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Mormonen: 12-Jährige outet sich, Mikro wird abgedreht

Mormonen: 12-Jährige outet sich, Mikro wird abgedreht
Die 12-jährige Savannah hat ihren ganzen Mut zusammen genommen, um sich vor den Mitgliedern ihrer Kirche in Utah zu outen. Doch sie wurde vom Kirchenleiter unterbrochen und dazu angehalten, sich hinzusetzen.

Savannah ist zwölf Jahre alt und lebt in Utah. Vor ihrer Gemeinde hat sie in der Mormonenkirche eine Outing-Rede gehalten und sich dazu bekannt, lesbisch zu sein. Ihren Eltern hat sie das bereits vor einem Jahr, einen Tag nach ihrem elften Geburtstag, erzählt. In einem Bericht auf CNN wird Savannahs Mutter Heather zitiert, die ihrer Tochter nach dem Outing ihre volle Unterstützung zugesichert hatte. Anschließend sprach Savannah auch mit ihren Verwandten und Freunden darüber und wollte wegen der positiven Reaktionen auch ihrer Kirchengemeinde davon erzählen. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und hielt vor dieser eine berührende Rede.

"Ich glaube, Gott hat mich bewusst so erschaffen, kein Teil von mir ist falsch. Ich habe mir das nicht ausgesucht, ich verleite niemanden dazu, lesbisch zu sein. Wer in meiner Nähe ist, wird nicht angesteckt. Ich glaube, Gott möchte, dass wir uns gegenseitig mit Güte begegnen, auch wenn manche anders sind."

Abruptes Ende

Bei ihrer Kirchengemeinde kamen diese Worte nicht besonders gut an. Nach dem Satz "Ich möchte mich selbst lieben können, und ich möchte mich nicht dafür schämen", war Savannah plötzlich nicht mehr zu hören und wurde von ihrem Kirchenleiter dazu aufgefordert, sich hinzusetzen. Er führte den Gottesdienst mit folgender Aussage fort: "Ich möchte auch sagen, dass wir alle Kinder Gottes sind und dass wir von unserem himmlischen Vater geliebt werden."

In einem Interview mit dem LGBT-Mormonen Podcast "I Like to Look for Rainbows" erzählte Savannah Ende Mai, dass sie sich geschämt habe als sie sich hinsetzen musste. Sie sei aber auch glücklich, weil sie mit ihren Outing zeigen konnte, dass Homosexuelle nicht verrückt sind. Trotzdem hätte sie ihre Rede gerne zu Ende geführt.

Das Video in der Kirche wurde laut CNN von Freunden von Savannah aufgenommen, die es der Familie gaben. Diese stellte es dem Sender zur Verfügung. Ludd Law, Bischof der Gemeinde, kritisiert gegenüber CNN, dass das Video nicht autorisiert gewesen sei und für politische Zwecke missbraucht worden sei.

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, kurz "die Mormonen", begrüßt Homosexualität offiziell. Savannahs Mutter Heather sagte aber gegenüber CNN, dass Homosexuelle ihre Sexualität in der Gemeinde nicht ausleben dürfen. Darum sei sie bereits im Jahr 2015 ausgetreten.

Wer sind die Mormonen?

Die erzkonservative "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" mit Sitz in Salt Lake City im US-Staat Utah hat weltweit mehr als zehn Millionen Mitglieder. Das Mormonentum gehört zu religiösen Bewegungen des 19. Jahrhunderts. Mormonen glauben an die Worte der Bibel und eine weitere Offenbarung: das Buch Mormon. Der Amerikaner Joseph Smith veröffentlichte die Texte 1830. In dieser Schrift wird die grundsätzliche Sündhaftigkeit des Menschen abgelehnt. Als "Heiliges Land" gelten die USA.

Den Mormonen sind Familienbeziehungen heilig, Kinderreichtum wird als Segen angesehen. Homosexuelle Partnerschaften, Abtreibungen sowie vor- und außereheliche Sexualität werden abgelehnt. Die Religionsgemeinschaft ist in der Regel konservativ eingestellt sowie bildungs- und leistungsorientiert. Die Mormonen haben die Polygamie, bei der ein Mann mehrere Frauen heiraten darf, 1890 aufgegeben. Viele Mitglieder der Kirche haben in den USA einflussreiche Jobs und arbeiten in Politik und Wirtschaft. Ein prominentes Mitglied ist der republikanische Ex-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney.

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