Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
Internationaler musikalischer Jungbrunnen für die Salzburger Festspiele durch El sistema und ((superar)), zwei hochprofessionelle, sozial engagierte Kunst- und Kultur-Initiativen

Die ehrwürdigen Salzburger Festspiele werden in diesem Sommer ziemlich jung durch- und aufgemischt. Die groß(artig)e Initiative El Sistema aus Venezuela kommt mit mehr als 1200 Kindern und Jugendlichen an die Salzach. Die musizierenden und singenden Kids treffen auf Kids aus Europa. In Wien entstand vor rund drei Jahren – nach dem südamerikanischen Vorbild – ((superar)) und breitete sich – vor allem nach Süd- und Osteuropa aus. Dazu gesellt sich außerdem das türkische Jugendorchester „Musik für den Frieden“.

Fast 300.000 Kids

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
Das Simon-Bolivar-Orchestra - eines der großartigen Musikprojekte in Venezuela kommt 2013 zu den Salzburger Festspielen
Die vor fast 40 Jahren in Maracay nahe von Caracas (Hauptstadt Venezuelas) entstandene kleine Initiative ist zu einem Riesending geworden und hat mittlerweile an die 300.000 Kinder und Jugendliche, vorwiegend (80 Prozent) aus sozial benachteiligten Verhältnissen, zum Musikmachen gebracht und darüber beachtliche Selbstbewusstseins-Schübe ausgelöst. Wobei dieses Projekt sich dadurch auszeichnet, dass es nicht um ein kleines, fallweises Freizeit-Bespielungsprogramm geht, sondern um qualitativ hochwertige musikalische Arbeit, wie Gustavo Dudamels Simón Bolívar Symphony Orchestra mittlerweile weltweit beweist. Oder, dass Simon Rattle, der selbst ähnliche Projekte unter anderem in Berlin (rhythm is it) durchführte, mit dem Nationhal Children’s Symphony Orchestra Gustav Mahlers „Erste“ einstudiert.

Professionell und sozial

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
Und genau diese professionellen und dabei dennoch gleichzeitig sozialen, wertschätzenden, (über die Musik emotionalen) integrativen Elemente sind auch Säulen von ((superar)). Alle sozialen Schichten mitspielen lassen – das geht vom Noch-Baustellen-Quartier in der vormaligen Ankerbrotfabrik in Wien-Favoriten, die ein zur lokalen Bevölkerung offenes Kulturzentrum werden will, aus.

Und so standen Auftritte eines der ((superar))-Chöre am Beginn und Ende der Pressekonferenz, wo das große Salzburger Festspiel-Projekt bekannt gegeben wurde, das im übrigen nicht nur Auftritte von El Sistema- und ((superar))-Gruppen bringt, sondern die Kinder und Jugendlichen ebenso wie ihre Lehrenden in Workshops zusammen bringen wird.

Film über El Sistema

superar.eu

www.salzburgerfestspiele.at

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
Einige der singenden Kinder erzählten dem Kinder-KURIER seit wann und vor allem weshalb sie im Chor singen.

Laura (10) kam über ein Camp vor rund drei Jahren zum Chor, „vorher hab ich schon gern mit Freundinnen und Freunden gesungen und es macht mir hier sehr viel Spaß, warum weiß ich nicht, aber es macht große Freude!“

Die ebenfalls zehnjährige Michelle ist erst kurz bei ((superar)). „Ich wollt schon immer singen, ich finde mit Musik kann mein auch die eigenen Gefühle sehr gut zeigen oder auch raus lassen. Wenn ich zum Beispiel traurig bin, höre ich Lieder, die happy sind und mich dann auch machen.“

