Schlemmen am Strom: Warum Foodies nach Quebec und Montreal reisen
Sie sind ziemlich verschieden: eine imposante, aber charmante Großstadt mit jeder Menge Wolkenkratzer und Shoppingmalls – und ein idyllisches, buntes Städtchen, das genauso in der Bretagne stehen könnte: Montréal und Québec. Gemeinsam sind ihnen die Lage an einem riesigen Strom, die französische Sprache, die Begeisterung für Festlichkeiten und vor allem das gute Essen. Wäre nicht ein Transatlantik-Flug dazwischen, fühlte man sich wie mitten in Frankreich, besonders in den beiden wichtigsten Städten der Provinz Québec, der größten Kanadas, dreimal so groß wie Frankreich, aber wesentlich dünner besiedelt.
Das Leben spielt sich rund um den St. Lorenz-Strom ab, und da vor allem in den wenigen Städten. Und zwar so richtig. Dass die französische Küche in den hiesigen Restaurants alle Stück’ln spielt, versteht sich von selbst. Eine angenehme Besonderheit ist, dass die Restaurantpreise im Vergleich zu französischen oder den nahen US-Städten erschwinglich sind.
In Montreal: Das sind die besten Märkte und Lokale
Speziell in der multikulturellen Metropole Montreal gibt es Köstlichkeiten für jede Brieftasche.
Der "Time Out Market"
Entlang der zentralen Rue Sainte-Catherine, mit vielen Metrostationen gut erschlossen, findet man wahre Tempel der kulinarischen Vielfalt. Mitten im Einkaufszentrum Eaton Centre gibt es den „Time Out Market“, wo in einer Halle fünfzehn Top-Köche zeigen, was sie können. Von frankokanadischen Spezialitäten über vietnamesische Küche bis zu karibischen und indischen Currys. Die Grillstation ist ein Favorit, mit großen Steaks vom Feinsten (nur der Hummer beim Surf’n Turf ist etwas mickrig).
25 offene Restaurants: "Le Central"
Einen kurzen Spaziergang weiter liegt ein beliebtes Lokal-Sammelsurium namens „Le Central“, wo in fünfundzwanzig offenen Restaurants alles geboten wird, was das Gourmetherz begehrt. Ein Geheimtipp: der Austernstand. Und nochmals: alles leistbar! Nur wenige Touristen suchen angesichts dieser Vielfalt auch abseits vom Trubel im Zentrum nahe des St. Lorenz-Stroms nach kulinarischen Highlights.
Little Latino-Italy: Küche aus El Salvador
Dabei befindet sich nur ein paar Metrostationen weiter der Stadtteil „Little Italy“ – hier kommt man in eine andere Welt. Wer glaubt, dass sich eine Pizzeria an die nächste reiht, irrt. Denn große Teile des Viertels mit den niedrigen, manchmal schäbigen Häusern, aber vielen hübschen Wandmalereien, werden von Einwanderern aus Lateinamerika bewohnt. Mit all seinen Vorzügen, wie etwa den zahlreichen exotischen Lokalen. Besonders gut vertreten ist El Salvador, aber auch die Küche mancher Andenländer.
Im winzigen salvadorianischen Lokal Los Planes etwa gibt es Latino-Kitchen pur. Spezialität sind die Pupusas, gefüllte Tortillas aus weißem Maismehl. Gebacken werden sie in der Pfanne, serviert mit Curtido, einem leicht fermentierten Kohlsalat aus Weißkohl, Karotten, roten Zwiebeln, Oregano, Limettensaft und Chili, ähnlich einem koreanischen Kimchi. Und natürlich mit scharfer Tomatensauce. Die Füllung besteht meistens aus Frijoles, den aromatischen schwarzen Bohnen, aber es gibt sie auch mit Fleisch oder Käse.
Der größte Bauernmarkt Kanadas: Der Jean-Talon-Markt
Die besten Konditoreien sind natürlich italienisch (siehe Infos). Aber es gibt hier eine Avenue Mozart. Ein Muss in Little Italy ist der Jean Talon-Markt, kaum zu verfehlen, es ist der größte Bauernmarkt Kanadas. Wer sich bisher noch nicht für das berühmteste kanadische Exportprodukt, den Ahornsirup, entscheiden konnte, hier gibt es die ganz große Auswahl. Und natürlich alle Feinschmeckereien, für die die Provinz bekannt ist, von frischen Beeren und Pilzen aller Art, frisch oder getrocknet (Souvenir!), bis zu Austern und anderen Meeresfrüchten.
Geschäfte und Restaurants in der Ville Intérieure
Dass es in Montreal ganz gern regnet, spielt dabei kaum eine Rolle. Denn erstens hat man den Schirm dabei und zweitens gibt es mit der Ville Intérieure mit stolzen zweiunddreißig Kilometern das längste Tunnelnetzwerk dieser Art weltweit. Es verbindet zehn U-Bahnstationen mit hunderten Geschäften, Kinos und Restaurants. Apropos: Eine gute Gelegenheit, um für eine ausreichende Unterlage zu sorgen, wenn es danach ins abendliche Getümmel der Festival-Meilen in der Innenstadt mit seinen besonders freundlichen, quirligen und vielfältigen Bewohnern geht.
