Hier werden Schüler zu Forschern

Schachtelstunde: Die Kinder wählen und erarbeiten ein Thema
Im offenen Unterricht erarbeiten die Kinder Wissensgebiete selbstständig.

Mehr Autonomie in den Schulen, freies Lernen – was sich die Bildungsministerin wünscht, wird in der Lernwerkstatt Donaustadt schon länger umgesetzt. In der Inklusiven Mittelschule sind alle Kinder willkommen, auch jene mit besonderen Bedürfnissen. Hier findet offener Unterricht statt.

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lernwerkstatt donaustadt
Besuch in der "Schachtelstunde": Michelle steht vor einem Regal mit 182 Lernschachteln – die Themen reichen von Märchen über Verkehr bis hin zu Polargebieten. Sie entscheidet sich für die Malschachtel. Lehrerin Lisa Minnerop-Haeler erklärt, wie die Schachtelstunde funktioniert: "Die Kinder suchen sich ein Thema aus und arbeiten es selbst durch, entweder alleine, zu zweit oder zu dritt. Kinder, die Unterstützung brauchen, bekommen diese auch – wir sind in diesen Stunden immer doppelt besetzt."
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Neben den Lehrern sind es auch engagierte Privatpersonen wie der Pensionist Walter Polinek, der gerne im Unterricht mithilft. Er hat sogar bereits Schauspieler wie Elfriede Ott, Erwin Steinhauer und Gregor Seberg eingeladen, damit sie den Kindern von ihrer Profession erzählen. Heute erklärt er Christian und Justin bei der Lernschachtel zum Thema Elektrizität, wie ein Stromkreis funktioniert. Christian ist fasziniert, als das Lämpchen im Versuchskasten zu leuchten beginnt. Walter Polinek hat Freude daran, den Kindern etwas beizubringen.

Frei, aber mit Struktur

Das freie Arbeiten hat aber Struktur, erklärt Minnerop-Haeler: "Die Kinder führen ein Lernprotokoll über das, was sie gemacht haben. Wenn sie mit einer Schachtel fertig sind, müssen sie uns das zeigen. Diese Strukturen sind wichtig, damit sie nicht im Freien schwimmen."

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Eine Erweiterung dieser Form von offenem Lernen ist die Lernwerkstatt. In diesem Workshop entwickeln und erarbeiten die Kinder drei Tage lang ein Thema, zum Beispiel, wie viele Tierchen im Wasser eines Aquariums leben – dazu führen sie ein Forschungstagebuch. Ihre Ergebnisse präsentieren sie bei einem Abschlussfest.

Auch in Fächern wie Mathematik wechselt der Unterricht zwischen frontalen und offenen Stunden: Beim Thema Bruchrechnen gibt es eine Einführungsstunde, in der die Grundkenntnisse vermittelt werden. Dann folgen Stunden, bei denen anschaulich etwa mit Äpfeln gerechnet wird oder die Kinder Lerngemeinschaften bilden. Damit das funktioniert, bedarf es einer guten Zusammenarbeit zwischen AHS-, Sonderschul- und Hauptschullehrern. Dass diese in Teams arbeiten und autonom sind, ist ein wichtiger Grund für den gemeinsamen Erfolg, sagt Lehrerin Claudia Ovrutcki. "Wir haben Team-Sitzungen, in denen wir Projekte und den Unterricht planen. Da entscheiden wir auch, ob ein, zwei oder drei Lehrer für die Stunde nötig sind."

Keine Noten

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Beurteilt werden die Kinder nach einem besonderen System: Es gibt keine Ziffernnoten, dafür hat jedes Kind eine Mappe - den Kompass. Sie gibt den Eltern einen Überblick über die erreichten Kompetenzen ihres Kindes. Dazu gehört auch, dass sich die Kinder selbst einschätzen und abschätzen, was sie gut können und wo sie Aufholbedarf haben. "Wir blicken über den Tellerrand und schauen uns um, was andere Schulen machen und suchen nach Innovationen", sagt Direktorin Susanne Patschka und erzählt von einem Besuch bei Margret Rasfeld, Direktorin der Evangelischen Gemeinschaftsschule Berlin Zentrum, die dort einige ungewöhnliche Bildungsinnovationen umgesetzt hat.
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So, soll im aktuellen Schuljahr vor allem Bewegung in die Klassen kommen. Ein paar Türen weiter strampeln Schüler während des Unterrichts am Ergometer. Die Räder sind mit Schreib- und Lesepulten ausgestattet, damit die Kinder gleichzeitig lernen. Kinder, die nicht in der Lage sind mitzuschreiben, werden von anderen dabei unterstützt. So wäre auch die tägliche Bewegungseinheit gesichert.

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