Lehrerausbildung: Wenig Zeit für Reformen

Lehrerausbildung: Wenig Zeit für Reformen
Parlamentarier machen Druck auf die Regierung: "Die Pädagogenbildung neu muss heuer zum Abschluss kommen."

Die Ausbildung der Lehrer muss reformiert werden. Und zwar schnellstens. Davon sind die Nationalratsabgeordneten Elmar Mayer, SP, und Katharina Cortolezis-Schlager, VP, überzeugt. "Die Zeit drängt. Die ,PädagogInnenausbildung neu" muss noch heuer zum Abschluss gebracht werden", fordern beide.

Die Parlamentarier machen deshalb jetzt Druck auf die Regierung. Denn im nächsten Jahr startet der Wahlkampf – eine denkbar schlechte Zeit, um Reformen auf Schiene zu bringen. Konkrete Adressaten der Forderung sind Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle und Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Sie sind für die Modernisierung der Lehrerausbildung zuständig.

Doch wie stehen die beiden Minister zu dem Wunsch der Parlamentarier? Der KURIER fragte nach, ob es ihrer Meinung nach eine Chance gibt, die Lehrerbildung neu noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden. In ihren Stellungnahmen begrüßen Schmied und Töchterle die Initiative der Parlamentarier. Einen genauen Termin, wann die "PädagogInnenbildung neu" beschlossen wird, will allerdings keiner der beiden nennen. Für Schmied sei bei jedem Projekt in der Bildungspolitik Geschwindigkeit wichtig. "Aber mindestens ebenso sehr kommt es auf die Qualität an. Wir arbeiten an beiden Faktoren – Tempo und Qualität." Auch Töchterle meint: "Je früher wir die Lehrerbildung neu haben, desto besser. Allerdings erst dann, wenn die Qualität auch passt."

Fortschritte

Doch wie sollen die neuen Lehrer überhaupt ausgebildet werden? Entsprechende Curricula arbeitet derzeit ein Entwicklungsrat aus, der von beiden Ministerien gemeinsam eingesetzt wurde. "Dieser hat bereits zahlreiche konkrete Fortschritte erzielt", meint Töchterle. Die Eckpunkte stehen also schon fest. So sollen in Zukunft alle Pädagogen – sowohl Volksschul- als auch Hauptschul- und AHS-Lehrer einen Masterabschluss haben. Laut Martin Polaschek, Vizerektor der Uni Graz und Leiter der "Task Force Lehramt" der Universitätenkonferenz soll auch das Unterrichtspraktikum umgebaut werden. "Alle Studenten sollen nach dem Bachelorstudium eine Induktionsphase absolvieren, in der sie Praxisluft schnuppern." Neu werde auch sein, "dass Lehrer leichter umsteigen können. Will jemand an einer Volksschule statt an einem Gymnasium unterrichten, soll mehr von seiner alten Ausbildung anerkannt werden." Weiterer Aspekt: "Universitäten und Pädagogische Hochschulen werden zukünftig enger zusammenarbeiten müssen." Polaschek "hofft, dass die Lehrerbildung möglichst bald reformiert wird. Jedes Jahr, in dem Pädagogen im alten System ausgebildet werden, ist ein verlorenes Jahr."

Dabei wäre jetzt der ideale Zeitpunkt zu reformieren. Ein Großteil der österreichischen Lehrer geht in den nächsten Jahren in Pension. Jetzt wird eine Lehrergeneration ausgebildet, die den Unterricht die nächsten Jahrzehnte prägen wird. Die Anforderungen verändern sich. Darauf müsse in der Ausbildung geachtet werden. Polaschek kann sich deshalb vorstellen, dass ein Lehrer statt eines zweiten Fachs einen Schwerpunkt wählt. Etwa "Migration" oder "Schulpsychologie".

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