Dubrovnik: Warum man die kroatische Hafenstadt im Herbst besuchen sollte

Die Altstadt von Dubrovnik, umgeben von einer steinernen Stadtmauer, liegt an der Küste.
Der Charme der Altstadt von Dubrovnik, das mittelalterliche Flair und das Blau des Meeres elektrisieren wie eh und je. Aber die kroatische Adria-Perle lässt auch Frischeres zu.

Es ist ein Bild für Götter, hier an der Adresse Poljana Paska Milicevica gleich nach dem Pile-Tor, dem populärsten Entree zur Altstadt von Dubrovnik. Eine Nonne riskiert einen verstohlenen Seitenblick in die Auslage eines „Game of Thrones“-Souvenirladens. Fällt wohl unter geistliche Horizonterweiterung über das nahe gelegene Dominikanerkloster hinaus. Warum auch nicht die Reliquien des Welterfolgs des US-Bezahlsenders HBO zu begreifen versuchen, auch wenn der große Hype längst abgekühlt ist?

Ein Souvenirladen in Dubrovnik verkauft Fanartikel von „Game of Thrones“.

Ein Souvenirgeschäft zeugt vom „GoT“-Hype, der noch anhält

"Games of Thrones" sorgte für einen Extraschub

Dass Schlüsselszenen des Fantasy-Blockbusters vor Ort gedreht wurden, hatte über Jahre neue Zielgruppen massenweise angespült. Ob die Handels- und Hafenstadt den zusätzlichen Ansturm gebraucht hat (abgesehen vom willkommenen Geldregen), steht in einem anderen Skript. Die Perle der Adria genügt sich auch so, und Overtourism war schon vor „Game of Thrones“ Aufregerthema.

Frühmorgens die Rushhour vermeiden

Weil die Altstadt und deren Lage einfach zeitlos grandios sind. Der beste Überblick lässt sich noch immer von oben gewinnen: Beim Pile-Tor steil rauf auf die bis zu fünfundzwanzig Meter hohe und sechs Meter dicke Stadtmauer, am besten früh am Tag oder am späteren Nachmittag zwecks Vermeidung der Rushhour. Vor dem Rundgang hat man die Dubrovnik-Card gezückt oder um fünfunddreißig Euro ein Kombi-Ticket gelöst, das auch den Besuch der Festung Lovrijenac auf einem vorgelagerten Felsen beinhaltet (auch eine „GoT“-Location).

Begehbares Welterbe

Die fast zwei Kilometer lange Stadtmauer ist für Insider nichts weniger als Europas besterhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage. Beim Lustwandeln auf dem Wall erfreut eine fabelhafte Ziegeldach- und Turmlandschaft das Auge, was Poeten aus den unterschiedlichsten Epochen zu wahren Elogen über dieses Freiluft-Museum inspiriert hat: „Eine Sinfonie in Stein, dank der Harmonie zwischen ihren Festungen und Bastionen, ihren Plätzen und Brunnen, ihren Treppen und Gässchen, ihren Palästen und Kirchen“. Auf Schritt und Tritt Bauwerke mit Gotik-, Renaissance- und Barock-Reminiszenzen – man kann sich gar nicht sattsehen am UNESCO-Weltkulturerbe.

3 Tipps

Die Festung Lovrijenac thront auf einem Felsen an der Küste von Dubrovnik.

Beautiful Dubrovnik's Fortress Lovrijenac, Adriatic Sea, Croatia

„Gibraltar von Dubrovnik“: Die Festung Lovrijenac auf einem Felsen steht stellvertretend für den Widerstandsgeist Dubrovniks. Die in Stein gemeißelte Inschrift über dem Eingang lautet „Non bene pro toto libertas venditur auro“: Für kein Gold der Welt soll jemals die Freiheit verkauft werden. Heute ist Lovrijenac eine stilvolle Open-Air-Bühne

Blick über die Dächer von Dubrovnik mit dem Glockenturm im Vordergrund.

Flanieren und speisen: Die atmosphärisch dichte, parallel zur Stradun-Promenade verlaufende Prijeko-Gasse  ist abends ein brummender Dining-Hotspot. Am besten Lokales ordern wie das „Arme-Leute-Gericht“ Buzara mit Muscheln in Weißwein-Sauce, Knoblauch und Petersilie. Oder „Scampi Buzara“ mit einem Glas Rosé

Menschen entspannen sich unter weißen Sonnenschirmen auf den Felsen am Meer.

