Kenia: Einmal Safari mit viel achtsam bitte!
Langsam kommen sie durch das ausgedörrte Buschland dahergetrottet. Manche einzeln, einige in Paaren, wieder andere treffen in kleineren Gruppen ein. Die Rede ist nicht von Touristinnen und Touristen. Es geht um die berühmten roten Elefanten von Tsavo, die sich jeden Vormittag an derselben Stelle einfinden. Am Ende werden es dreiundvierzig der sanften Riesen sein, die sich um das Wasserloch scharen, das kurz zuvor aus einem großen Tankwagen aufgefüllt wurde.
Ein notwendiger Eingriff in die Natur; hat es hier, im Süden Kenias, unweit der Grenze zu Tansania und an guten Tagen in Sichtweite des Kilimandscharo, doch seit zwei Jahren nicht geregnet. Der Klimawandel hinterlässt überall seine Spuren.
Doch jetzt eben erst einmal Wasser. Der Durst ist groß, das Wasserloch klein und dennoch geht es friedlich zu. Wer getrunken hat, macht Platz für Neuankömmlinge; kommt ein alter Bulle, wird ihm ohnehin sofort respektvoll der Zugang gewährt. Man hat schon viel über das komplexe Sozialleben von Elefanten gehört, gelesen und vielleicht in Dokumentationen gesehen. Es selbst aus der Nähe zu erleben, ist aber noch einmal etwas anderes, wie immer. Und Nähe, das heißt hier wirklich Nähe.
Keine zehn Meter von den Tieren entfernt beobachtet die kleine Gruppe Touristinnen und Touristen vom Jeep aus das Treiben. Ganz still, um die Elefanten ja nicht zu verschrecken. Nur vereinzeltes, ehrfurchtsvolles Flüstern und das Klicken der Kameraauslöser ist zu hören, hat es doch viele Monate gedauert, die Tiere an die Anwesenheit der Menschen zu gewöhnen, erzählt Richard Corcoran.
Win-win-Situation
Der 58-Jährige ist Gründer des „Secluded Africa Wildlife and Community Trust“. Die Stiftung unterhält Schutzgebiete am Rande großer Nationalparks – und ist damit sozusagen der Herr über das Wasserloch. Zum Beispiel am „Tsavo West“ oder der „Masai Mara“, der Verlängerung der berühmteren Serengeti auf der kenianischen Seite der Grenze. „Wildlife“ und „Community“ gehen in diesem Modell Hand in Hand, Secluded Africa betreibt nicht nur eine Rangertruppe, die gegen Wilderer vorgeht, sondern unterstützt auch die lokale Bevölkerung in den Schutzgebieten mit Stipendien und Bildungsprogrammen – und, wenn es sein muss, auch mit Wasser- und Lebensmittellieferungen.
Denn langfristiger Schutz der Wildtiere kann nur dann gelingen, wenn man den Menschen in der Region eine Perspektive bietet und ihnen klarmacht, dass die Natur ihr größtes Kapital ist, sagt Richard. Das Ganze geht so weit, dass etwa aufgegriffene Wilderer das Angebot erhalten, zu Rangern oder Imkern umgeschult werden. Letzteres ist eine besonders lohnende Idee: Weil Elefanten keine Bienen mögen, werden Zäune und Felder, an denen Bienenvölker leben, nicht von Dickhäutern auf Nahrungssuche niedergetrampelt.
Ein 30.000-Dollar-Kunstwerk an der Rezeption wird man bei uns nicht finden. Mit dieser Summe kann ich vierzig Kinder bilden oder fünfzig Elefanten schützen.
Finanziert wird die Stiftung zum Großteil über den Betrieb kleiner, aber exklusiver Lodges – gleichfalls unter dem „Secluded Africa“-Label. Wobei exklusiv nicht mit Luxus europäischer Prägung zu verwechseln ist. „Wir haben keine Fünf-Sterne-Unterkünfte, aber wir versuchen, unseren Gästen eine Fünf-Sterne-Erfahrung zu bieten“, sagt Richard. „Ein 30.000-Dollar-Kunstwerk an der Rezeption wird man bei uns nicht finden. Mit dieser Summe kann ich vierzig Kinder bilden oder fünfzig Elefanten schützen.“
Ärmlich sind die Unterkünfte trotzdem keineswegs: Man schläft rundum betreut in liebevoll gestalteten Camps mit einmaligen Aussichten – direkt aus dem Bett. Im Kipalo Hills-Camp in Tsavo auf den weiten Busch in Richtung Kilimandscharo; in der – vom Vorarlberger Othmar Pircher betriebenen – Sunbird Lodge nordwestlich von Nairobi auf den Lake Elementaita mit seiner riesigen Flamingopopulation; im „Instinct of the Mara“-Camp auf einen Wald, in dem sich Affen, Zebras und weiteres Getier tummeln – und vor allem nachts schon einmal mitten durchs Camp spazieren. Angst muss hier jedoch niemand haben, nach Sonnenuntergang wird jeder Weg von Massai begleitet, die im Zweifel wissen, was zu tun ist.
