Am Kap der guten Weine: Südafrikas Geheimwaffe namens Pinotage
Wie es Dreiecksbeziehungen so an sich haben, ist auch jene von Südafrika, Frankreich und dem Pinotage kompliziert. Die rote Rebsorte ist Südafrikas ganzer Stolz und mitverantwortlich für die steile Karriere, die die Weinregion in jüngster Vergangenheit hingelegt hat. Allerdings nicht zur Freude Frankreichs, Heimatland der Ursprungssorten dieser Kreuzung – Pinot Noir und Hermitage. „Die Franzosen sind immer noch verstimmt und nehmen den Pinotage nicht ernst. Frankreich wird wahrscheinlich das einzige Land bleiben, in dem es den Rotwein niemals geben wird“, meint François du Toit.
Der Mann mit dem Undercut und den schwarzen Sportschuhen weiß, wovon er spricht. Immerhin sitzt er selbst zwischen den Stühlen. Seine Familie wanderte einst von Frankreich nach Südafrika aus. Seit gut drei Jahren ist Du Toit für Weinverkostungen im Weingut Lanzerac in Stellenbosch zuständig, einem der ältesten und etabliertesten der Kapregion.
Die Erfolgsgeschichte begann 1925, als die Rebsorte an der südafrikanischen Universität Stellenbosch neu gezüchtet wurde. Ab 1959 wurde sie unter dem Namen Pinotage vermarktet. Der Grund für den raschen Aufstieg: Sie gedieh in dem trockenen und warmen Klima Südafrikas einfach besser. Nach wie vor wird die Pinotagerebe fast ausschließlich hier angebaut, kleine Bestände gibt es lediglich in Neuseeland, Australien, Brasilien, Israel und Kalifornien.
Was aber ist so besonders an diesem Wein, dass bilaterale Unstimmigkeiten in Kauf genommen wurden? Es sei die Bandbreite, sagt Du Toit. „Von leicht bis schwer, von fruchtig bis rauchig – es hängt vom Winzer ab, was er daraus macht.“ Und vor allem von seinem Können. Der Lanzerac Pionier Pinotage, eines der Aushängeschilder des Weinguts, ist eine Hommage an den ersten kommerziell abgefüllten Wein dieser Art, „kräftig und geprägt von Aromen wie roten Früchten, Schokolade und Karamell“, fachsimpelt der Kenner. In den weitläufigen Kellern von Lanzerac lagern sogar noch sechs Flaschen dieses ersten Pinotage aus dem Jahr 1959. Den Schlüssel zu diesem kostbaren Weinfach habe er allerdings nicht. „Das ist nur drei Menschen hier vorbehalten“, sagt Du Toit.
Es war Jan van Riebeeck, der die überhaupt erste Weinrebe nach Südafrika brachte. Der Arzt und Kaufmann leitete im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie eine Expedition ans Kap, landete 1652 in der Tafelbucht und errichtete einen Versorgungsstützpunkt für Handelsschiffe. Sein Nachfolger auf dem Posten, ein profunder Kenner des Weinbaus, gründete die Siedlung Stellenbosch fünfzig Kilometer östlich von Kapstadt und legte damit den Grundstein für die heutige Weinmetropole.
Ein paar Kilometer weiter östlich von Stellenbosch, in einem weitläufigen und üppig grünen Tal, erstreckt sich Franschhoek, nicht minder bekannt für Wein. Im „Franzosenwinkel“ ließen sich einst die aus Frankreich eingewanderten Hugenotten nieder, darunter auch zahlreiche Winzer. Kein Wunder also, dass sich auch hier ein renommiertes Weingut ans andere reiht. Eine Attraktion mehr gibt es allerdings schon: Um die Weinroute komfortabler erkunden zu können, wurden alte Transportgleise wiederbelebt und eine Weintram eingerichtet. Je nach Lust, Laune und Trinkvermögen kann man ab- und wieder aufspringen und sich durch Pinotage, Sauvignon Blanc und Chardonnay kosten.
Obwohl Südafrika in Europa mit Rotwein assoziiert wird, entfallen fünfundfünfzig Prozent der Anbauflächen auf Weißwein. Angeführt wird die Liste vom hierzulande eher unbekannten Chenin Blanc, am Kap auch Steen genannt. Insgesamt produziert Südafrika jährlich 1.133 Millionen Liter, wovon rund ein Drittel exportiert wird. Weinbau ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, mit 4,1 Prozent ist das Land auf Platz acht der weltweiten Weinproduktion. Direkt oder indirekt sind 270.000 Menschen in der Weinindustrie beschäftigt.
François du Toit wollte eigentlich keiner davon sein. Obwohl seine Eltern Weinbauern waren, wählte er bewusst einen anderen Weg und studierte Politik und Englisch in Stellenbosch – bis ihn die Liebe zum Wein letztlich doch packte: „Nach einem Blick auf die Politik war mir der Wein dann doch lieber.“
Anreise
Von Wien via Addis Abeba nach Victoria Falls mit Ethiopian Airlines (ethiopianairlines.com). Kompensation mit atmosfair.de: 103 €.
Packages
Raiffeisen Reisen bietet von März bis Oktober eine12-tägige Reise mit Kapstadt, den Weinregionen Franschhoek/Stellenbosch, Simbabwe samt Victoria Wasserfällen und Chobe Nationalpark in Botswana an. Ab 3.699 € p. P. inkl. Flüge (Wien–Addis Abeba– Kapstadt–Vic Falls–Addis Abeba–Wien),
Übernachtungen, Touren wie Kap der Guten Hoffnung, Tafelberg, Robben Island, Victoriafälle, Schifffahrt Chobe River etc., Tourguide.
Buchung: in Raiffeisen- und GEO Reisebüros, an info@raiffeisen-reisen.at oder unter 0800/66 55 74.
Unterkünfte
Z. B. Vic Falls Safari Lodge, von der aus man Tiere am Wasserloch beobachten kann.
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