Bar auf den Klippen: Kein Geheimtipp mehr, aber immer wieder ein Erlebnis: Buza, eine einfache, aber stimmige Klippen-Bar, erreichbar durch ein Loch in der Stadtmauer. Witzig, wie viele Touristen trotz Smartphone-Hilfe immer noch am Eingang (Crijevićeva 9) in der Nähe des St. Stephansturms vorbeistolpern

Von Backpackern bis zu den Weltstars kommen alle

Die prächtige Fußgängerzone Stradun, vom venezianischen stradone (große Straße) abstammend, ist die Hauptschlagader der Altstadt. Beim Flanieren auf dem spiegelglatten Kalksteinboden kommt tatsächlich die Welt zusammen, Backpacker, Busreisende, Kreuzfahrtpassagiere, Beyoncé, Bill Gates und Oligarchen, die ihre Jachten vor der Insel Lokrum parken. Für alle liegt Romantik in der Luft, in den verwinkelten, steilen Gässchen wetteifern unzählige Restaurants, Konobas und Cafés um Kundschaft, die Eissalons überbieten sich mit ausgefallenen Sorten.

Die Insel Lokrum vor Dubrovnik.

Erst Dubrovnik besuchen und dann auf der Insel Lokrum dem Trubel entfliehen

Jüngeres Publikum zieht es nonnengleich zu Game-of-Thrones-Merchandise-Shops. Kroatiens Golden Oldie Luka Modric ist auf Fußballdressen immer noch omnipräsent – während Albert Einstein, dem unverwüstlichen Spielmacher auf dem weiten Feld der Wissenschaft, auf schrägen T-Shirts Tattoo und zerrissene Hosen verpasst wurden.

Rhapsody in Blue

Keinen geringen Anteil am Gesamtkunstwerk Dubrovnik hat freilich das flankierende Blau des Meeres und seine Badeplätze. Das kann ein grober Kieselstein-Stadtstrand sein wie Banje oder noch ein kleines Stück weiter außerhalb Felsplateaus mit Leitern, die ein gewisses Entdecker-Gen erfordern, um durch das Dickicht der mediterranen Vegetation hinab zu den Einstiegen ins glasklare Wasser zu finden. 

Kleiner Tipp: Einen der tollsten Wildbadeplätze findet man nur einen Köpfler entfernt vom Luxushotel „Villa Dubrovnik“, mit einem umwerfenden Cinemascope-Blick auf die Altstadt als Zusatzbonus.

Berühmte schwärmten von der Stadt

Die Fluten, die schon der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau vor bald einem halben Jahrhundert als die saubersten im Mittelmeer diagnostiziert hatte, haben es auch dem Violinvirtuosen Julian Rachlin angetan. Als der 49-Jährige von 2001 bis 2012 sein eigenes Kammermusik-Festival in Dubrovnik ausrichtete, galt die dalmatinische Schönheit als sein Sommersitz: „Dieses Gefühl ... diese Emotion ... die Energie ... das Meer ... die Geschichte“, schwärmte der in Litauen geborene und in Wien aufgewachsene Stargeiger, Bratschist und Dirigent.

Meister im Durchlavieren

Der Bilderbuchort führte über Jahrhunderte, ähnlich wie sein einstiger Rivale Venedig, ein gewisses Eigenleben und hat sich nie unterkriegen lassen, weder von der Erdbebenkatastrophe 1667 noch vom serbischen Bombardement 1991. Immer wieder spielten die Regenten von Ragusa, wie der Stadtstaat früher hieß, die großen europäischen Mächte mit Chuzpe und Diplomatie aus. Auch scheute man nicht Schutzgeldzahlungen und die Extrameile, wenn sie lukrativ war: Osmanische Herrscher im nahen Bosnien sollen von der Handelsmetropole mit Gewürzen und Zitrusfrüchten genauso versorgt worden sein wie mit Körben voller Vipern, wenn ein durchgeknallter Potentat nach Giftschlangen gierte.

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