Internationales Kinderfilmfestival: Weltreisen aus Kinderaugen

Festivalplakat mit Szenenbild aus dem Eröffnungsfilm "Villads aus Valby"
28. Internationales Kinderfilmfestival in Wien mit "Villads aus Valby". Der junge Hauptdarsteller war in Wien und sprach u. a. mit dem Kinder-KURIER. Preisvergabe.

Update 20. November 2016, 21.30 Uhr: Preise der Kinderjury und des Publikums vergeben.

Villads, so der Name der Hauptfigur, kann supergut in (Rollen-)Spiele hinein versinken, sich in Abenteuer reindenken und mit so manchem Schmäh Anordnungen Erwachsener auf lustige Art hinterfragen. Er lebt mit seiner Familie in Valby, einem Vorort der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Am liebsten spielt er mit Frida, einer Freundin aus der Nachbarschaft. Im aufblasbaren Planschbecken im Garten tauchen sie. Villads kommt auf die Idee ein Unterwasservideo zu drehen. Mamas Handy gibt danach den Geist auf. Was tun? Trocknen. Der Fön bringt’s nicht. Frida hält Villads davon ab, es in die Mikrowelle zu legen. „Man soll kein Metall da rein geben!“ Backrohr. Hübsch geschmolzen...

Internationales Kinderfilmfestival: Weltreisen aus Kinderaugen
Szenenfoto aus dem Film "Villads aus Valby"
Und dann kommt die Schule. Still sitzen ist eine der ersten drei Anordnungen des Lehrers. Also pfeffert Villads das Pausenbrot mit Makrelenaufstrich, das ihm nicht schmeckt und „uhhh, das stinkt“ wie sein Sitznachbar befindet, in Richtung Mistkübel. Und trifft den Lehrer. „Sie haben ja gesagt, wir müssen sitzen bleiben!“
Immer wieder träumt sich Villads in Abenteuer – mal will er als Speedman vom Fenster im ersten Stock fliegen, mal im Rollenspiel-Kampf den Lehrer besiegen...

Junger Hauptdarsteller live im Kino

Internationales Kinderfilmfestival: Weltreisen aus Kinderaugen
Luca Reichardt Ben Coke, Hauptdarsteller von Illads aus Valby im Foyer des Cinemagic in der Wiener Urania
Luca Reichardt Ben Coker, damals sieben Jahre, spielt diesen verträumten, verspielten, fantasievollen, sympathischen Villads genial. Und der nunmehr Achtjährige kam aus Hvidovre, einem Vorort Kopenhagens, zum Auftakt des 28. Internationalen KinderFilmFestivals (siehe Infos), das mit diesem Film eröffnet wurde, nach Wien. Nach der Sonntag-Vormittag-Vorstellung im Cinemagic in der Urania prasselten die Fragen der jungen Besucherinnen und Besucher auf den jungen Hauptdarsteller ein. Geduldig, souverän, sympathisch, richtiggehend professionell – ohne aber seine Kindlichkeit zu verlieren – antwortete Luca.

"Kacke" war Nutella + Haferbrei

Internationales Kinderfilmfestival: Weltreisen aus Kinderaugen
Luca Reichardt Ben Coke, Hauptdarsteller von Illads aus Valby im Foyer des Cinemagic in der Wiener Urania
Ob die Kacke echt gewesen sei, wollten sogar zwei Kids wissen. In einer Szene versucht Villads seiner jüngeren Schwester Emma die Windel zu wechseln. Ein bissl was landet auf seiner Stirn. Und sein Vater, der ins Zimmer kommt, steigt mit nacktem Fuß voll hinein.
„Nein, das war eine Mischung aus Nutella und Haferbrei.“

Ob er echt aus dem Fenster gesprungen oder geflogen sei – im Film sieht man ihn dann über die Stadt fliegen.
„Nein, da bin ich auf einer Bank gelegen und gefilmt worden, es war ein Filmtrick.“

Wie sich der Dreh angefühlt habe.
„Gut, es hat Spaß gemacht.“

Ob er und die anderen Buben „wirklich gepieselt haben“. Weil das Schulklo so verdreckt war, ging Villads zu einem Strauch neben der WC-Anlage – und andere Jungs taten’s dann auch.
„Nein, das war eine Sportgetränk.“

Die Luftburg am Ende des Films durfte er nach den Dreharbeiten wirklich mit nach Hause nehmen, drei Wochen Schule habe er verpasst und das Textlernen sei schon auch schwierig gewesen. Ein nächster Film sei schongeplant, aber Genaueres wisse er noch nicht.

Gespräch mit dem Kinder-KURIER

Internationales Kinderfilmfestival: Weltreisen aus Kinderaugen
Luca Reichardt Ben Coke, Hauptdarsteller von Illads aus Valby im Foyer des Cinemagic in der Wiener Urania
Nach den Fragen der jungen Besucherinnen und Besucher blieben dem Kinder-KURIER nicht mehr allzu viele übrig. In echt sei sein erster Schultag nicht so katastrophal abgelaufen wie der seiner Figur im Film. „Es hat sogar Spaß gemacht. Wir haben Namensspiele gemacht, damit wir uns alle gegenseitig kennen lernen. Luca Reichardt Ben Coker – nur der erste ist sein Vorname, die anderen drei sind Nachnamen – erzählt, „weil ich so viele Namen habe, habe ich in der Schule dann immer noch neue Spitznamen dazu bekommen, so zehn oder elf. Einer davon ist „der Bub mit den vielen Spitznamen“.