Das „Instinct of the Mara“ punktet vor allem mit seiner Lage direkt an der namensgebenden Masai Mara. Auch, wenn die Kunden von „Secluded Africa“ nicht hierher kommen, um bloß die „Big Five“ (siehe Bildergalerie) abzuhaken: Die Möglichkeit besteht im Nationalpark durchaus. Was vor allem an den lokalen „Spottern“ liegt, die während des „Game Drives“ durch den Park mit geschultem Blick jedes Tier vom Nashorn bis zur entzückenden, aber winzigen „Dik Dik“-Zwergantilope erspähen, selbst wenn der Europäer genau nichts sieht.
Afrikanischer Elefant
Die größten lebenden Landbewohner der Erde zeichnen sich durch ein komplexes Sozialleben und ebensolche Kommunikation aus. Ein über den Stoßzahn gelegter Rüssel signalisiert etwa: immer mit der Ruhe
Nashorn
Wie Elefanten sind auch Nashörner besonders durch Wilderer bedroht. Haben diese es bei den Elefanten auf die Stoßzähne abgesehen, sind es bei den Nashörnern die namensgebenden Hörner, die sich verkaufen lassen
Leopard
Nach Tigern, Löwen und Jaguaren sind Leoparden die viertgrößten Katzen. Die bei Weitem größte Population lebt in Afrika südlich der Sahara, doch auch in Teilen Asiens sind sie beheimatet. Leoparden laufen bis zu 60 Stundenkilometer schnell
Kaffernbüffel
Auch als Schwarzbüffel, Afrikanischer Büffel oder Steppenbüffel bekannt, leben die Tiere mit den charakteristischen Hörnern in – zum Teil großen – Herden. Als einzige Art der „Big Five“ gelten sie nicht als gefährdet
Leben und Tod
Wer zur richtigen Zeit vor Ort ist, kann in der Masai Mara zusätzlich das Glück haben, ein weniger schwer zu erkennendes Schauspiel zu beobachten: den besonders spektakulären Teil der „Great Migration“, der größten Tierwanderung der Erde. Wer das Privileg hat, zu sehen, wie in kürzester Zeit Tausende Gnus den Mara River in Richtung Serengeti und Tansania durchschwimmen, während sich die im Fluss wartenden Krokodile das eine oder andere schnappen, vergisst es sein Leben lang nicht.
Schon die Fahrt vom Camp in den Nationalpark bietet aber einmalige Begegnungen. Wer kann schon behaupten, mitten in einem zwanzigköpfigen Löwenrudel gestanden zu sein (im Jeep wohlgemerkt!), während die einen ein frisch erlegtes Gnu verspeisen und die anderen gerade versuchen, sich an ein paar Zebras anzuschleichen? Im Park selbst ist das nicht möglich, dürfen die Fahrer doch die Pisten nicht verlassen, um den Grund zu schonen. Den Königen der Savanne selbst sind die Gestalten in den geländegängigen Fahrzeugen übrigens überraschend egal, mehr als einen kurzen Blick haben sie nicht für uns übrig. Wäre es anders, würden die Fahrer auch nicht so nah heransteuern, ist die enorme Dichte an Wildtieren im Schutzgebiet außerhalb des Parks doch ein Verkaufsargument, mit dem die Camps im Park nicht dienen können.
Wer seinen Kenia-Aufenthalt nach all diesen intensiven Naturerfahrungen abrunden will, kann das zum Beispiel an der Küste nördlich von Mombasa machen. Natürlich betreibt „Secluded Africa“ auch dort eine Unterkunft: Im „Cardamom House“ muss man sich aber auf einen kleinen Kulturschock gefasst machen, denn hier heißt „exklusiv“ tatsächlich Luxus. Wie ein Palast aus Tausendundeiner Nacht wirkt die Anlage, die der Salzburger Mario Enzesberger errichtet hat. Doch auch hier bleibt man seinen Prinzipien treu, er beschäftigt ausschließlich Arbeitskräfte aus der Umgebung und unterstützt die lokale Bevölkerung.
Gründer Richard fasst das so zusammen: „Wir versuchen, eine Symbiose zwischen unseren Kunden, der Tierwelt und den Communitys zu kreieren.“
Anreise
Flüge nach Nairobi haben unter anderem Emirates (über Dubai), Ethiopian (über Addis Abeba) oder Lufthansa (über Frankfurt) im Programm.
Kompensation ab Wien hin/retour ca. 120 € p.P.
Buchung
Die Lodges und Pakete von „Secluded Africa“ sind exklusiv bei „Best4Travel“ von Geo Reisen buchbar, georeisen.com/b4t/
Reisezeit
Die beste Zeit für einen Safari-Trip nach Ostafrika sind die Trockenzeiten von Dezember bis März bzw. von Juni bis Oktober
Fotografie
Eine gute Kamera lohnt sich für eine Safari definitiv. Auf dieser Reise hat sich die Canon EOS R5 mit dem EF 100–400mm f/4.5–5.6L IS II USM Teleobjektiv sowie einem RF 15-35mm f2,8 Weitwinkel extrem bewährt. Die Ausrüstung wurde für die Dauer der Reise von Canon Österreich zur Verfügung gestellt; canon.at
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