Partnervermittlerin: "Ich scheide schon im Vorgespräch Männer mit 'Dachschaden' aus"
Eva Kinauer-Bechter ist auf vermögende Kunden spezialisiert. Sie erzählt, wie Blender agieren, warum sie beim ersten Date dabei ist, und wer Chancen hat, einen George Clooney zu finden.
Um 20.000 Euro für ein Jahr sucht Kinauer das „perfekte Match“ für eine langfristige Partnerschaft.
KURIER:Stirbt Ihr Gewerbe angesichts der Konkurrenz von Tinder, Bumble & Co. nicht aus?
Eva Kinauer-Bechter: Ganz im Gegenteil, Online-Dating ist sogar rückläufig. Aber es sind völlig unterschiedliche Zielgruppen. Für meine Klienten – erfolgreiche Menschen, die teilweise mit ihren beruflichen Themen in den Medien sind – wäre es ein No-Go, auf einer Online-Plattform aufzutauchen. Wenn man es toll findet, jeden Abend ein Date zu haben, ist das legitim, für erfolgreiche Menschen jedoch keine Option.
Ich glaube, weil man dieser massenhaften Dates müde geworden ist und auch Unangenehmes erlebt. Ich möchte echte Begegnungen schaffen. Natürlich ist es ein Privileg, wenn man es sich leisten kann, zu einer exklusiven Partnervermittlung zu gehen. Ich mache das jetzt seit 25 Jahren und habe eine Alleinstellung, weil ich mich auf wirklich vermögende und sehr erfolgreiche Menschen spezialisiert habe.
20.000 Euro ist viel für ein Jahr Begleitung. Eine Erfolgsgarantie können ja auch Sie nicht geben.
Natürlich nicht. So läuft das bei mir ab: Nach dem Telefonat gibt es ein einstündiges Erstgespräch, um herauszufinden, was sich jemand vorstellt und was die Zielgruppe ist. In diesem Prozess scheiden schon einmal 70 Prozent aus ...
..., die Sie für unvermittelbar halten.
Für die ich es aus bestimmten Gründen nicht für sinnvoll erachte. Mit den anderen 30 Prozent mache ich ein jeweils drei- bis vierstündiges Interview, wo ich die Person in allen Bereichen des Lebens kennenlerne: die Wünsche, die Werte, die Visionen. Ganz genau werden die Anforderungen an den Partner besprochen. Dann schreibe ich ein sechs- bis siebenseitiges Persönlichkeits- und ein Anforderungsprofil für den Partner/die Partnerin. Das wird vom Klienten noch einmal korrigiert. Wenn ich dann ein perfektes „Match“ gefunden habe, koordiniere ich ein Treffen.
Beim ersten Date sind Sie dabei.
Genau. Ich glaube, ich bin weltweit die Einzige, die das macht, und meine Klienten schätzen das sehr.
Nimmt das den Stress?
Ja, es ist nett, wenn jemand da ist, wie eine Art bester Freundin. Ich stelle die beiden einander vor. Nach dem Aperitif verabschiede ich mich, die zwei gehen Abendessen und geben mir am nächsten Tag Feedback.
Wie oft klappt es gleich beim ersten Mal?
Öfter als man glaubt. Die große Kunst ist es, diesen einen Menschen für den Rest des Lebens zu finden. Das Verlieben ist dann nicht mehr so schwierig, weil der jeweils andere ist ja das, was man sich schon wünscht.
Wie suchen Sie?
Über alle Kanäle und Netzwerke. Es geht um stabile, langfristige Partnerschaften.
Tun sich gut gebildete Frauen schwerer, in „freier Wildbahn“ jemanden zu finden, als gut gebildete Männer?
Es gibt bereits mehr Bachelor-Absolventinnen als Absolventen. Ich kann nur sagen: Nicht zu lange warten und dem Privatleben dieselbe Bedeutung wie dem Berufsleben geben! Und auch offen sein für Menschen, die keinen identen Karriere- und Bildungsweg gemacht haben, die aber dennoch erfolgreich sind und sich entwickelt haben. Ich hatte zum Beispiel einen Weinbauern, den ich einer toll ausgebildeten Frau vermittelt habe. Sie haben aus dem Weingut gemeinsam ein kleines Imperium entwickelt, sind glücklich verheiratet und haben Kinder.
Partnervermittlerin Eva-Kienauer-Bechter zu Gast im "Salon Salomon"
Jedenfalls müssen beide Teile 20.000 Euro an Sie zahlen.
All meine Klienten haben eine gute Ausbildung, arbeiten gerne und viel und verdienen gut.
Polemisch gefragt: Sind in reiferem Alter die alleinstehenden Männer ohne Dachschaden nicht rar?
