Cornwall und Devon: So ist das Rosamunde-Pilcher-Land wirklich
Als Binnenlandkind hört man ihn besonders laut, den Lockruf der Küste. Und so führten nach meinem Umzug in den englischen Süden vor drei Jahren die Wochenendtrips besonders häufig an die weiten Strände der Umgebung; mal Kies, mal Sand, aber immer befreiend.
Schnell reifte dabei die Erkenntnis, dass es eine Region gibt, die besonders fasziniert. Die zusätzlich zur englischen Schrulligkeit noch eigene Mythen, andere Traditionen, eine alte Sprache und eigens nach ihr benannte kulinarische Kreationen bietet. Also habe ich sie besucht, die rollenden Hügel, die rauen Moore, die tiefen Schluchten und feinen Sandbuchten von Cornwall und Devon.
KURIER Talk mit Anna-Maria Bauer
Zugegeben, es bedurfte einer Eingewöhnungsphase. Eventuell wurde anfangs leicht geflucht, wenn die Hecken so nahe an die kurvige Landstraße herangerückt sind, dass man nicht um die Ecke sehen konnte. Vielleicht ein wenig gestöhnt, wenn man sich im Stiegenhaus des charmanten, aber engen B&B seitlich drehen musste, um den Koffer in den ersten Stock zu hieven.
Versteckte Winkel
England ist ja an sich eng, aber der englische Südwesten ist es besonders. Und so ist es nur passend, dass es in Exeter, dem Tor in den Südwesten, Englands schmalste Gasse gibt. Die Parliament Street. Die deswegen so heißen soll, weil ein adeliger Politiker seinen Ärger mit der Institution zum Ausdruck bringen wollte. Eng und vor allem steil geht es im Küstendorf Clovelly hinab.
Bis heute dürfen keine Autos passieren; der Einkauf wird auf Holzschlitten oder mit Eseln in die Cottages transportiert. Am Ende des Besuchs brennen die Oberschenkel, aber auch der Entschluss, wiederzukommen.
Denn sie packen einen, die entlegenen Landstriche, die mystischen Moore, in denen man sich im Nebel leicht verirrt und die man doch erkunden muss. Die verwinkelten Wege, die in versteckten Sandbuchten enden.
Die einzigartige Geografie der Gezeiteninsel St. Michael’s Mount, bei dessen Besuch man die Flut – wie es die Hotelchefin empfahl – wirklich im Auge haben sollte. Denn sonst werden am Rückweg die Füße nass, weil das Wasser über die Pflastersteine schwappt.
Ehrfürchtig lauscht man dann in Tintagel, wie der Atlantik gegen die Felsen kracht. Auf jener Landzunge, dessen Siedlung im Mittelalter größer war als London und wo der Legende nach König Artus aus den Wellen gehoben wurde.
Fasziniert schlendert man durch das Herrenhaus Prideaux-Place, das einem seltsam bekannt vorkommt. Wurde hier doch besonders häufig für die Rosamunde-Pilcher-Spielfilmreihe gedreht. Und während man die Lieblichkeit der Filme zuvor belächelt hat, revidiert man nun die Meinung. Man findet sie hier tatsächlich, die englische Idylle.
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