Virtuelle Mode: Goldgräberstimmung und Marktmanipulationen
Es waren 1,3 Millionen Dollar, die Sänger Justin Bieber für ein digitales Kunstwerk ausgegeben und damit einen neuen Rekord als Einzelperson gesetzt hat. Das Bild eines gelangweilten Comic-Affen habe ihm einfach so gut gefallen, erklärt Teenieidol Bieber den Grund dafür, dass er bei einer Versteigerung umgerechnet 500 Ether (eine Kryptowährung) für das non-fungible Token (NFT) ausgegeben hat.
Affen auf Erfolgskurs
Der Marktpreis von Justins Affen lag eigentlich nur bei 200.000 Dollar. Der „Bored Ape Yacht Club“ verfügt über eine Sammlung von 10.000 unterschiedlichen Affenporträts – beim Kauf wird man automatisch in den elitären Club aufgenommen, der Partys veranstaltet. Pikant an der Geschichte: Kurz vor dem Sensationskauf hatte auch Paris Hilton Werbung für die „Bored Apes“ in einer TV-Show gemacht, weitere Promis wie Gwyneth Paltrow oder Eminem sind ebenfalls fast zeitgleich Besitzer von digitalen Affenbildern geworden.
Bei so viel auffälliger Celebrity-PR kam in der Szene schnell die Frage auf, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Hat Bieber vielleicht gar nicht direkt für seinen „Bored Ape“ bezahlt und steckt er mit den Gründern des Clubs unter einer Decke, fragen sich User auf der Online-Plattform Reddit.
Die Bilder der Promis sind nach der vielen Werbung jedenfalls um einiges mehr wert. „In der NFT-Kunst gibt es sicher Schattenseiten“, erklärt auch Kunstkenner Alfred Weidinger. „Von Marktmanipulationen ist tatsächlich die Rede. Das sind Interessensgruppen, die Preise für bestimmte NFTs durch Absprachen in die Höhe treiben.“
Weg vom Idealismus
Aber auch ohne Absprachen ist der eigentliche Grund von digitalen Kunstkäufen oft nicht die Begeisterung für ein bestimmtes Bild, sondern ein reiner Investitionsgedanke: „Mit der Freude an Kunst hat das oft wenig zu tun. Das Motiv ist die Vermögensvermehrung. Das ist reine Geschäftemacherei.“
Noch immer gibt es so gut wie keine Regeln in der Welt der NFT-Käufe, was die superreiche Elite für sich zu nutzen weiß. Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität haben durch Anonymität extrem leichtes Spiel, macht Weidinger aufmerksam.
Gestartet wurden die unkopierbaren NFT-Kunstwerke zwar von Idealisten, die zum Vergnügen Bilder geschaffen haben. „Doch dann haben immer mehr bemerkt, dass man mit NFTs Geld machen kann. Jetzt herrscht Goldgräberstimmung.“
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