Gretel, die Superheldin

Szenenfoto aus "Gretel" von Theater Ansicht
„Gretel“ von "Theater Ansicht" im Dschungel Wien erzählt die Geschichte der erwachsenen Frau, die sich an das Abenteuer beim Knusperhäuschen erinnert.

Der Zugang zum Theatersaal führt in diesem Fall durch einen finsteren Gang, die Zuschauer_innen werden gebeten zu zweit Hand in Hand wie „Hänsel & Gretel“ aus dem Grimm’schen Märchen zu gehen. Neben einem Teller mit ganz wenigen Brösel ertönt das klassische Kinderlied über das Geschwisterpaar, das sich im Wald verlaufen hat. Es solle den Steinen auf dem Boden gefolgt werden – weiter geht’s durch einen aus Vorhängen symbolisierten Wald – samt ein wenig versprühtem dazu passenden Duft.

Schauspiel und Tanz

Gretel, die Superheldin
Szenenfoto aus "Gretel" von Theater Ansicht

Wenn alle sitzen, beginnt das Spiel – in einer höher gelegenen Nische des Theatersaals im Dschungel Wien knetet eine junge Frau Teig, erzählt von ihrem Job in der Bäckerei, beißt in einen Lebkuchen – Stücke davon hat sie zuvor schon an die Besucher_innen verteilt – UND: Die Erinnerungen kommen hoch. Die junge Frau ist Gretel, erwachsen geworden, aber als die Erinnerungen hochkommen, verfällt sie in einen Albtraum. Dabei wechselt sie vom Schauspiel in Tanz. Angst, Schrecken, vor allem die böse Stiefmutter, die dafür gesorgt hat, die Kinder im Wald auszusetzen – dabei war sehr wohl genug zu essen da…

Supergretel

Gretel, die Superheldin
Szenenfoto aus "Gretel" von Theater Ansicht

Ihr Bruder Hans taucht nur als Stimme aus dem Off auf – in einer Art virtueller Kommunikation mit der Schwester. Er wollte nicht mitkommen in den Wald, wo Gretel nun die Erlebnisse von seinerzeit nochmals durchspielen will, um sie verarbeiten zu können. Noch einmal ermordet sie im Tanz-Traum die Hexe – die an die Stiefmutter erinnert. Zwischendurch ärgert sich Gretel, die das alles alleine durchsteht, schon ein wenig, weshalb das Märchen „Hänsel und Gretel“ heißte, obwohl sie doch die Heldin war – wenn schon nicht „Supergretel“, so sollte es doch wenigstens „Gretel und der kleine Hans“ betitelt sein.

Wunderbar der Wechsel zwischen Schauspiel als ausgewachsene, gestandene Gretel und den Tanzszenen, wenn sie in ihre Kindheit eintaucht – in dem mit den wenigen Vorhängen und einer riesigen Decke angedeuteten Wald. Als sie beim alten, halb versunkenen einstigen Knusperhäuschen anlangt, überfällt sie ein Süßigkeiten-Fress-Anfall. Viel von dem Gummizeugs wirft sie ins Publikum. Die gute Idee des Teilens, reißt allerdings so manche der Kinder aus dem Spiel raus – ab diesem Zeitpunkt schauen sie nur, wo noch irgendwelches Naschzeugs herumliegt – schade ;(

Gretel, die Superheldin
Szenenfoto aus "Gretel" von Theater Ansicht

GretelTheater Ansicht50 Minuten, ab 8 J.

Idee, Konzept: Christina Rauchbauer, Emily Magorrian

Regie, Choreografie: Simone Kühle, Flo Staffelmayr

Darstellerin: Christina Rauchbauer

Komposition, Ton-Installation: Julia Meinx

Bühnenbild: Anne-Sophie Raemy

Produktion: Agnes Zenker

Gretel, die Superheldin
Szenenfoto aus "Gretel" von Theater Ansicht

Wann & wo?Bis 6. Dezember 2017

Dschungel Wien, 1070, MuseumsQuartier Telefon: (01) 522 07 20-20www.dschungelwien.at

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