch. Daher ist es schon ein guter Anfang, wenn man sich eine Woche lang intensiv mit seiner Gesundheit beschäftigt.“ Beide Programme werden folglich ab einer Woche Aufenthalt angeboten.
Wer in Marienbild urlaubt, sollte auch den geschichtsträchtigen Kurort entdecken. Die Bedeutung Marienbads lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Mit der Eisenbahnverbindung Eger-Pilsen im Jahr 1872 begann die Entwicklung des Ortes und seine Erschließung für Gäste aus nah und fern. Am Anfang des 20. Jahrhunderts erreichte Marienbad seine Vollblüte. Der malerische Ort wurde durch seine Trinkkuren, Parks, Promenaden und mineralhältigen Heilquellen in der Trinkhalle unter den Kolonnaden zum place to be für Adelige, Künstler und Unternehmer. Die mächtigsten Staatenlenker fanden sich hier zur Kursaison ein. Im Stadtmuseum Marienbad ist die Begegnung des englischen Königs Edward VII. mit dem österreichischen Kaiser Franz Josef I. dokumentiert. Marienbad wurde zu einem politischen und gesellschaftlichen Zentrum ersten Ranges. Goethe, Kafka, Johann Strauß, Gorki, Chopin, Freud – sie alle waren da.
Neben der Reminiszenz an die Geschichte Marienbads kommt der Besucher auch an den Heilquellen des Ortes nicht vorbei. Jede Quelle kuriert mit ihrem Wasser ein anderes Leiden. So ist das Wasser der Rudolfquelle gut für Nieren und Blase, jenem der Kreuzquelle sagt man abführende Wirkung nach. Die Alexandraquelle ist gut für die Durchblutung und den Bewegungsapparat. Wohlschmeckend ist das Wasser nicht, aber was tut man nicht alles für seine Gesundheit.
Das letzte Wort hat Johann Wolfgang von Goethe, der sich mit seinen wiederholten Reisen nach Marienbad fit hielt, für seine junge Liebe, Ulrike von Levetzow: „Mir war es, als befände ich mich in den nordamerikanischen Wäldern, wo man in drei Jahren eine Stadt baut. Der Plan ist glücklich und erfreulich, die Ausführung streng. (…) Nicht leicht habe ich etwas Erfreulicheres gesehen“, schwärmte der 74-Jährige im Jahr 1820.
Goethe, der erste Waldtherapeut.
Klimafreundliche Anreise
Mit der Bahn von Wien über Prag nach Marienbad, Fahrzeit ca. 7 Std., oebb.at
Übernachten & Package
Im Falkensteiner Spa Resort Marienbad, ab 180 €/N p. P. im DZ (ohne Package). Das Facing-Forward-Package wird ab 290 €/N angeboten, für 7 Nächte im Superior-Zimmer (derzeit Vorsaison) sind rund 1.900 € zu bezahlen. Chefkoch Miroslav Matejkin sorgt mit frischen Speisen für Genuss, der nicht anschlägt. falkensteiner.com
Spezialität der Region
Oblaten! Gibt es mit Mandel, Haselnuss, Vanille und Schokolade. Platzhirsch Kolonada produziert „tschechische Spa-Waffeln“
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