Viele Wasser-Versuche und trippeln wie "alte" Römer
Der aufs erste eher trist wirkende brüchig betonierte Hof mit kleinem Fußballplatz aus selbst gezimmerten Toren verwandelte sich an diesem Nachmittag in eine Vielzahl von Experimentierstationen und Kleinlabors mit einem Freilufthörsaal unter einem offenen Zelt. Die Kinderuni on Tour machte in der letzten Ferienwoche auch hier in Wien-Liesing Station, in der Ziedlergasse bei der Flüchtlingsunterkunft. Herbei strömten aber nicht nur Kinder aus dieser, sondern auch eine Gruppe der Kinderfreunde und andere Kinder mit erwachsener Begleitung.
Unterwasser-Sauger, Dusche, Blütenöffner
In einer Ecke verwandelten Kinder unter Anleitung der Vermittler_innen in ihren gelben Kinderuni-Team-T-Shirts einen Schlauch in einen Unterwassersauger, um Steinchen von einer Kunststoff-Box in eine tiefer liegende zu transportieren, ohne ins Wasser zu greifen. Gleich daneben hatten alle überhaupt viel Spaß, als Wasser in eine umgedrehte Pet-Flasche mit abgeschnittenem Boden geleert wurde und der durch einen Schlauch in eine andere Flasche rann. Die hatte kleine Löcher und wurde so zur Rundum-Dusche. Das sorgte für viele herzhafte Lacher.
Wasser spielte an diesem Nachmittag für junge Forscherinnen und Forscher überhaupt eine wichtige Rolle. Indari, Hevy, Aminat, Mahirat, Rugai, Hadis malten zunächst Papierblüten, die sie ausgeschnitten hatten, bunt an, klappten die Blütenblätter zu kleinen Knospen zusammen und setzten diese vorsichtig in eine von Karin mit Wasser gefüllte Schüssel. Nach wenigen Sekunden die ersten „wowhs“ und „oohs“ - die „Knospen“ öffneten sich unter der Kraft des Wassers und entfalteten ihre farbenprächigten „Blütenblätter“.
In der Station nebenan probierten Jung- und Jüngststudierenden aus, welche Gegenstände schwimmen und welche nicht – nicht immer liegt's am Material, manchmal ja auch an der Form – wie große, tonnenschwere Schiffe aus Eisen zeigen ;)
"Zauber"saft
In der Runde mit Tamara schneidet Dalal mit einer Schere aus einem Blaukrautblatt winzigkleine Stückchen in einen Mörser. Später gibt sie das Gemüseblatt und die Schere weiter, auch andere aus der Runde mit Mohamed, Salar, Hoşias, Mohamad, Raht und Mahdiva schnipseln. Dann wird das Blaukraut zermörsert, ein bisschen Wasser kommt dazu. Das Gemisch wird durch ein Sieb geleert. Und von diesem Saft leeren der Reihe nach die Kinder im Kreis ein bisschen in kleine Becherchen. In denen sind schon verschiedene Flüssigkeiten und Pulver: Waschpulver, Duschgel, Zitronensäure, Essig, Haar-Shampoo, Orangensaft und Natron. Und siehe da der bläulich-lila Blaukraftsaft verwandelt sich in manchen Fällen eher rötlich bis orange, in anderen grünlich oder bläulich. Das eine sind Säuren, das andere Basen, erklärt die Vermittlerin. Und alles hat mit dem sogenannten pH-Wert zu tun, nehmen die Kinder nun einmal für späteren Physikunterricht mit – praktisch erprobt, was sie dann theoretisch lernen werden.
Wasser lässt bei einer anderen Station Schwarze Punkte mit unterschiedlichen Stiften ganz schön bunt zerrinnen, manche dünkler, manche heller. Nicht alle Stifte sind gleich, aber nur schwarz zerrinnt keiner der Punkte.
Bei einer anderen Station lassen sich Esra, Aliye, Gurkira von Mariam mit weißen Leintüchern/Bettlaken in „alte Römer“ verwandeln. Die festliche Toga beengt, sie lässt Gehen fast nur in Trippelschritten zu. Rundum auf dem Gelände „telefonieren“ Kids wie Mahdiva und ihr Bruder Fahrsad, Alizara und Raha, Zahra und Naeh mit zuvor selbst gebastelten Vorrichtungen: Zwei Becher, die mit einer Schnur verbunden sind.
Steinzeit-Essen
Und dann leeren sich die Stationen, alle strömen zum offenen Zelt. Dort erzählt Cyril Dworsky - sowohl auf Arabsich als auch auf Farsi/Dari übersetzt - immer wieder im Frage-Antwort-Modus darüber, „wie die Steinzeit schmeckt“. Er hat Einkorn und Emmer – zwei Getreidearten mit gebracht, aber auch Knochen, denn – wie einige der Jungstudierenden wissen, „haben die Menschen zuerst Tierfleisch gegessen“. Einige wissen auch, dass die ersten Bauern und Bäuerinnen im Gebiet des heutigen Syrien, Irak, Jordanien und Israel Getreide angebaut haben, bevor dieses dann den Weg nach Europa gefunden hat. Der Vortragende hat auch Tierzähne mit, ein zerlegbares Holzrad und ein Messer aus Feuerstein. Reihum zeigt er auch einen kleinen viereckigen, zugeschliffenen Stein. Das erkennen einige als Beil. In nur acht Stunden konnte damit ein schlanker Baum gefällt werden – was bei manchen fast ungläubiges Kopfschütteln hervorruft. Früchte trocknen konnten die Steinzeitmenschen auch schon und so reicht der Kinderuni-Lehrende eine Schale mit getrockneten Apfelscheiben herum, bevor alle auseinander und wieder zu Experimentierstationen laufen.
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