Nie wieder unsinnige Vorsätze

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Statt Vorgaben eine Lebens-Liste: 20 Dinge, die gut tun. Trödeln. Genießen. Und tanzen!

Der Jänner. Nicht unbedingt der Star des Jahreslaufs. Die einen haben Grippe, den anderen fehlt das Licht. Man steht im Dunkeln auf, geht im Dunkeln heim. Jänner. Die Hoch-Zeit der Selbstvorwürfe. Wieder war ich nicht im Fitnesscenter, um mir das Vanillekipferl-Depot runterzustrampeln. Und wie war das mit der "Jetzt trinke ich mal drei Wochen nix"-Idee? Nichts war das. Gar nichts. Genauso wenig wie das Ding mit dem "täglichen Meditieren" oder das Ding mit dem "abends kaum Essen."

Das alles ging mir an einem finsteren Wintermorgen durch den Kopf. Ich verfluchte die ersten, unsympathischen Wochen des Jahres, in denen mir die Schwere hohler Vorsätze im Magen lag. Fieser Jänner. Fieses Ich. -Genau ein Jahr ist das alles jetzt her – jener Tag, an dem ich beschloss, es für immer anders zu machen. Und einen Vorsatz fasste: Nie mehr wieder Vorsätze.

Will nicht, wird nix

Es gibt ja kaum eine blödere Idee, die der Mensch ausgeheckt hat, um sich selbst ein Ei zu legen. 365 Tage im Jahr hauen wir nach dem Lust-Prinzip auf den Putz. 365 Tage ist das irgendwie okay, weil "ja dann eh alles anders wird". Das geradezu perfekte Argument, um es gegen Ende des Jahres nochmals so richtig krachen zu lassen. Weil: Auch schon wurscht, nächstes Jahr mache ich es besser. Und so geht das dahin. Ha! Noch mehr Wein, noch mehr Süßes, noch mehr Zigaretten, weniger frische Luft und noch seltener ins Fitnesscenter. Schließlich der Tag X. Jener Tag, an dem alle vom Schampus beseelt denken, der Sprung des Uhrzeigers von 1 vor 12 auf 1 nach 12 würde die eigene Welt radikal transformieren. Man liegt einander gerührt in den Armen, im fixen Glauben, der innere Schweinehund würde sich tatsächlich vom Faktor Zeit beeindrucken lassen. Lächerlich. Denn spätestens nach den ersten Jahrestagen gescheiterter Enthaltsamkeitsversuche registriert der Mensch die ganze Absurdität seiner vorsätzlichen Fata Morganas. Was bleibt, ist die Erkenntnis: geht nicht, will nicht, wird nix. Und genau das macht den Jänner zum fiesesten Monat des Jahres.

Zwanzig Dinge, die gut tun

Nie wieder unsinnige Vorsätze
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Und doch kann vieles ein bisschen anders werden – vorausgesetzt, es beruht nicht auf einem blöden Vorsatz. An diesem besagten Tag vor einem Jahr bin ich dann aufgestanden, habe mir einen Kaffee eingeschenkt und mir ein Notizbuch genommen. Ich dachte nach – und fing an, zu schreiben: "Vorsätze? Nein. Ich brauche keinen inneren Oberlehrer, der mich noch mehr nervt, als es der Alltag sowieso schon tut. Stattdessen Dinge, die mir guttun und die ich mir gönnen werde:

1. Mehr für mich selbst sorgen, indem ich nix sage, sondern still bin und mir zuhöre: Was hätten’S denn gerne, Madame? Eine Massage? Zwei Stunden Luftschnappen? Ein paar Tage auf der Alm? Um all das dann zu tun, statt immer nur zu sagen: keine Zeit, geht nicht, kann nicht.

2. Nein sagen zu Menschen und Dingen, die mir nicht guttun. Und zwar ohne! blödes! schlechtes! Gewissen!

3. Ja sagen, zu Menschen und Dingen, die mir Kraft geben.

4. Viel öfter die schönen Momente erkennen, statt die schlechten zu zelebrieren. Überhaupt: mehr feiern statt jammern.

5. Schlechte Momente betrauern, aber sie dann auch bald wieder ziehen lassen.

6. Lachen. Und zwar wirklich viel.

7. Aber auch weinen, wenn es sein muss. Weil Tränen das Herz reinigen.

8. Musik hören. Und noch mehr Musik. Weil nur sie es schafft, Gefühle in mir zum Klingen zu bringen, von denen ich noch gar nichts weiß.

9. Zeit nehmen.

10. Zeit schenken.

11. Vergeben, aber nicht zwingend vergessen.

12. Und damit verbunden: Auch aus schlimmen Erfahrungen lernen, ohne alles zu verfluchen.

13. Öfter auf einen Friedhof gehen, um nicht nur die Vergänglichkeit des Seins zu spüren, sondern auch, wie geil dieses Leben jetzt ist. Wie schön. Und wie wertvoll.

14. Weniger Angst haben. Ja eh, schwierig. Aber doch meinen Versuch wert.

15. Anderen Menschen die Hand reichen. Doch nicht verzweifeln, wenn sie sie nicht nehmen wollen.

16. Nachfragen. Zuhören. Verstehen.

17. Noch mehr Sonnenuntergänge sehen. Und Sonnenaufgänge.

18. Viel mehr trödeln und in die Luft schauen.

19. Genießen – das Essen, die Menschen, die Liebe, das Leben.

20. Vor allem aber: tanzen. Viel mehr tanzen."

Fazit? Das so zu probieren, war eine gute Idee. Weil mir die "Lebens-Liste", wie ich sie nenne, zeigt, wo ich stehe. Und worauf ich achten muss, damit es mir gut geht. Apropos: 2016 war ein schwieriges Jahr. Und dennoch habe ich öfters Nein gesagt, gelacht – und mehr denn je Musik gehört. Nur das mit dem Tanzen könnte noch ein bissl besser werden.

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