260 Jugendliche einer Wiener Tourismusschule verwöhnen Gäste, kombinieren ihre Ausbildung mit Gratis-Arbeit für ein Sozialprojekt. Bericht von den Vorbereitungen.
Freitag am frühen Nachmittag sah’s schon aus, als könnte das Fest wirklich bald beginnen. Weit mehr als 100 Jugendliche hatten im Hotel Savoyen am Wiener Rennweg aus dem leeren einen einladenden Veranstaltungssaal „gezaubert“. Ihre Magie: Anpacken. Tische schleppen, aufstellen, Sessel dazu, Tische decken, Vorsichtig mit weißen Handschuhen Geschirr aufdecken. In einer Ecke sitzen gut zehn Jugendliche, falten und rollen große Stoffservietten. Nach und nach füllen sich die runden Tische mit Dekorationen. Nicht zu vielen, aber ausnehmend geschmackvoll drapiert.
Die ersten waren um 6 Uhr früh gekommen, viele um 7 Uhr. Am frühen Abend sollte alles fertig vorbereitet sein, damit Samstag früh das – mittlerweile – achte Theaterhotel über Bühne und durch Köpfe und Magen gehen konnte. 1048 zahlende Gäste (30 bis 50 Euro, je nach Nähe zur Bühne) wurden erwartet. „Heuer helfen insgesamt 260 Schülerinnen und Schüler mit, so viele wie noch nie“, freut sich Hoteldirektorin Sophie Hammel. Sie ist eine von elf Schüler_innen, die das Theaterhotel als Maturaprojekt stemmen – von den ersten Vorbereitungen, teils schon im vorangegangenen Schuljahr bis zur Durchführung.
Übrigens werden die 260 Jugendlichen aus der HLT auch noch von gut zwei Dutzend „Super-PraktikantInnen“ unterstützt. Am Tag der offenen Tür konnten sich künftige Schüler_innen dafür bewerben, mitzuhelfen. „Tische und Sessel herrichten, Geschirr polieren, wir helfen gerne überall, wo wir gebraucht werden“, meinen einige die der KiKu gerade bei einigen Handgriffen antrifft: Paul Helmich, Luca Pomes, Lea Gerstbach, Mona Sigmund und Johannes Heiserer.
Auf zwei Tranchen werden die Gäste bewirtet und mit Kulturprogramm – somit kulinarisch und geistig – verköstigt: Brunch und Dinner. Von Brötchen mit köstlichsten Aufstrichen bis zu opulenten Fleisch-, Fisch und natürlich vegetarischen Speisen sowie selbstverständlich köstlichen Desserts reicht der Bogen der Kulinarik. Alles von den Jugendlichen zubereitet, manches schon in der Küche ihrer Tourismusschule Bergheidengasse (Wien-Hietzing) vorbereitet, in der Hotelküche endgefertigt oder gar dort erst gekocht, gebraten…
Die stundenlange Arbeit ist den meisten gar nicht anzusehen. „Ja, körperlich ist es schon ein wenig anstrengend, aber es macht Spaß. Erstens mag ich generell das Arbeiten in der Küche, zweitens lern ich immer wieder neues, heuer zum Beispiel hab ich zum ersten Mal einen Fisch gehäutet. Und drittens ist es ja ein Charity-Projekt für Kinder und Leute, denen es nicht so gut geht wie uns“, verrät Nina Scheinhart das Geheimnis ihres Lächelns und ihrer Frische nach stundenlanger Tätigkeit in der Küche.
... total planvoll werken an allen Ecken und Enden die Jugendlichen.
Genau das treibt nicht nur die Jugendlichen an, sondern auch jene, die immer wieder für das Kulturprogramm gewonnen werden. Co-Vater des projekts war der bekannte Burgschauspieler Otto Tausig, der auch jenes indische Projekt ausgesucht hatte, dem die Einnahmen zugute kommen. Nach seinem Tod steht das Projekt immer auch unter dem Motto "A Tribute to Otto Tausig". Viele Künstler_innen sind über ihn zum "Theaterhotel" gestoßen. Heuer sind besonders viele für das Theaterhotel neue Namen darunter, aber auch solche, die schon in vergangenen Jahren meist unter Gagenverzicht aufgetreten sind. Diesmal treten Cornelius Obonya, Beatrix "9dlinger & die geringfüfig Beschäftigten", Ernst Molden, Adi Hirschal & Musiker, Roman Grinberg und Solisten des jüdischen Chores sowie Pippo Pollina auf.
Als relativ kleines Projekt für Kinder in Indien (über den Entwicklungshilfeklub) gestartet, die aufgrund der Spenden dann nicht mehr im Steinbruch arbeiten mussten, sondern Schulen besuchen konnten, hat es sich – aufgrund auch der Jahr für Jahr rund 30.000 Euro, die eingespielt werden, erweitert. Die Village Reconstruction Organisation in Hyderabad unterstützt mit diesen Einnahmen ganze Dorfprojekte.
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