Cork: Mit einem Kuss zur ewigen Redseligkeit
Manche Momente bleiben in Erinnerung. Wie jener, als das Kreuzfahrtschiff fast lautlos in den Hafen von Cobh im Süden Irlands einläuft – die putzigen, bunten Häuserreihen und die für den kleinen Küstenort übermächtige Kirche zum Greifen nah.
Es ist der Hafen von Cork, der zweitgrößten Stadt im Land der dreitausend Burgen und Schlösser. Tausende von Auswanderern stachen hier einst in See. Die Titanic machte hier vor der Tragödie im Nordatlantik zum letzten Mal Halt. „Es gibt Dublin und es gibt Irland“, scherzt Reiseführerin Michelle – und sie will damit eine Lanze für das Dorfleben in Irland brechen. Wenn auch die Teuerung im Bereich Energie und Wohnen im Steuerparadies der Großkonzerne genauso zuschlägt.
Viele Kreuzfahrer des Schiffs Norwegian Prima gehen hier von Bord und mit Michelle auf Zeitreise, zurück in Zeiten der Kreuzritter. Nur dreißig Kilometer entfernt liegt Schloss Blarney: Die ursprüngliche Holzburg aus dem 10. Jahrhundert wurde 1210 durch einen Steinbau ersetzt. Bekannt ist Blarney wegen des sagenumwobenen Steins, der aus dem Heiligen Land stammen soll.
Wer sich über die Brüstung des oberen Wehrgangs lehnt und ihn küsst, wird nie wieder nach Worten ringen, so die Legende. Königin Elisabeth I. persönlich soll den Satz geprägt haben, dass endlose Ausflüchte und Floskeln „alles Blarney“ seien. Tausende pilgern Jahr für Jahr hier her, um die Gabe des freien Sprechens zu erlangen. In der Warteschlange ist Geduld von Vorteil. „I will do it“, sagt eine Asiatin in der Reihe aufgeregt. Es möge ein Glücksmoment für sie sein.
Shoppen: English Market in der Stadt Cork, Mekka für Feinschmecker seit 1788 (purecork.ie, ireland.com) Meer: Wer am Hafen in Cobh zur Kirche wandert, wird mit schönem Meerespanaroma belohnt.
Apropos Meerblick: Alle Kreuzfahrtstermine der 18 Norwegian Cruise Line-Schiffe findet man auf ncl.com
Pub: Christy‘s Bar in Blarney, benannt nach dem Gründer der Mills; blarneywoollenmillshotel.com/en/bar/
Wer es aber nicht allzu leidenschaftlich anlegen will, kann durch den weitläufigen Garten der Anlage mit mächtigen Bäumen und Felsen schlendern. Ein Tipp ist der „Poison Garden“, also eine Aufzucht verschiedenster giftiger Pflänzchen wie Cannabis oder Königskerze – mit der Warnung, dass Jahr für Jahr Tausende Menschen an einer Überdosis an Heroin versterben. In Acht sollte man sich auch vor der „beißenden Garten-Abteilung“ nehmen.
Es ist ein durch und durch geschichtsträchtiger Ort: Am Fuße des Schloss-Zugangs liegen die „Woollen Mills“, in der einst wasserbetriebenen Mühle wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Tweeds und Wolle produziert. Heute ist der größte irische Laden der Welt in der alten Industriehalle untergebracht. Und es lohnt sich, zu stöbern.
Wer schon einmal hier ist, sollte auch in die Stadt ausschwärmen: Cork, die idyllisch am Fluss Lee gelegene, angenehm überschaubare Universitätsstadt, hat Charme.
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