Moon-Walk

Ein großer Schritt für die Modeindustrie: Die Mondlandung im Juli 1969 inspirierte einen intalienischen Schuhmacher zum Entwurf der Moonboots
Auch ohne Schnee gibt es Grund zu feiern: Vor 45 Jahren wurden die klobigen Winterschuhe erfunden.

Der Schuhmacher Giancarlo Zanatta war in New York, als er die Eingebung seines Lebens hatte. Beim Bahnhof Pennsylvania Station fiel sein Blick auf ein riesiges Plakat – es zeigte die Astronauten, die wenige Monate zuvor, im Juli 1969, mit der Mondlandung Geschichte geschrieben hatten. "Sie hatten merkwürdige Stiefel an", erinnert sich der Italiener, "und ich dachte, warum eigentlich nicht?" Zanatta überlegte, wie er diese seltsamen Schuhe, die so viele Menschen beim ersten Schritt auf den Mond gesehen hatten, nachempfinden konnte.

Moon-Walk
honorarfrei, Moon Boots

Zurück im norditalienischen Montebelluna, ließ der Unternehmer einen Prototyp entwerfen. Dieser sollte ganz anders werden als die braunen Lederstiefel mit der klassischen Links-/Rechtspassform, die in den späten 1960er-Jahren modern waren. Zanatta wollte synthetisches Material in bunten Farben – etwas, das man vorher nie gesehen hatte. "Meine Leute schauten mich an, als wäre ich verrückt. Aber manchmal braucht es eben eine verrückte Idee, um innovativ zu sein."

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honorarfrei, Moon Boots

Nicht schön, aber warm

Zanattas Mode-Mut wurde belohnt: Ein paar Monate später präsentierte er den Moonboot bei der wichtigsten internationalen Sportmesse – "und plötzlich wollte jeder Einkäufer diesen seltsamen Schuh für sein Geschäft". In den 1970er-Jahren avancierten die wenig eleganten Unisex-Stiefel zum Must-have abseits der Skipiste. Gegen die Kälte und den Schnee umhüllte Zanatta die Stiefel mit wasserabweisendem Kunststoff und füllte sie mit geschäumtem Material.

Moon-Walk
BILD zu TP/OTS - Publikumsliebling Hansi Hinterseer kommt wieder mit zwei Konzerten zur Waldweihnacht an den Wilden Kaiser.

Die wohl prominentesten Boots des Landes verfügen über einen zusätzlichen Fell-Kälteschutz: Schlagerbarde und Ex-Skirennläufer Hansi Hinterseer besitzt seine zotteligen Stiefel seit den 70er-Jahren. Und pfeift darauf, ob sie gerade en vogue sind, wie er dem KURIER verriet: "Ich hab’ immer das gemacht, was mir gefallen hat, auch wenn’s gegen den Trend war. Ich mag halt einfach Sachen, in denen ich mich wohlfühle. Die Moonboots hab’ ich schon als Schüler auf dem Stockerl getragen. Für meine TV-Sendung hab ich sie 1996 wieder aus dem Schrank geholt. Zuerst hat man mich ausgelacht, aber dann haben sie sogar die No Angels in ihrer Show getragen und die Schaufensterpuppen von Top-Designern in New York. Ich war wohl einfach der Zeit voraus! Und ich trag’ sie heut’ noch gern."

Moon-Walk
honorarfrei, Moon Boots

Nachdem der Hype in den 90ern abgeebbt ist, erleben die Boots seit einigen Jahren ein Revival. Zanatta, dessen Firma Tecnica auch für Marken wie Blizzard und Rollerblade verantwortlich zeichnet, glaubt, den Grund zu kennen: "Moonboots sind echt, keine Kopie. Und die Menschen mögen wahre Geschichten mehr als erfundene." So war es ja schon bei der Mondlandung.

... es keinen Unterschied zwischen dem linken und rechten Moonboot gibt? Jeder Stiefel kann auf beiden Füßen getragen werden.

... es fast unmöglich ist, in Moonboots auszurutschen? Eine Spezialsohle aus Kunststoff sorgt dafür, dass man auf eisglattem Boden nicht ins Schleudern gerät.

... in den vergangenen 40 Jahren weltweit etwa 25 Millionen Paar Moonboots verkauft wurden?

... auch Päpste die Weltraumstiefel tragen? Die Moonboots von Papst Johannes Paul II. wurden sechs Jahre nach seinem Tod in einem Museum in Rom ausgestellt.

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