Praxis-Test für High-Tech-Handschuh
Peter Köcher streift den Handschuh über. Ein High-Tech-Kleidungsstück mit vielen Drähten und insgesamt 48 Vibratoren. Nein, es handelt sich nicht um ein Massagegerät. Der Handschuh soll „schreiben“ – im Lorm-Alphabet. Das ist eine Zeichenschrift für Menschen, die weder sehen noch hören können, denen also weder Gebärden-, noch gesprochene Sprache hilft. Bei dieser Sprache entsprechen auf der Hand-Innenfläche verschiedenste Punkte den einzelnen Buchstaben, so bedeutet ein Druck auf die Daumenspitze „A“, zwei Mal Draufdrücken ist ein „Ä“. Rund 1400 Menschen betrifft das in Österreich, wobei nicht alle Lormen, oder nicht nur. Viele können die Braille-Schrift mit den Händen lesen oder verständigen sich anders direkt mit Händen – oft eine Art Gebärdensprache, die direkt von den beiden Gesprächspartner_innen von Hand zu Hand übertragen wird (taktile Gebärdensprache) – was dann oft schneller geht als die Lorm-Buchstaben.
Übersetzungsmaschine
Die (Ex-)Schüler haben mit dem (Hand-)Schuh nicht nur erfolgreich maturiert, sondern auch noch beim kleinen, feinen AX-Award den dritten Platz belegt. Für die beiden jungen Männer war damit die Sache aber noch nicht abgehakt. „Wir wollen, dass das Ding auch wirklich funktioniert“, meinten sie, suchten den Kontakt zum genannten Verband und vereinbarten einen Termin zum Praxistest, zu dem sie den KiKu einluden.
Technik-Freak
„Ja, das stimmt“, bestätigt der 61-Jährige die Aussage, „ich hab zwei Handys, bei dem einen kann ich auch eine Zusatzfunktion aktivieren, so dass ich Anrufe und Gespräche lauter höre und SMS mit Sprach-Ein- und -Ausgabe senden und empfangen kann.“ Und sofort beginnt Köcher, der als Bürstenmacher im Braille-Haus in Wien-Penzing arbeitet, aus seinen Alltagserfahrungen zu schildern. „Es gibt Verkehrsampeln in Wien, bei denen ein Modul aktiviert werden kann, dass das akustische Signal lauter wird, wenn der Umgebungslärm größer wird. Aber da gibt’s Anrainer, die sich darüber beschweren und drum wird das nicht aktiviert!“
"Falsche" Hand
„Ach, das können wir gleich ändern“, meint das Erfinder-Duo, wirft den ebenfalls mitgebrachten Laptop an, verkürzt die Zeit zwischen den Vibrationspunkten, sodass sich fast das Gefühl einer Linie einstellt. „Das können wir softwaremäßig eben gleich machen, ansonsten müssten wir die Hardware irgendwie ändern, das würde länger dauern.“
Verbesserungspotenzial
Die beiden bedauern, dass sie nicht gleich von Anfang an den fachlichen Rat aus der Szene Betroffener eingeholt haben, wollen aber jedenfalls dran bleiben, die Gerätschaft zu verbessern. „Die Vibrationen sind gut zu spüren, cool wäre aber noch, wenn man über Handy von woanders eine Nachricht schicken könnte, die dann am Handschuh ankommt“, meinen Peter Köcher und Barbara Latzelsberger.
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