Was machst du für Geld?

Szenenfoto aus "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler in einer Inszenierung von Wiaz´HausTheater und Theater Oberzeiring
Arthur Schnitzlers "Fräulein Else" in einer einstündigen Version von Wiaz´HausTheater und Theater Oberzeiring.

Raus in die Wirtshäuser – das ist im Moment in der politischen Diskussion wieder in. Der jahrzehntelange Grün-Abgeordnete Peter Pilz will das – nicht zuletzt aus den Erkenntnissen der Bundespräsidentenwahl. Theater in die Wirtshäuser bringen – das setzen sich Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin Julia Faßhuber sowie der Schauspieler, Regisseur und Autor Holger Schober seit einigen Monaten zum Ziel und nennen ihre Gruppe gleich programmatisch Wiaz´HausTheater. Ob „Krambambuli“ oder derzeit „Fräulein Else“ – in ersterem spielt er, in zweiterem sie – jeweils die/der andere führt Regie.

Was machst du für Geld?
Szenenfoto aus "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler in einer Inszenierung von Wiaz´HausTheater und Theater Oberzeiring
Selten kommt T­heater so nah an Publikum. Maximal zwei Meter entfernt, oft aber auch viel näher, zwischen den Zuschauer_innen agieren die Protagonistin/der Protagonist. Wien-premiere hatten beide Stücke im Josefstädter Kultur-Café Avalon (Pfeilgasse). Spiel Marie von Ebner-Eschenbachs Geschichte, die die Autorin ja weitgehend in einem Gasthaus ansiedelt, tatsächlich im Gastraum, so spielt Arthur Schnitzlers „Fräulein Else“ in einem Extra-Zimmer – was sich aus dem Schluss erklärt, der hier natürlich nicht verraten sei.
Die vor nicht ganz 100 Jahren von Schnitzler geschriebene Novelle erzählt die Geschichte der 19-Jährigen, die in ihrem Urlaubsort von der Mutter einen Brief kriegt, in dem sie gebeten wird, einen anderen, noblen Gast, anzuschnorren. 30.000 Gulden würde der Vater brauchen, ansonsten müsste er ins Gefängnis, weil er genau dieses Geld veruntreut habe.

Erniedrigung

Ob vor 100 Jahren im Original oder hier in der moderneren Version der jungen Frau – schwankt die junge Frau zwischen dem Vater natürlich helfen wollen einerseits und der Infragestellung eines solchen Canossaganges – noch dazu zu so einem schmierigen Typen. Und es kommt noch schlimmer. Klar würde er das Geld anweisen, so der feine Herr Dorsday. Allerdings knüpfe er daran eine Bedingung: Er wolle die junge Frau nackt sehen.

Was machst du für Geld?
Szenenfoto aus "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler in einer Inszenierung von Wiaz´HausTheater und Theater Oberzeiring
Angeekelt, angewidert spielt „Else“, die auch schon in Schnitzlers Version eine doch starke, selbstbewusste Frau ist, mit dem Gedanken, sich lieber umzubringen als zu erniedrigen. Da ist aber die Loyalität bzw. Liebe zum Vater. Angesichts dieses Konflikts beginnt die junge Frau fast verrückt zu werden – die wohl am meisten berührenden und auch die stärksten Momente der Schauspielerin. Und noch dazu so nah. Da kannst du dich auch als Zuschauer_in ihrem von einem patriarchalen Umfeld aufgezwungenen Gewissenskonflikt, der aber noch eine weitere Dimension eröffnet – was tut wer für (wie viel) Geld? - kaum entziehen.

Einziger Schwachpunkt: Obwohl in einem Gasthaus, erreicht das „Wiaz´HausTheater“ erst recht wieder „nur“ Publikum, das extra wegen des Stücks hier her kommt – wie es auch in ein Theaterhaus gekommen wäre.

Was machst du für Geld?
Szenenfoto aus "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler in einer Inszenierung von Wiaz´HausTheater und Theater Oberzeiring
Fräulein Else
von Arthur Schnitzler
Koproduktion von Wiaz´HausTheater und Theater Oberzeiring

Inszenierung und Fassung: Holger Schober
Es spielt: Julia Faßhuber

Wann & Wo?
14. Februar 2017, 20 Uhr
7. März 2017, 20 Uhr
THEO - Theater Oberzeiring (Steiermark)
8762, Oberzeiring, Hauptstraße 7a
Telefon: 03571 / 200 43
www.theo.at

ab Mai bei SZENE BUNTE WÄHNE
www.sbw.at

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