„Das pinn ich mal!“

„Das pinn ich mal!“
„What’s App, Mama?“: Jugendlicher erklärt in einem Buch die Welt aktueller Apps und des Rund-um-die-Uhr-Online-Seins.

„Sagt ehrlich, hattet ihr in unserem Alter schon so viel Ahnung vom fotografieren und Inszenieren? Wir wissen, dass der Schein trügt. Dadurch, dass wir alle selbst ständig an unseren Fotos herumbasteln, sie aufpimpen oder aus Spaß verändern, wissen wir, was alles möglich ist... Das gilt auch für Apps und Plattformen: Wir lernen filtern, ordnen, systematisieren, annehmen, ablehnen, aussagekräftige Sammlungen zusammenstellen, uns auf verschiedenste Weise zu präsentieren, das von uns zu zeigen, was uns wichtig ist. Hattet ihr Angst vor eurem ersten Bewerbungsgespräch? Pah, das wuppen wir mit links, denn wir wissen, wie wir uns bestens aussehen lassen!“

Interview-Band

„Das pinn ich mal!“
Robert Campe, noch 15 Jahre jung, will Eltern und anderen Erwachsenen die Angst davor nehmen, dass er und seine Generation „den ganzen Tag online sind – und warum das okay ist“. „What’s App, Mama?“ heißt das rund 220 Seiten starke, locker, leicht und verständlich geschriebene Taschenbuch (Eden Books). Das Buch ist, so der junge Auskenner und Autor, „in Zusammenarbeit mit einer Redakteurin des Verlags entstanden. Tanja Bertele hat mich zu verschiedenen Themen – von Apps bis zu Plattformen auf sozialen Netzwerken - ausführlich befragt, meine Antworten geschrieben und mir zum Lektorieren gegeben. Ich hab dann immer wieder das eine oder andere noch dazu geschrieben.“

„Schuld“ an dem Buch war ursprünglich „ein Schulpraktikum, das wir machen mussten, drei Wochen. Da hab ich mir noch keine großen Gedanken dazu gemacht, fand aber Journalismus cool und war bei Meedia (ein deutsches Onlinemagazin zu Medienthemen, Verlagsgruppe Handelsblatt). Dort waren Kollegen, obwohl viele auch recht jung, immer wieder erstaunt, dass wir Jugendlichen zum Beispiel kaum mehr Facebook nutzen. Ich musste ihnen SnapChat erklären. Das fanden sie gut und baten mich, darüber eben für Meedia zu schreiben.“ Und so erklärt er auch im Buch, was es damit auf sich hat, Fotos schnell mal zu verschicken, die nach dem Anschauen in vier Sekunden wieder weg sind oder „wo ihr euch früher durch Zeitschriften geblättert habt, um in Sachen Moder und Co auf dem Laufenden zu bleiben, stöbern wir heute auf Pinterest (Pin your interest).“

Naja...

Das wiederum gefiel dem oben genannten Verlag, Teil des Medienkonzerns edel.com und der 15-Jährige wurde angefragt, mehr darüber, ein ganzes Buch, zu schreiben. „Natürlich war ich über diese Anfrage schon begeistert, aber ich hatte nicht so viel Lust darauf. Ich habe schon immer sehr gern geschrieben, ich les auch viel, aber ich hab ja genug mit Schule zu tun und mach auch noch Leistungssport (Landhockey). Als dann der Vorschlag kam, das Buch in Form mehrere längerer Interviews zu machen, war’s für mich okay.“

Will Erwachsenen die Angst nehmen

„Das pinn ich mal!“
Das Buch richtet sich, so der fast 16-Jährige „bewusst an Erwachsene, wir Teenies gehen ja tagtäglich mit den Apps, Handys, Tablets und den Netzwerken um. Ich wollt das den Erwachsenen erklären und ihnen auch die Angst nehmen, dass wir da im Internet verloren gehen. Wir lernen sehr viel dabei – fürs Leben und auch für die Schule.“

Der Spruch, den ganzen Tag online zu sein, ein bisschen übertreiben, gesteht Robert Campe. „Wenn ich Sport mache und das mach ich oft, ich betreibe das ja leistungsmäßig, dann bin ich natürlich nicht online. Der Sport ist für mich ein schöner Ausgleich. Aber wir Teenies sind eben schon oft online.“

Das gehört dazu, nicht zuletzt um auch dazu zu gehören, legt das Buch an mehreren Stellen nahe, u.a. beim Abschnitt über Streaming-Dienste: „Wie fies ist das denn, bitte? Die ganze Klasse schaut gerade mal wieder eine Serie, und nur euer Kind hat 'ne Streaming-Einschränkung, weil euch „Aber alle anderen dürfen auch“ total egal ist? Wisst ihr eigentlich, was das bedeutet? Dass ihr euer Kind damit zum krassen Außenseiter und zum Opfer mieser Spoiler-Attacken macht?...“

Mehrmals im Buch kommen auch die Eltern und die Schwester des Co-Autors vor, nicht immer gut weg, „aber das ist ja mit einem Augenzwinkern und meine Eltern können gut darüber lachen, dass sie als Nicht-Auskenner vorkommen“.

Nicht nur ihr seid genervt... ;)

„Das pinn ich mal!“
In einer Art Gebrauchsanleitung schreibt Robert Campe zu Beginn des Buches: „Aber – glaubt es oder nicht – nicht nur ihr leidet darunter, dass wir euch regelmäßig abschätzende Blicke zuwerfen und mit den Augen rollen, wenn’s um das Thema Smartphones und Co geht. Uns Teenager nervt es ganz genauso, wenn ihr wieder mal nichts checkt und uns deshalb das Leben schwerer macht, als es sein müsste...“

Bevor’s dann richtig rein geht ins „Lehrbuch“ für Nicht-(mehr)-Teenager kommt noch ein fünfeinhalb-seitiger Fragebogen „Wie gut kennt ihr euch mit dem Internet aus?“. Wer mindestens 14 der 16 Fragen – mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten – richtig hat, wird zum „Fast-Digital-Native“ geadelt. Am Ende der Skala „Gelegenheits-Surfer“ sowie „hoffnungsloser Fall“.

„Das pinn ich mal!“
What’s App, Mama?
Warum wir Teenies den ganzen Tag online sind – und warum das okay ist
220 Seiten; Eden Books
15,40 €

Im Video: Der Autor und seine Mutter

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