Das ist richtig, deshalb kommen die Frauen ja auch zu mir. Durch meine Vorgangsweise scheide ich schon im Vorgespräch die mit „Dachschaden“ aus.
Männer finden schneller jemanden, so mein Eindruck.
Beim tollen, frisch geschiedenen Mann stehen vielleicht schon Frauen Schlange, die er aber gar nicht will. Weil er eine adäquate Partnerin auf Augenhöhe sucht. So leicht ist das dann auch nicht.
Wie erklären Sie eigentlich jemandem, dass er unvermittelbar ist?
Ich bin eine ehrliche Ratgeberin, die offen und dennoch charmant kommuniziert. Oft klaffen Selbst- und Fremdbild sehr auseinander, manchmal liegt das auch an unehrlichen Freunden. Man sollte sich fragen: Ist das, was ich suche und das, was ich biete in einer Relation? Wer also einen George Clooney sucht, sollte schon selbst eine Amal sein.
Dafür brauchen Sie aber psychologisches Fingerspitzengefühl. Wie lernt man so was?
Ich war früher Management-Coach. Da habe ich sehr viel gelernt.
Einer Ihrer Klienten wollte nach dem Berufscoaching dann auch noch eine Frau vermittelt bekommen. Das war Ihr Einstieg.
Genau. Ich habe versucht, eine Agentur für ihn zu finden, fand jedoch nur Kleinanzeigen unterm Toyota Corolla – es war elend. Dann habe ich begonnen, bei meinen Coachingkunden fallen zu lassen, dass ich mich um so etwas auch kümmern würde. Es entwickelte sich, ohne dass es mein Ziel war.
Sie reden auch über Sex mit Klienten. Gibt’s nie peinliche Momente?
Nie. Jeder weiß: Je ehrlicher er oder sie mit mir ist, desto besser kann ich arbeiten – und wir besprechen alle Lebensbereiche. Einer hat mal nach so einem Gespräch gesagt: „Sie wissen jetzt mehr über mich, als meine Ex-Frau, meine Mutter und meine Kinder gemeinsam.“
„Nur wer sich selbst liebt, kann andere lieben“, steht in Ihrem Buch.
Ja, nur wer mit seinem Leben zufrieden ist, ist ein attraktiver Partner.
Wie enttarnen Sie Hochstapler, die eine reiche Frau angeln wollen?
Es gibt wirklich tolle Hochstapler mit Super-Auftreten, tollen Outfits, geschliffener Sprache und gutem Benehmen. Jeder von uns – speziell als Single – kann auf so einen Blender hereinfallen. Die haben alle eine bildhafte Sprache. Der erzählt Ihnen von seinem Weingut in Frankreich so, als stünden Sie jetzt direkt dort. Irgendwann einmal melden mein Kopf und mein Bauch aber immer: Das klingt jetzt komisch. Und dann beginne ich mit meiner Fragetechnik. Ich rate allen, beim ersten Anflug von Skepsis die rosa Brille abzunehmen. Außerdem gibt es nur ganz wenig vermögende Menschen, die nicht recherchierbar sind.
Werden Sie dann auch zu den Hochzeiten eingeladen?
Selten. Man hängt das ja nicht an die große Glocke.
Was ist das Geheimnis einer glücklichen Partnerschaft?
Es ist eine innere Zufriedenheit, man ist nicht mehr auf der Suche. Eine Beziehung muss auch eine Energiequelle sein. Und wichtig ist ein respektvoller wertschätzender Umgang. Mangelnde Wertschätzung im Alltag ist übrigens einer der häufigsten Trennungsgründe.
Derzeit wird eine Koalition verhandelt – was immer wie eine anstrengende Ehe ist. Tipps dafür?
Der respektvolle und wertschätzende Umgang miteinander ist hier ebenso wichtig. In einer Partnerschaft setzt man sich ja auch Ziele. Dafür sind Kompromisse nötig. Wenn man als Paar erfolgreich sein will, ist man immer auch ein gutes Team.
Was wünschen Sie sich von Gesellschaft und Politik?
Von der Gesellschaft, dass man sich wieder mehr aufeinander einlässt. Und von der Politik, dass sie so geführt wird, wie viele erfolgreiche Unternehmen im Land.
Wird man reich in Ihrem Job?
Die Arbeit macht mich glücklich, ich kann gut davon leben.
Als „Profi-Kupplerin der High Society“ wurde Kinauer-Bechter einmal bezeichnet. Seit 25 Jahren ist sie Partnervermittlerin, davor war sie professioneller Unternehmenscoach. Sie selbst ist nach eigenen Angaben seit über 30 Jahren glücklich verheiratet. Im vor zwei Jahren erschienenen Buch "Ein Mann zum L(i)eben" gibt sie Tipps für die Partnersuche.
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