Am meisten gefällt ihm in der Schule „die Zusammenarbeit mit Freunden, nicht so sehr mag ich Sport“. Und in der Freizeit steht er am meisten auf Theater und Schauspiel. „Ich bin in der besten Theatergruppe von ganz Dänemark, die heißt Eventyrteateret. Normal haben wir einmal in der Woche Probe, vor Aufführungen dann drei oder vier Mal, manchmal auch täglich.“

Auch im Alltag verwende er hin und wieder seine schauspielerischen Fähigkeit, gesteht der junge Darsteller. „Und ich filme auch oft Szenen mit meinem SmartPhone und verwende dann verschiedene Apps für Effekte wie Regenbogen oder Kopfformen verändern...“

Schauspielen – vor allem in Filmen – ist sein fixes Berufsziel. „Das will ich auf jeden Fall. Vielleicht mach ich nach der Schule meine Ausbildung auch in den USA, da gibt es auch viele gute Schauspieler aus Dänemark.“

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Mit der Vergabe der Jurypreise an „Mein Leben als Zucchini“ und „Fannys Reise“ ging das 28. Internationale Kinderfilmfestival am Sonntag in Wien zu Ende.

Die sieben Mitglieder der Kinderjury (11 bis 13 Jahre) haben alle Wettbewerbsfilme analysiert und vergaben zum Abschluss des Festivals den Preis der Kinderjury und den UNICEF-Preis. Der Kinderjury-Preis 2016 geht an „Ma Vie de Courgette“ (Mein Leben als Zucchini), der 2017 für die Schweiz ins Rennen um den Auslandsoscar gehen wird. Der offene Umgang mit schwierigen Themen – Sucht und Alkoholismus der Eltern, Misshandlung von Kindern – und die perfekt und eigenwillig gestalteten Figuren überzeugten die Kinderjury.

Den UNICEF-Preis vergab die Jury an „Le Voyage de Fanny“ (Fannys Reise). Dieser Film erzählt von einer mutigen jungen Jüdin und ihren Schwestern auf der Flucht vor den Nazis im Frankreich des Jahres 1943. In erstaunlich leichtem Ton vermittelt der Film, was es bedeutet, wenn Kinder auf sich allein gestellt vor Gewalt flüchten müssen. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und berührt nicht zuletzt durch seine erschütternde Aktualität.

Publikumspreis

Über den beliebtesten Film des Festivals stimmen die Besucher_innen gemeinsam ab. Und der ging an „Villads fra Valby“, den diesjährigen Eröffnungsfilm, dessen Hauptdarsteller Luca Reichardt Ben Coker zum Festival gekommen war – und dem Kinder-KURIER ein Interview gegeben hat.
In der Sonderreihe „Wir sind Familie!“, die sich mit zeitgemäßen Familienkonstellationen abseits der klassischen Vater Mutter Kind-Formation auseinandersetzte, erhielt ein richtig starker Typ den Publikumspreis: „De sterkste Man van Nederland“.

Hier geht's zu den Kritiken der Kinderjury

Internationales Kinderfilmfestival: Weltreisen aus Kinderaugen
Festivalplakat mit Szenenbild aus "Blanka"
Das Internationale KinderFilmFestival findet in diesem Jahr zum 28. Mal – inWien- statt. Hier laufen Filme bis zum 20. November, inLinz(11. Festival) ebenfalls sowie in verschiedenensteirischen Städten(8. Festival):Graz(bis 26. Nov.),Liezen(21./22. Nov.),Kapfenberg(24./25. Nov.),Eibiswald(22./23. Nov.).

In diesem Jahr führen die Filme nach Ecuador, Vietnam, nach Anatolien, Frankreich, die Niederlande und Dänemark. Ein Themenschwerpunkt widmet sich diesmal Vielfalt zeitgenössischer Familienmodelle.

Zucchini goes Oscar ...
Ein Animationsfilm des Festival - „Ma vie de Courgette“ (Mein Leben als Zucchini) des Walliser Regisseurs Claude Barras - geht für die Schweiz ins Oscarrennen in der Sparte „nicht-englischsprachiger Film“!

Kinderjury
Filmbegeisterte Kinder im Alter zwischen 11 und 13 Jahren haben jedes Jahr die Gelegenheit, als Juror_innen beim Internationalen Kinderfilmfestival Wien mitzuwirken. Diese Fachjury von jungen Filmkritiker_innen vergibt am Ende des Festivals den Preis der Kinderjury und den UNICEF-Preis.

Publikumspreis
Mit deiner Eintrittskarte kannst du als Besucherin/Besucher über den beliebtesten Film des Festivals abstimmen.

Originalfassungen
Da es zu den meisten Filmen des Festivals noch keine Synchronfassungen gibt, werden sie in ihrer jeweiligen Originalsprache gezeigt (und deutsch eingesprochen). Damit arbeitet das Festival auch dem Eindruck entgegen, jeder Film, der im Kino, auf DVD oder im Fernsehen zu sehen ist, sei automatisch in deutscher Sprache gedreht worden.

Eintrittspreise
Einzelkarte: 5 €; für Gruppen (ab 3 Personen): 4 € pro Person. Festivalpass – 10 Vorstellungen -: 30 €

Festivalkinos
Cinemagic in der Urania, Votiv-Kino und Cine Center

www.finderfilmfestival.at

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