Dauerbrenner Denim: Und wieder ein Jahr, das im Zeichen der Jeans steht, allerdings nicht nur im Namen der Hose. Ja, das Jeanshemd ist wieder zurück, ein Trend, der sich bereits im Vorjahr abzeichnete, nun aber final sein Revival erlebt.
Hochphasen gab es für das Kleidungsstück bereits einige, vor allem in den 1980er-Jahren, aber auch in den späten 1990ern war es in allen Variationen Kult: sowohl bestickt, genietet, gefranst, zerschlissen, zerrissen, verwaschen, tailliert als auch oft übergroß. Eine Phase manch modischer Verirrungen – Stichwort „Karottenhose“. Dazu fett toupierter Vokuhila-Schnitt auf dem Kopf. Aber gut, beides ist ebenfalls wieder tragbar.
Lange Geschichte
Wer das Rad der Zeit noch ein wenig weiter zurückdrehen mag, landet am Ende des 19. Jahrhunderts in einer kleinen Schneiderei in Reno, Nevada, wo ein Mann namens Jacob Davis die ersten Nietenhosen entwarf. Ein anderer, Levi Strauss, lieferte den Stoff dafür.
Die Jeans, als widerstandsfähige Arbeitshose für Goldgräber, Arbeiter und Bauern, war erfunden, gemeinsam patentierten sie die blaue Hose. Es war der Beginn eines amerikanischen Traums, den der Modeschöpfer Yves Saint-Laurent im Jahr 1983 in einem Interview mit dem „New Yorker“ so kommentierte: „Ich bereue nur, dass ich die Jeans nicht erfunden habe. (...) Sie haben Charakter, Bescheidenheit, Sexappeal, Einfachheit – all das, was ich mir für meine Kleidung wünsche.“
Jeanshemden folgten später, sie wurden von Ranchern als robustes Oberteil getragen. Ikonisch wurden sie erst durch Hollywoods Westernhelden mit ihren großen Hüten und Colts, die nach und nach die Leinwand eroberten – von Gary Cooper über John Wayne bis Paul Newman, Clint Eastwood bis hin zu John Travolta in „Urban Cowboy“. Legendär. Wer das gute Stück, samt Hose, nicht minder zum Kultobjekt erhob: Elvis Presley, der Moderebell, dessen Black-Denim von Levis im Film „Jailhouse Rock“ unsterblich wurde.
Bei seinen Auftritten trug „Elvis, the Pelvis“, wie er wegen seiner Hüftbewegungen genannt wurde, oft Jeanshemd zu Lederjacke. Eine Ansage. Jeanshosen, Jeanshemden, Jeansjacken als Zeichen der Rebellion, waren einmal. Heute sind sie modische Alltagskultur.
Bis heute setzen die bestgekleideten Männer der Welt auf das lässige Hemd, gerne auch über einem weißen
T-Shirt getragen. Doch nicht nur männliche Stars hüllten sich schon früh in Denimbluse: Von der jungen Claudia Cardinale kursiert im Internet immer noch eine Postkarte, die sie in einem hellblauen Jeanshemd zeigt. Und Jane Fonda posierte im Alter von 19 Jahren in Jeansbluse, mit hochgekrempelten Ärmeln. Noch ein Beispiel: Brigitte Bardot zeigte sich im „Canadian Tuxedo-Look“: Jeanshemd zu Jeans.
Ganz-in-Jeans im Trend
Dieser Double-Denim-Look ging lange gar nicht: Buh, welch modischer Fauxpas. Bis 2010. Da tauchte der „Ganz-in-Jeans“ auf einmal wieder auf, und zwar möglichst kaputt und zerrissen.
Für 2024 gilt: Alles wieder zurück, aber nicht so schlampig. Man kombiniert wieder Jeans zu Jeans, etwa Jeanshemd zu Jeansrock oder Jeanshose, gerne auch im selben Ton und ähnlicher Waschung. Sehr Entschlossene lassen sich gar auf „Triple-Denim“ ein und werfen noch eine Jeansjacke drüber oder eine Tasche aus Jeansstoff.
Die Denim-Hemden selbst werden sowohl lässig wie auch elegant getragen, in Kombination mit einem Blazer, schwarzer Hose, zur Lederjacke oder zur weißen Hose. Und wem das Jeanshemd noch immer zu wenig „jeansig“ ist, der kann sich freuen: Overalls gänzlich aus Denim sind in diesem Jahr genauso angesagt wie Jeanskleider, Jeansröcke (mini und midi) oder Gilets. Das Jeanshemd selbst kommt im Frühjahr und Sommer 2024 dagegen eher schlicht daher, ohne Applikationen, ohne Nieten und allerlei anderem Schnickschnack.
Das Arbeitshemd von einst ist außerdem multitaskingfähig geworden und gilt als Accessoire, das durch große Ohrringe, üppigen Schmuck und edles Rundum-Styling zum tragbar-bequemen Luxus-Look avanciert. Gut so, denn das meinte einst auch Coco Chanel: „Luxus muss bequem sein, sonst ist er kein Luxus.“
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