Ann Sophie (11), Rosa (10) und Mila (10) kamen zum Chor, weil sie in der Volksschule bei den Sängerknaben waren, dort ihre Sangesfreude ausleben konnten, aber es für Mädchen dort keine Mittelstufe gibt. Die meisten Wiener ((superar))-Gruppen gibt es aber in Wiener Schulen, wo sie mittlerweile teilweise schon Teil des Stundenplan sind. Die anderen Kinder waren dann der Kern eines eigenen Chores, „das war nur am Anfang ein bisschen seltsam“, erinnert sich Ann Sophie, „weil wir da nur ganz wenige Kinder waren. Wir sind dann aber immer mehr geworden und jetzt macht’s richtig viel Spaß!“ Ähnlich erging’s auch Mila. Auch anfangs, als sie so wenige waren, „war’s eh auch ganz witzig“, findet Rosa und am meisten taugte ihr bisher „als wir in Istanbul waren und dort aufgetreten sind“.

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
„Ich liebe Musik und am meisten mag ich es, die sehr hohen Töne zu singen“, verrät die elfjährigeGizem. Ihr macht der Gesang in der Gruppe so großen Spaß, „dass ich nicht einmal bei ersten Mal auf der Bühne nervös war. Hier im Chor ist’s wie in einer großen Familie. Und für mich war’s schon als kleines Kind mein allergrößter Wunsch, mit anderen auf einer Bühne auftreten zu können. Und dieser Traum ist mit ((superar)) wahr geworden!“

Mit 13 ist Angela schon eine der ältesten in diesem Chor. „Ich bin durch Freunde vor ungefähr einem halben Jahr hier her gekommen, mir macht’s Spaß, weil ich Musik liebe. Und ich finde, ohne Gefühlen kann man auch gar nicht richtig gut singen.“

Obwohl erst 11, ist Lea schon ein „alter“ ((superar))-„Hase“: „Ich bin schon lange, glaube fast vier Jahre dabei. Es hat mit einem Projekt bei uns in der Volksschule angefangen, dann war ich so ein bisschen im Wigl-Wagl, ob ich nach der Volk weiter in den Chor gehen soll, ja und da bin ich jetzt.“

In der selben, der Landhaus-Schule, begann auch die zwölfjährige Nina im Chor zu singen und bleib dabei, mit anderen singen zu wollen.

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
Helena(10) entdeckte durch eine Freundin die Lust am gemeinsamen Singen und hörte dann: „Such dir einen Chor, ja und dann hab ich den hier gefunden.“

Sarah (12), singt seit einem halben Jahr mit den anderen ((superar))-Kindern, „und es hat mir von Anfang an richtig gut gefallen, besonders gut sind auch die Reisen. Nach Istanbul wo wir waren, fahren wir heuer im Sommer ja nach Salzburg.“ - „Und vielleicht“, wirft wer aus der rund ein, „fahren wir auch nach Graz!“

Auch wenn sie deutlich die Mehrheit stellen, sind Mädchen nicht unter sich. Einer der wenigen Buben ist Mehmet-Ali. Der Neunjährige: „Ich singe schon seit drei Jahren im Chor und es gefällt mir immer noch einfach alles!“

Von Caracas über Salzburg und Wien bis Ankara
Kimberly(10) ist gleich lang dabei, neben dem singen macht ihr „besonders Spaß, dass wir manches Mal auch eigene Lieder erfinden. Da denken wir uns zuerst Melodien aus und wenn wir dann eine haben, suchen wir in kleinen Gruppen einen sinnvollen Text dazu.“

Ayla (11) kam über ihren jüngeren Bruder Mehmet-Ali zu ((superar)) und ist jetzt „seit einem Jahr da, Musik hat mir schon vorher sehr großen Spaß gemacht, aber im Chor zu singen ist noch lustiger.“

Anna-Lena (10) stieß nach ihrer Übersiedlung aus Deutschland nach Österreich vor zwei Jahren zum Chor in ihrer Wiener Schule.

Schließlich verrät uns auch noch der zehnjährige Marco, „singen hat mich schon immer interessiert, Freunde haben mir dann einmal von diesem Chor erzählt und dann hab ich das ausprobiert und es gefällt mir. Vorher hab ich nur zu Hause mit meiner Schwester gesungen.“

Kommentare