Ausgehen in Montreal
Wer zwischen Juni und September kommt, landet automatisch auf irgendeinem Straßenfest, Großkonzert oder einem der zahllosen Kulturevents. Die Frankokanadier lassen es vor allem im Sommer so richtig krachen. Rund um die Place des Arts, Place du Canada und dem Quartier des Spectacles gibt es fast jeden Abend Konzerte, Events und Ausstellungen aller Art. Open Air, versteht sich. Zwischen den zahlreichen Wolkenkratzern findet man wunderschöne Kathedralen, wie die Anglikanische oder die St. James. Empfehlenswert ist ein Spaziergang entlang des Piers des Alten Hafens mit Riesenrad, Tiroler Zipline, Markthalle und der Zentrale des weltberühmten Cirque du Soleil. Stärkung gibt es an einem der beliebten mobilen Standeln mit Crêpes.
- Time Out Market
- Le Central
- Alati-Caserta in Little Italy, die älteste italienische Konditorei Montréal, zum Niederknien
In Québec City: Das sollte man gesehen haben
Québec City ist kleiner und verspielter als Montreal, prunkt aber mit der vielleicht attraktivsten und spannendsten Altstadt Nordamerikas, natürlich Unesco-Welterbe. Die „Unterstadt“, früher mal ein heruntergekommenes Hafenviertel direkt am Fluss, ist ein einziges Farbenspiel. Über engen Gassen, hier gibt es fast nur Kopfsteinpflaster, hängen bunte Schirme.
Anreise
Fünfmal pro Woche nach Montréal: austrian.com
Québec City ist von dort mit der Via Rail in vier Stunden erreichbar. CO2-Kompensation: 90 Euro via atmosfair.de
Pauschalreise
Mietwagenreise Ostkanada von GEO-Reisen, mit Montréal und Québec, ab 2.500 Euro. Individuelle Anpassungen möglich.
Übernachten
– Québec City: Auberge Saint-Antoine
– Montréal: Hôtel de l'ITHQ
Veranstaltungen
– „Fête nationale du Québec“: offizieller Nationalfeiertag der Provinz Québec (24. Juni)
– „Sommerfestival von Québec“: größte Veranstaltung des Jahres
– „Pop Montréal“: Festival an über 50 Standorten
– „FrancoFolies de Montréal“: eines der größten Chanson-Events
Auskunft
–Montréal: mtl.org,
– Québec City: quebec-cite.com
Historisches Viertel "Unterstadt": Fresquen, Kirchen, Bars
Die schönsten sind das Fresque des Québécois an der zentralen Place Royal und eine Gasse weiter das Fresque du Petit-Champlain – beide erzählen die Geschichte der Stadt. Der Franzose Champlain hat die Stadt übrigens im Jahr 1608 gegründet. Dass von manchen Fassaden aufblasbare rosa Figuren hängen, ist eine Idee des Künstlers Philippe Katerine, die sich in frankophilen Städten ausbreitet.
Jedes Haus hat eine Geschichte in diesem kleinen, historischen Viertel, hier steht übrigens auch mit der Notre Dame des Victoires die älteste Steinkirche Nordamerikas. Ansonsten gibt es alles, was sich Touristen wünschen: Souvenirshops, Galerien, Restaurants und Bars reihen sich dicht aneinander. Ein Teller Austern, danach Lachs-Tatare mit Chips und frischem Salat, alles frisch aus dem nicht allzu fernen Atlantik, das kostet etwa im urigen Lokal L’Échaudé nicht mehr als ein gutbürgerliches Mittagessen in Wien.
Das meistfotografierte Hotel der Welt
Dabei blickt man in der kleinen Unterstadt immer wieder nach oben, denn dort thront das Château Frontenac, ein architektonisch einzigartiges Luxushotel, das zu den meistfotografierten der Welt zählt und das heimliche Wahrzeichen der Stadt ist. Das Château liegt – entweder über einen steilen Gehweg namens „Halsbrecher-Treppe“ oder einen Aufzug erreichbar – schon in der „Oberstadt“, umgeben von den Mauern und Wehrtürmen der Zitadelle am Cap Diamant. Sie ist der höchste Punkt Québecs und das größte Fort Nordamerikas, das übrigens noch immer von der kanadischen Armee genutzt wird. All diese Attraktionen, auch das Champlain Monument, lassen sich von der Dufferin Terrace bestaunen, die eine großartige Aussicht auf die Unterstadt und den an dieser Stelle relativ engen St. Lorenz-Strom bietet.
Zentrale Oberstadt: Flaniermeilen, Restaurants und offene Galerien
Von hier empfiehlt sich ein Rundgang entlang der alten Stadtmauern, über die Place de l’Hotel de Ville zum Park de l’Attilerie und wieder hinunter zur Place de la FAO, der hier gegründeten Welternährungsorganisation. Eine Galionsfigur in einem Brunnen hält Nahrungsmittel aus allen Kontinenten in den Armen. Verbunden wird alles in der zentralen Oberstadt durch breite Flaniermeilen mit Shops und Restaurants. Die Qual der Wahl ist ziemlich groß. Originell ist die Rue du Trésor, die fast ausschließlich aus Open Air-Galerien besteht.
Kommentare