Wenn Hobbyköche zur Meisterschaft antreten
Ein halbes Hendl, ein Angler (Tiefseefisch), eine Blunzn, Bärlauch, Lardo – der Inhalt des Warenkorbs für die erste Hobbyköche-Meisterschaft, die im Vorjahr in Wien stattfand, war für die Teilnehmer durchaus eine Herausforderung. Aus diesen und weiteren Zutaten mussten sie auswählen, um ein Gericht zu kreieren – innerhalb einer Stunde und natürlich ohne Rezept.
„Eine spannende Mischung“, fand Teilnehmer Walter Monschein. Der Hobbykoch entschied sich fürs Huhn, „weil es vielfältiger zu gebrauchen ist“. Mit der Umsetzung seiner Idee (siehe Rezept unten) überzeugte er letztendlich die Fachjury und erreichte den ersten Platz. Diese bewertete nicht nur den Geschmack, sondern auch Kreativität und Aufwand, erklärt Initiatorin Michaela Lefor. „Nur ein Schnitzel abzubraten ist zu wenig.“ Aufgrund des Erfolgs im Vorjahr findet der Koch-Event heuer österreichweit statt: Die jeweiligen Landessieger kochen beim Finale in Wien um den Titel.
Alle Details, die Teilnahmekriterien und den Anmeldeschluss für die Vorrunden finden Sie hier.
Als Genussbotschafter fungiert Christoph Fälbl, übrigens selbst gelernter Koch.
Probieren und kosten
Neue Geschmäcker entdecken, verkosten und an einfallsreichen Kreationen herumprobieren, liegt im Trend. „Ob am Kochbuchmarkt oder in den sozialen Medien – man merkt, dass das die Menschen interessiert.“ Um sie zu vernetzen, gründete Lefor den „Koch- und Genussverband“. Der Grund: Selbst leidenschaftliche Hobbyköchin, stellte die Besitzerin einer Event-Agentur fest: „Für alles gibt es einen Verband. Nur nicht für alltägliche Dinge wie Kochen. Ich habe mich manchmal selbst gefragt, mit wem ich mich bei einem bestimmten Thema jetzt austauschen könnte.“
Der Verband, der sich als Plattform für aktive Hobbyköche und alle, die sich für Essen und Genuss interessieren, versteht, zählt bereits fast 1.000 Mitglieder. „Sie vernetzen sich, schicken Rezepte oder Genusstipps und können sich mit Profiköchen, die wir regelmäßig einladen, austauschen. Das ist eine Win-Win-Situation für alle.“
Tipps von Hobbyköchen an Hobbyköche
Was die interaktive Plattform von anderen Rezept-Datenbanken unterscheidet? „Die Tipps kommen wirklich von Hobbyköchen und Hobbygenießern, nicht von Fachprofis.“ Das beginne schon bei der Küchensprache. „Oft können Hobbyköche mit manchen Profi-Begriffen nichts anfangen.“
Mittlerweile ist die Betreuung des Hobbyköche-Verbands für Lefor fast schon mehr als ein Hobby. Neue Rezepte von Mitgliedern landen täglich in ihrem Postfach, dazu kümmert sie sich um Themenschwerpunkte. Etwa alles rund um Trockenfleisch. Das klingt vielleicht exotisch, in diese Kategorie fällt aber auch Wohlbekanntes wie Speck oder Dauerwürste. Als Snack zu Wein lässt sich Trockenfleisch sich auch zu Hause einfach herstellen.
Kochexperimente mit drei Zutaten
Regelmäßig startet Lefor Kochexperimente: Profis geben Zutaten vor, die in einem Gericht verwendet werden müssen – zuletzt nannte Haubenkoch Fritz Braumüller (Die Speisekammer, Bayern) Haferwurzel, Kaffee und Karotten. Die Verbands-Mitglieder entwickelten rund um dieses vernachlässigte Wurzelgemüse kreative Rezepte. Es stellte sich heraus: Die Haferwurzel harmoniert hervorragend mit Kaffee. Das zeigen ambitionierte Rezepte wie „Karotte und Haferwurzel geschmort mit Kaffeeschaum“.
Zwiebel schneiden
Vermutlich geht es den Rezept-Erfindern dabei ähnlich wie Lefor, wenn sie die Faszination des Kochens beschreibt. „Wenn man mit Kombinationen experimentiert, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen, ist das sehr befriedigend.“
Nicht nur das. Kochen und sogar die einfachsten Vorbereitungsarbeiten können die besten Entspannungsrituale sein, ist Lefor überzeugt. Während andere Laufen gehen, um den Kopf frei zu kriegen, geht die Wienerin erst einmal in ihre Küche – und beginnt, Zwiebel zu schneiden. „Nach einem anstrengenden Arbeitstag komme ich dabei so richtig runter.“
Sieger-Rezept: Huhn-Zweierlei mit Lardo-Karottenpüree, Sellerienockerl und Süßkartoffelchips
Zutaten
Huhn, Blutwurst, Lardo, Bärlauch, Eier, Mehl, Brösel, Suppengrün, Sellerie, Karotten, Süßkartoffel, Pinienkerne, Parmesan, Butter, Olivenöl, Chili, Öl zum Frittieren.
Zubereitung
Hühnerbrust von den Rippen lösen, Unterkeule ablösen. Mit dem Rest des Huhns samt Suppengrün, Pfeffer, Lorbeer und Wacholder einen Fond ansetzen.
Die Brust zwei Mal aufblättern, so dass ein ca. 8 Millimeter dünnes Schnitzel entsteht.
Bärlauch, geröstete Pinienkerne, Parmesan, Olivenöl zu einer feinen Paste mixen und auf dem Schnitzel verteilen. Danach einrollen , die Roulade fest in Klarsichtfolie wickeln und zu einer Rolle drehen. Bei 100 C und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit in den Dampfgarer geben.
Karotten schälen, kurz im Hühnerfond köcheln lassen geviertelte Chili und eine Prise Zucker dazugeben.
Sellerie mit viel Butter weichdünsten und passieren. Der intensive Eigengeschmack verlangt keine zusätzliche Würze.
Unterkeule des Huhns vorsichtig vom Knochen lösen (Fleisch darf nicht verletzt werden), mit der Blutwurst füllen und doppelt panieren (Mehl, Ei, Brösel und nochmals in Ei und Brösel, damit die Blutwurst beim Frittieren im Inneren nicht aufplatzt) und frittieren.
Süßkartoffel in Scheiben schneiden und frittieren.
Den Fond abseihen und reduzieren.
Lardo so dünn wie möglich aufschneiden, das heiße Karottenpürree darin einschlagen. Durch die Hitze schmilzt der Lardo und wird glasig.
Die Hühnerroulade aus der Folie nehmen, den auslaufenden Saft in den reduzierten Fonds gießen, mit einigen Butterflocken montieren.
Hühnerkeule und Roulade in Scheiben schneiden, aus Selleriepüree mit zwei Löffeln Nockerl formen und auf einem Teller anrichten. Süßkartoffelchips verteilen, Fleisch mit dem Fond übergießen.
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