Mondlandungsmarathon: TV-Studio in ehemaligen Affenstallungen
Exakt um 21.17 Uhr mitteleuropäischer Zeit, am 20. Juli 1969 setzte die Landefähre „Eagle“ auf dem Mond auf – wie von der NASA angekündigt. 600 Millionen Menschen saßen weltweit erwartungsvoll vor den oft neu gekauften TV-Geräten. Sie saßen und warteten – und warteten. Denn bis 21. Juli um 3.39 Uhr gab es nichts mehr Neues zu sehen: Dann öffnete sich die Luke.
„Erst viel später ist man draufgekommen, dass die Astronauten in der Primetime des US-Fernsehens aussteigen sollten“, sagt Peter Nidetzky. „Und wir haben nicht gewusst, was wir machen sollen.“ Er war einer von drei Journalisten, die für den ORF die Liveübertragung moderierten. Eine Monsteraufgabe für Nidetzky, Hugo Portisch und Othmar Urban (1930-2017). Am Ende des Tages dauerte die Sendung ungeplante 28 Stunden und 18 Minuten. Auch das schrieb Fernsehgeschichte.
Hugo Portisch erinnert sich an das Medienevent Mondlandung
Das Studio war in den ehemaligen k. u. k. Affenstallungen bei Schönbrunn untergebracht. Eine „Bretterbude“, sagt Nidetzky. Eine heiße noch dazu: „Es hatte mehr als 50 Grad im Studio.“ Aber einfach einen Film einzuspielen, das habe man sich nicht getraut. Was wäre gewesen, wenn gerade dann der Schatten Neil Armstrongs den ersten Schritt des Astronauten auf den Mond angekündigt hätte?
„Nicht genug“
Nidetzky hatte in den USA im Vorfeld viel Material gesammelt: Interviews mit Österreichern, die an der Apollo-11-Mission mitgearbeitet hatten, Lokalaugenscheine bei der NASA in Florida und Kalifornien, Gespräche mit Wissenschaftlern und Technikern. Aber es war nicht genug „für die Riesenzeitspanne“. „Um zwei Uhr in der Nacht haben wir schon was doppelt erzählt.“ Unterstützung gab es von zwei Dolmetschern und vom Mondexperten Herbert Pichler (1921-2018). Nach der Sendung gab man ihm den Namen Mond-Pichler.
Die Kommentatoren waren sich lange nicht sicher, ob Landung und Rückweg glücken werden. Die Mission sei nicht ungefährlich gewesen. „Es wird schon gut gehen. Von diesem Gedanken waren wir beseelt.“ Es ging gut.
„Letztlich war es ein Job wie jeder andere“, sagt Nidetzky 50 Jahre nach der Marathonsendung. Allerdings einer der vielen Zuschauern in Erinnerung geblieben ist. Aber warum? „Ich glaube, es lag daran, dass sie Zeitzeugen wurden. Dass sie persönlich anwesend waren. Das machte die Geschichte einmalig.“
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