Österreichs Liebes-Report: Es ist kompliziert

Österreichs Liebes-Report: Es ist kompliziert
Die größte Sex-Studie des Landes offenbart, wie es um das Intimleben der Österreicher steht.

Das Liebesleben der Österreicher lässt zu wünschen übrig – nur vier von zehn bezeichnen ihr Sexleben als erfüllend. Das und viel mehr fanden Puls 4 und Marketagent.com im Rahmen der bisher größten Sex-Studie des Landes heraus. Dafür haben 4000 Österreicher rund 200 Fragen zu ihrem Intimleben beantwortet. Das Ergebnis: Die Österreicher sind nicht unzufrieden mit ihrem Sexleben, aber es gibt Verbesserungsbedarf (Details: siehe unten).

Es sei grundsätzlich zwar positiv, sich mit dem zufriedenzugeben was man hat, aber Wolfgang Kostenwein vom Institut für Sexualpädagogik (www.sexualpaedagogik.at) bringt das Grundproblem der Österreicher auf den Punkt: „Die Menschen glauben daran, dass alles mögliche aneigenbar und erlernbar ist – aber Sexualität ist für sie naturgegeben. Damit muss man sich zurechtfinden und jemanden finden, der zu einem passt. Aber auch Sexualität ist ein Aneignungsprozess. Jeder, der mehr Qualität herausholen will, kann das auch.“ Genau wie sich die Persönlichkeit weiterentwickelt, sei das auch im Schlafzimmer möglich. Doch das sei in den Köpfen der Österreicher nicht drinnen. „Wenn ich nicht weiß, dass ich mich weiterentwickeln kann, kann ich mich nicht weiterentwickeln.“ Denn natürlich wäre bei den Österreichern viel mehr an Lust und Genuss herauszuholen.

Erregung

Die Grundsehnsucht nach einer Steigerung der Gefühlsintensität steigt generell – auch beim Sex. Doch bei der Frage, wie man dorthin kommt, stehen viele Menschen an. „Wenn ich gute Gestaltungsmöglichkeiten habe, dann kann ich die Erregung von innen heraus generieren. Sonst suche ich mir die Sensation außen durch Sexspielzeug oder durch Pornografie“, erklärt Kostenwein. Nur wenige kaufen sich Spielzeug einfach nur aus reiner Experimentierfreude, sondern vielmehr, um die Intensität der Lust zu steigern. „Wer die Lust gut aus sich heraus gestalten kann, braucht keinen Input von außen.“

Die Lustgestaltung samt der Fähigkeit, sich körperlich und emotional in einem Orgasmus zu „entladen“ ist eine Kompetenz, die laut Kostenwein angeeignet und erlernt wird: „Der Körper hat unterschiedliche Mittel zur Steigerung der Erregung. Erstens über den Beckenboden – es gibt Menschen, die über die reine Anspannung des Beckenbodens zum Orgasmus kommen können.“ Zweitens geht das durch physische und technische Manipulation – Masturbation. Drittens kann die Erregung durch Beckenbewegungen und viertens über die Atmung gesteigert werden. „Die meisten verwenden nicht alle vier Tools. In der Sexualtherapie geben wir Übungsanleitungen.“

Pornografie

Extrem schlechte Lehrbeispiele für diese vier Wege geben Pornos. Kostenwein: „Es wäre schön, würden Pornos diese Tools einsetzen. Stattdessen sieht man männliche Protagonisten, die mit steifem Becken agieren – das limitiert den Genuss und reduziert Sexualität auf die rein physische Ebene.“ Durch das Internet wären aber gerade Pornos viel leichter verfügbar und werden oft als Schule genutzt. „Es gibt immer mehr Menschen, die sagen, dass sie von Pornos lernen – die lernen sich etwas Falsches ein. Pornos vermitteln Bilder, die nicht lehrreich sind, sondern limitieren.“

Statt die feinen Nuancen der Becken(boden)bewegungen und der Atmung zu zeigen, die innen passieren, transportiert Pornografie die Intensität nach außen. „Dadurch rückt diese Komponente in den Vordergrund und verstellt die Sicht auf alle anderen Möglichkeiten.“ Bei Pornos entsteht etwa der Eindruck, dass der Sex durch komplizierte Stellungen besser wird. „Wenn, dann ist es genau umgekehrt: Aus einer geilen Situation entsteht eine andere Stellung – das dann ist stimmig. Aber intensivere Gefühle lassen sich nicht über komplizierte Stellungen hervorrufen.“

Sollte es in einer Partnerschaft generell an Lust und Libido fehlen, können die Ursachen auch organisch oder hormonell bedingt sein, erklärt der Gynäkologe Johannes Seidel: „Hormonelle Verhütungsmittel, die Menopause, eine oder mehrere Geburt(en) und selbst die Einnahme von Antidepressiva können einen Libidoverlust begünstigen. Es ist sinnvoll, sich bei Erregungsproblemen den Hormonstatus anzuschauen und organische Probleme abzuklären.“ Denn in vielen Fällen gebe es Möglichkeiten zur Abhilfe. Nicht selten verderben bei Mann und Frau auch andere Faktoren wie Kinder, Job und Stress die Lust und Freude am Liebesspiel.

Sexleben

Generell würde sich Seidel von seinen Kollegen wünschen, dass sie ihre Patientinnen öfter nach der Zufriedenheit mit dem Sexualleben fragen und dabei alle möglichen Faktoren miteinbeziehen. „Libidoprobleme bis hin zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr werden oft verdrängt. Die Betroffenen ziehen sich aus Scham zurück und trauen sich manchmal jahrelang nicht, Probleme anzusprechen.“ Mit ein bisschen mehr Offenheit auf ärztlicher Seite und Lernbereitschaft auf jener der Betroffenen könnte das Sexleben der Österreicher um einiges aufregender werden.

Info: Ab heute präsentiert Puls 4 sämtliche Erkenntnisse der Studie im Rahmen der 10-teiligen Reihe „TABU – Österreichs großer Sexreport“ immer sonntags um 22:30 Uhr.

Aussehen

Flexibel Männer sind anpassungswilliger. Eine Umfrage von friendscout24.at zeigt: Jeder zweite Mann würde sein Aussehen für seine Traumfrau ändern – dies würde nur jede dritte Frau für ihren Traummann tun.

Frisur und Fitness Jeder Fünfte würde abnehmen, wenn das Herzblatt darauf drängt – jeder Sechste würde dafür ins Fitnesscenter gehen. Eine neue Frisur kommt nur für 18 Prozent Frage.

Seitensprünge

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