Ohne Gifteln glücklich
Man kann einem orangeroten Weg folgend durch mehr als 60 Muster- und Schaugärten flanieren, mit dem Boot auf einem Rundkurs durch ein Stück revitalisierte Donau-Au gleiten, die Kinder den Abenteuerspielplatz auskosten lassen. „Die Garten Tulln“ ist aber noch mehr als eine Landesgartenschau und ein Erholungsgebiet. „Sie war von Anfang an“, sagt Fiona Kiss vom Führungsteam „nicht als Gartenkunstschau konzipiert, sondern langfristig als Anlaufstelle für den Normalverbraucher, der sich Rat holen kann für sein eigenes Grün.“
Die 2008 eröffnete „Garten Tulln“ ist aber auch weltweit die einzige Gartenschau, die konsequent nach ökologischen Kriterien ausgerichtet ist. Der ökologische Ehrgeiz der Tullner wurde zunächst einmal belächelt. Doch da haben sich die Skeptiker gründlich geirrt.
Strenge Prinzipien
Die Kernkriterien des ökologischen Gärtnerns sind Verzicht auf Torf, chemisch-synthetische Schädlings-und Unkrautbekämpfungsmittel und chemisch-synthetischen Düngemittel. „Wir verwenden nicht einmal Schwefel oder Kupfer“, sagt Fiona Kiss, die für Ökologisches Management und Forschung zuständig ist. Auf Distanz zu Kupfer geht man, weil es zwar in der Tat gegen Pilzbefall hilft, dafür aber Regenwürmer und Mikroorganismen im Boden beeinträchtigt. Fazit: „Das ist nur eine Symptombekämpfung, die man sich im Privatgarten schenken kann.“
Man sollte vorbeugende Maßnahmen setzen, die das Auftreten von Krankheiten von vornherein weitgehend verhindern. Dazu nennt Kiss ein weiteres Beispiel aus der Gartenpraxis. Zu Beginn habe man gegen Blattläuse Schmierseife (ein im Biogarten zulässiges Mittel) gespritzt und parallel dazu Nützlinge, wie Florfliegen- und Marienkäferlarven, ausgesetzt. Heute sind beide Maßnahmen überflüssig geworden. Die Blattlauspopulation hält sich in Grenzen, weil es genug Nützlinge gibt, die Schädlinge wegputzen.
Wichtigste Voraussetzung für gesunde Pflanzen ist ein gesundes Bodenleben, das im konventionell betreuten Garten oft durch Überdüngung und die möglichen Nebenwirkungen chemisch-synthetischen Düngens massiv gestört sein kann. Sinnvoll ist es auch, standortgerechte und robuste Pflanzen zu wählen, die dann kaum kränkeln. Biologische Stärkungsmittel machen sie zusätzlich widerstandsfähig. Kiss rät biogärtnerischen Anfängern, es zunächst mit einer Mischung aus Fertigpräparaten aus dem Handel und selbst hergestellten zu probieren. Keineswegs sollte man sich von den Werbebroschüren für Pestizide überreden lassen, fast rund ums Jahr mit der Spritze über seinen Garten herzufallen.
„Schauen Sie bei Fertigprodukten nicht auf die Handelsmarke, deren Name kann sich ändern“, rät die Expertin, „sondern prüfen Sie auf der Rückseite der Verpackung, welcher Wirkstoff dort angeführt ist.“ Beim im Garten sehr häufig eingesetzten Schneckenkorn, gilt der biologische Wirkstoff „Eisen-III-Phosphat“ als tolerierbar. Die Wirkstoffe Methiocarb und Methaldehyd hingegen sind auch für Vögel und Igel giftig. Nützliche Laufkäfer gehen sogar bis zu 100 Prozent daran zugrunde. Und überhaupt, warum sollte man Gesundheit und Umwelt gefährden, wenn der Garten auch ohne harte Chemikalien gedeiht. Wie „Die Garten Tulln“ seit Jahren unter Beweis stellt.
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