Penis-Kult in aller Welt: Wie Männer ihr bestes Stück feiern
Eigentlich ist es ja wenig überraschend: Schon vor 1800 Jahren haben Männer Penis-Bilder auf Wänden hinterlassen. Der neueste Beleg dafür sind Ritzereien in der britischen Hadrianswall aus dem Jahr 207 n. Chr. – römische Soldaten sollen sich hier verewigt haben. Zwei Kreise, verbunden durch ein schmales U, reichen aus, um die Forscherwelt in Erregung zu versetzen – kein Wunder, wird das Phallussymbol (im Gegensatz zur deutlich seltener gezeigten Vagina) doch seit Menschengedenken geehrt und gefeiert. Auch heute, aber dazu später.
Größenfrage
Der älteste Beleg für die Verehrung des Penis soll 28.000 Jahre alt sein und ist aus Siltstein: Der Phallus von Schelklingen wurde 2004 in Baden-Württemberg gefunden – ob in der Eiszeit schon gerne bei der Größe übertrieben wurde, ist nicht überliefert: Dieses Modell ist 19,2 cm lang, 3,6 cm breit und 287 Gramm schwer. Genauso alt wie der Steinpenis sind wahrscheinlich die Diskussionen über die ideale Länge und Dicke: So waren kleine Penisse in der Antike deutlich begehrter als große, behaupten Kunsthistoriker mit Verweis auf die bescheidenen Gemächte römischer und griechischer Statuen. So mancher antiker Dichter machte sich sogar über üppige Geschlechtsteile lustig: Ein großer Penis galt als Symbol von Dummheit und Vulgarität – ein kleiner Penis stand für intellektuelle Überlegenheit und einen kühlen Verstand.
Über die idealen Maße wird bis heute heftig diskutiert. Nach der Vermessung von mehr als 15.000 Penissen aus 17 Nationen errechnete das Londoner King’s College die durchschnittliche Penisgröße: 13,12 cm im erigierten Zustand, 9,16 cm beim erschlafften Glied. Für Österreich gab es keine Daten, Deutschland lag leicht unter dem Durchschnitt. Ziel der Studie war, Männer darin zu bestärken, dass ihre Penisgröße normal ist.
Das Phallusmuseum in Island lädt zum Vergleichen ein, wo 286 Penisse hinter Glas ausgestellt sind. Das größte Ausstellungsstück ist 170 cm lang und 75 kg schwer – das Geschlechtsteil eines Pottwals.
„Fest des stählernen Penis“
Der Mensch feiert dennoch am liebsten seinen eigenen Penis, in manchen Kulturen gibt es dafür sogar opulente Festivals: So wird in Japan demnächst – wie jedes Jahr am ersten Sonntag im April – das Kanamara-Matsuri gefeiert, das „Fest des stählernen Penis“. Dabei werden bei Straßenumzügen nicht nur überdimensionale Phallus-Objekte präsentiert, es gibt auch Süßigkeiten und Gemüse in Penis-Form.
Der Legende zufolge hatte sich einst ein Dämon in die Vagina einer Frau verliebt und aus Eifersucht mit seinen scharfen Zähnen die Penisse zweier Bräutigame abgebissen. Ein Phallus aus Stahl sollte die Zähne des bösen Dämons brechen.
So wie Japan ist auch Südkorea nicht gerade bekannt für seine sexuelle Offenheit – trotzdem gibt es dort einen Park voll Penis-Statuen, der natürlich auch auf eine Legende zurückgeht: Nach einem tragischen Todesfall blieben die Fische aus – bis ein Fischer ins Meer pinkelte und der Geist einer ertrunkenen Jungfrau sich am Anblick seines Glieds erfreute. Also fertigte man viele große Penisse, um die Seele der Frau zu beruhigen und wieder mehr Fische zu bekommen.
Dick-Pic bis Dick-Run
Dank Smartphones erreichen Penis-Darstellungen inzwischen neue Dimensionen – nicht nur, dass sich so manche Männer bemüßigt fühlen, ihr Glied möglichst gut in Szene zu setzen, um ein Foto davon (ein sogenanntes Dick-Pic) an eine Angebetete zu schicken. Unter Joggern hat sich ein Trend entwickelt: Mithilfe von Lauf-Trackern läuft man beim „Dick-Pic-Run“ Joggingrunden in Form von Penisbildern. Auch eine Art, sich zu verewigen.
Die Archäologen der Newcastle University sorgen jetzt jedenfalls dafür, dass die Ritzereien an der britischen Hadrianswall nicht verloren gehen, und wollen sie mithilfe von 3D-Erfassung für die Nachwelt erhalten.
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