Ötzi aus dem 3-D-Drucker

1:1 Kopie von Ötzi, geschaffen vom US-Paläokünstler Gary Staab
Warum ein Paläo-Künstler gleich mehrere Eismann-Doppelgänger geschaffen hat.

Man nehme: Einen 3-D-Drucker, füttere ihn mit computertomografischen Aufnahmen, gieße Schicht für Schicht Harz ein und modelliere mit Gips Weichteile und die Hautoberfläche auf den Rohkörper. Zum Schluss noch die zerfaserte Hüftverletzung am Körper ergänzen – fertig ist der Rohling der Mumien-Kopie, die nach mehreren Monaten nachmodellieren und handbemalen ein Ötzi-Doppelgänger geworden ist. Vollbracht hat das Werk der bekannte US-amerikanische Paläo-Künstler Gary Staab, der das Original in Bozen im vergangenen Sommer begutachtet hatte.

Gestern wurde das Double der 5300 Jahre alten Mumie im Südtiroler Archäologiemuseums in Bozen vorgestellt. Neben Ötzi II gibt es auch noch Ötzi III und Ötzi IV. Zwei der drei Kopien sind für die Niederlassungen des Cold Spring Harbor DNA Learning Center in New York und eine für das Südtiroler Archäologiemuseum selbst bestimmt.

Die Rekonstruktion des Südtiroler Archäologiemuseums wird mit einer Wanderausstellung auf Tournee gehen – ab 2017 in den USA und Kanada.

Kopier-Aktion

Hintergrund für die Kopier-Aktion ist das große Interesse für Ötzi in Übersee. Nordamerikanischer Forschungseinrichtungen und Museen möchten die Geschichte des Mannes aus dem Eis in ihren Ausstellungen thematisieren. Doch Ötzi darf ob seines "Gesundheitszustandes" nicht reisen: Um den Eismann zu konservieren, müssen die Bedingungen, die im Gletschereis herrschten, konstant simuliert werden: –6 °C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 98 Prozent. Dafür wurde ein ausgeklügeltes automatisiertes Kühlsystem entwickelt, bei dem unzählige Sonden Luftdruck, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Körpergewicht und die Daten zur Funktionstüchtigkeit des Kühlsystems übermitteln. Um das Austrocknen der Mumie zu verhindern, sind an den Kühlkammer-Wänden, die Ötzi nicht verlassen darf, Fliesen aus Eis verlegt. Zudem wird der Körper regelmäßig mit destilliertem Wasser befeuchtet, das einen schützenden Eisfilm auf der Haut bildet.

So bleibt den Amerikanern nur das Double: Premiere ist im Oktober 2017 am North Carolina Museum of Natural Science in Raleigh.

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