Online-Gutscheine wenig genutzt

Online-Gutscheine wenig genutzt
Der östereichische Gutschein-Nutzer ist jung und städtisch- Die Nachhaltigkeit des Werbemodells ist umstritten.

Die virtuelle Schnäppchenjagd boomt. Weltweit schießen Rabattportale aus dem Boden. Hierzulande ist das Interesse allerdings verhalten: "Österreich ist kein Schnäppchenland", so Konrad Kreid, Verkaufsdirektor von Groupon Österreich. Der Österreicher sei im Vergleich zum deutschen Nachbarn "qualitätsbewusster", meint auch Markus Pichler, Geschäftsführer von DailyDeal Österreich. Da das heimische Online-Gutscheinwesen noch in den Kinderschuhen steckt, ist schwer abzuschätzen, wie lukrativ das Geschäft ist.

Gutscheine meist in Städten angeboten

Groupon Österreich hält sich zu Nutzerzahlen und Umsatz bedeckt. DailyDeal hatte Mitte Juli von immerhin 37.000 verkauften Gutscheinen und einem Umsatz in der Höhe von rund 2,2 Mio. Euro für das zweite Quartal 2011 berichtet. Geschäftsführer Pichler will den Absatz bis Jahresende noch steigern, wie er im Gespräch mit der APA sagte. DailyDeal peilt einen Umsatz von 12 Mio. Euro an.
Das Angebot der in Österreich aktiven Schnäppchenportale ist noch wenig differenziert. Die meisten Plattformen bieten ihre Gutscheine in Städten an, wobei sich der Großteil auf Wien konzentriert. Den Nutzern werden oft ähnliche "deals" geboten. Damit wird sowohl auf Kunden- als auch auf Anbieterseite um dieselbe Klientel geworben. Kleinere Player wie Teamdeal, ein Portal der Vorarlberger Medienhaus.com, heben sich immerhin durch ihre lokale Färbung ab. Sie wittern ihre Chancen "im kleinen Markt", wie es Medienhaus.com-Geschäftsführer Georg Burtscher formuliert.

Provisionen für "deals"

Das Geschäft mit dem virtuellen Gutschein ist simpel: Jeden Tag senden die Rabattdienste registrierten Nutzern via E-Mail Angebote zu. Vom 4-Gänge-Menü in der Edel-Trattoria über die Naturnagelverlängerung bis hin zur Schröpfmassage ist alles dabei. In der Regel wird ein Rabatt von 50 Prozent gewährt, manchmal auch mehr. Zeigen genügend Nutzer Interesse, findet der "deal" statt. Sind es zu wenige, wird er abgeblasen. Kosten entstehen dabei weder für User noch Anbieter.
Die Rabattportale fungieren somit als Vermittler zwischen Kunde und Anbieter. Für abgeschlossene "deals" bekommen sie Provisionen. Diese fallen je nach Angebotsart unterschiedlich hoch aus. In erster Linie entscheide die "Kapazität" des Offerts, so Kreid.
Die auf den Plattformen beworbenen "deals" stammen laut Kreid, Pichler und Burtscher zum größten Teil aus den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Wellness und Beauty. Die Aussicht auf langfristige Kundenbindungen bei geringem Aufwand - es fallen keine Werbekosten an - sollen den Unternehmen das Gutscheingeschäft schmackhaft machen.

"kein nachhaltiges Werbemodell"

Thomas Funke vom Institut für Entrepreneurship und Innovation an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) sieht gerade dieses Versprechen kritisch. Aus seiner Sicht ist das virtuelle "Couponing" kein "nachhaltiges Werbemodell". Viele Konsumenten kämen "nur für das Schnäppchen hin", blieben dem Unternehmen aber nicht als Stammkunden erhalten.
Problematisch sieht Funke auch die Dreieckskommunikation zwischen Anbieter, Gutscheindienst und Kunde. Dies könne zu schlechtem Service führen. Karin Benold, Inhaberin eines Wiener Schönheitssalons spielt den Ball an die Portale zurück. Sie selbst sei bei der Ausgestaltung einer ihrer "deals" schlecht beraten worden. Das Angebot habe zwar "eingeschlagen", allerdings sieht sie sich nun mit einer zu hohen Nachfrage konfrontiert: "Wir gehen jetzt über mit Kunden, die Körperwickel einlösen", klagte Benold. Da ihre Kapazitäten nicht reichen, leide die Qualität. Die Probleme auf Kundenseite sieht Renate Wagner vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) kaum. Sie wisse zwar von einzelnen Beschwerden, ein "Massenphänomen" seien diese aber nicht. Auch etwaige Datenschutzverletzungen seien aktuell kein Thema, so Wagner zur APA.

Kein Schnäppchenfieber in Österreich

Der durchschnittliche österreichische Schnäppchenjäger ist weiblich, 20 bis 35 Jahre alt, lebt im städtischen Raum und verfügt über eine gute Bildung sowie ein hohes Einkommen, so Kreid.
Während das Schnäppchenfieber in anderen europäischen Ländern und insbesondere den USA schon vor rund drei Jahren ausgebrochen ist, wurden die ersten österreichischen Schnäppchenportale erst 2010 gegründet. Neben kleineren österreichischen Plattformen wie TeamDeal, DealLx oder DealHeute, ein Ableger der Gratiszeitung "heute", sind die international tätige Rabattplattform Groupon sowie der in Deutschland und der Schweiz aktive Online-Gutscheindienst DailyDeal die größten Player am heimischen Markt. Groupon gilt laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" als das am schnellsten wachsende Unternehmen der Welt. Die international erfolgreichste Gutscheinplattform erwirtschaftete im zweiten Quartal 2011 einen Umsatz von 878 Mio. Dollar, schreibt mit 102,7 Mio. Dollar Verlust aber noch rote Zahlen.

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