And the „Janusz 2017“ goes to…

Julia Rotter (16) und Mahdi Sharifa (12) zwei der fünf Preisträger_innen mit ihren spielerisch-verspielten Holz-Trophäen
Fünf Vorbild-Kinder und –Jugendliche wurden erstmals mit dem nach dem Vater der Kinderrechte, Janusz Korczak, benannten Preis ausgezeichnet.

Pokale, Trophäen, Statuen sind, so unterschiedlich sie auch gestaltet sein mögen, praktisch immer fix, statisch. „Janusz“ – eine Holzkugel mit durchschiebbaren Stäben und bunten Elementen an deren Enden lädt so richtig zum Spielen ein. Fünf Wiener Kinder und Jugendliche wurden mit je einem solchen – von Elisabeth Köpl und Peter Ribarits entworfenen und hergestellten – „Janusz 2017“ kürzlich im Polnischen Institut ausgezeichnet.

And the „Janusz 2017“ goes to…
Die Statuen
Anlass war der 75. Todestages von Janusz Korczak, dem bekannten jüdisch-polnischen Arzt, Pädagogen, Schriftsteller und nicht zuletzt Vater der Kinderrechte, sowie der 25. Geburtstag der Österreichischen Janusz-Korczak-Gesellschaft.

Ruhiger Streitschlichter

Der Kinder-KURIER traf zwei der preisgekrönten Jugendlichen – da alle unter der Obhut der MAG ELF (Wiener Jugendamt) stehen, dürfen nicht alle öffentlich voll genannt und schon gar nicht gezeigt werden. Zwei bekamen die Erlaubnis, mit dem Kinder-KURIER zu sprechen und sich fotografieren zu lassen: Julia Rotter (16) und Mahdi Sharifa (12).
Letzterer strahlt die ruhe in Person aus, wirkt sehr zurückhaltend, „aber wenn sich in der Wohngemeinschaft oder in der Schule Leute streiten, dann geh ich hin, sag und vermittle ihnen, dass sie sich beruhigen sollen und rede mit ihnen, dass man auch in Ruhe streiten kann ohne zu kämpfen...“ Seine sozialen Kompetenzen, vor allem diese Gabe zur De-Eskalation, waren ausschlaggebend, dass er von seiner WG für den „Janusz“ nominiert wurde.
Mahdi Sharifa lebt seit eineinhalb Jahren in Österreich, flüchtete mit einem seiner Brüder aus Afghanistan über den Iran, die Türkei, die Balkanroute und landete in Wien. Ein weiterer Bruder schaffte es auch nach Österreich. „In der Schule war ich zum ersten Mal in Wien, ich bin in der WMS Leipzigerplatz in der zweiten Klasse. In Afghanistan war ich nicht in der Schule, die ersten Volksschuljahre hab ich von meinem Vater gelernt. Mein Brudermund ich haben dann aber mit einem Buch und einem Wörterbuch Englisch gelernt. Deutsch hab ich zum ersten Mal in Österreich gehört und zu lernen begonnen“, schildert er in unfallfreiem Deutsch. „Mir gefallen alle Gegenstände“, meint er auf Nachfrage des KiKu, ob er schulische Vorlieben hätte. Neben der Schule „trainiere ich gern Fitness“, fügt er noch eher schüchtern an.

Redefreudige Workshopleiterin

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Julia Rotter (16) und Mahdi Sharifa (12) zwei der fünf Preisträger_innen mit ihren spielerisch-verspielten Holz-Trophäen
Von ihrem Naturell das Gegenteil ist Julia Rotter. Redegewandt und –freudig hält sie immer wieder als Peer Workshops für andere Kinder und Jugendliche rund um die Themen Sicherheit im Internet. Über Safer Internet und das Projekt „Make it safe“ von ECPAT (Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung kam sie auch schon international herum, u.a. nach Brüssel zu einem Workshop mit gleich engagierten Jugendlichen mehrerer Länder. Die schlugen einige Maßnahmen zum verbesserten Schutz Jugendlicher in Sachen Datenschutz, Cybermobbing, Sexting und Roaming vor. Ich wurde dann vom Familien- und Jugendministerium gefragt, ob ich selber ein eigenes Projekt starten möchte. Jetzt toure ich durch Jugendzentren, zeige den Film „Disconnect“ (USA, 2012). Da gibt’s mehrere Szenen, die sich mit Gefahren im Internet anschaulich beschäftigen, was die Diskussion danach besser anregt.“ Außerdem beginnt die nunmehrige Gymnasiastin – „ich will aber eher Lehre mit Matura machen“ – mit einer Ausbildung für die Jugend-Hotline time4friends (des Österreichischen Jugendrotkreuzes). „Ich will einfach helfen, anderen Mut machen, dass sie nicht auf alles reinfallen und auch was verändern und bewegen in der Welt.“

Der Namensgeber des Preises war für die beiden Ausgezeichneten – wie leider für zu viele Menschen in Österreich – „vorher nicht bekannt, aber jetzt wo wir mehr über ihn wissen, muss ich sagen, eine faszinierende Persönlichkeit“ (Julia Rotter).

Die anderen Preisträger_innen

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Der Namensgeber - und die fünf Preise: Unten Mitte
Weiteres bekamen Adam (14), Sebastian (12) und Lilo (11) einen Janusz. Bewusst sollten einmal Kinder und Jugendliche symbolisch vor den Vorhang geholt werden, auf die oft vergessen wird und die’s auch nicht immer leicht im Leben haben. Adam und Sebastian meistern, so die Begründung für die Preise, ihr alltägliches Leben trotz verschiedenster Behinderungen sehr gut und stecken andere in ihrer Wohngemeinschaft mit ihrer positiven Lebenseinstellung an. Lilo zeichnet sich durch besonderes soziales Engagement in der Gemeinschaft aus.

Neben der verspielten, spielerischen Trophäe der Janusz-Korczak-Gesellschaft übergab das polnische Institut den Ausgezeichneten zusätzlich „Blumkas Tagebuch. Vom Leben in Janusz Korczaks Waisenhaus“ von Iwona Chmielewska. Das Buch erzählt nicht nur über das Leben in einem Waisenhaus, sondern auch über Janusz Korczaks „fröhliche Pädagogik“.

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