Altaussee: Der Geschmack von Salz und Bier

Aufschlag Richtung Trisselwand oder doch lieber in Richtung Sandling? Auch Richtung Loser oder Dachstein wäre nicht unattraktiv, dann muss man allerdings quer über den Tennisplatz spielen. Ein Tipp: Entscheiden Sie sich für das Service nach Osten, zur Trisselwand hin: So haben Sie den Altausseer See vor sich, und der glitzert und funkelt, dass es eine Freude ist! Wenn Sie jetzt einwenden, dass Sie nicht zum Tennisspielen nach Altaussee reisen wollen, ist das auch zu verstehen.

Tatsächlich gilt der Ort als das perfekte Sommeridyll: Häuser wie aus dem Bilderbuch, kein Durchzugsverkehr, keine Industrie. Und: kein Trubel. Gehen Sie einmal in der ersten Juliwoche (wenn die Ostösterreicher schon Ferien haben) um den See. Wenn Ihnen auf dem zweistündigen Weg mehr als zwei Dutzend Leute begegnen, ist es viel. Dabei ist diese Wanderung unübertrefflich schön: Man spaziert unmittelbar am Ufer, kommt an den besten Badeplätzen vorbei und landet nach einer Stunde beim Jagdhaus Seewiese. Das war einst Schauplatz der Dreharbeiten zum James-Bond-Film „Spectre“, serviert längst wieder Deftiges und Köstliches an jedermann.

Dasselbe gilt für die Jausenstation „Seewiese Altaussee“: Der im Vorjahr verstorbene Dietrich Mateschitz ließ einst eine alte Gaststätte im Ausseer Baustil renovieren und machte sie zu einem Schmuckkästchen. Aber Altaussee kann auch mit anderen Wegen aufwarten: Die Via Artis folgt den Spuren der Literaten und Künstler, die Via Salis denen des Salzbergbaus.

Apropos Salz: Eine architektonische Besonderheit ist die Freiluft-Gradieranlage, in der Sole aus dem Altausseer Salzbergwerk über Tannenreisig tropft. Die dadurch freigesetzten ätherischen Öle sollen Linderung bei Bronchien- und Asthmaerkrankungen verschaffen.
Böse Zungen behaupten ja, als Luftkurort sei Altaussee ein Refugium für Senioren. Dem muss widersprochen werden: Das Schaubergwerk Salzwelten ist eine Attraktion für Kinder, der Loser ein Superrevier für Paragleiter und Kletterer, die ganze Gegend ein Wanderparadies. Und baden will ohnehin jede und jeder.

Dazu eine Klarstellung: Der Altausseer See gilt als saukalt und ist es auch – zumindest außerhalb des Sommers. Dann kann er sich auch mal auf über zwanzig Grad erwärmen.
Einmal im Jahr ist es übrigens vorbei mit der Ruhe: Jetzt, am ersten September-Wochenende findet mit dem Altausseer Kirtag eines der größten Bierfeste des Landes statt. Wer sich das Spektakel verkneifen möchte, sollte den Altaussee-Krimi „Der letzte Kirtag“ von Herbert Dutzler lesen – der verbreitet auch eine Mordsstimmung, wenn auch im anderen Sinn.