Ein trauriger Regenbogen und "Fasenten"

Ein trauriger Regenbogen und "Fasenten"
Gespräch mit der - mittlerweile - fünfjährigen Theresa, philosphische Gesprächspartnerin von Peter-Ini. Letzterer (Turrini) schrieb daraus das Buch "Manchmal ist ein Fasan eine Ente", das Gerhard Haderer kongenial illustrierte.

Am liebsten zeichnet sie Häuser – eins davon malt sie - als Teil ihrer Widmung für den Kinder-KURIER - in unser Besprechungsexemplar auf die leere Seite neben den Autogrammen von Peter Turrini und Gerhard Haderer. Auf dem Dach ihres Hauses lässt sie einen Adler landen und daneben einen großen Schmetterling in die Luft wachsen. Die Tür verziert sie mit einem großen Herzen und einer Blume. Daneben schreibt sie THERESA – und nach einer kurzen Pause malt sie noch ihre Lieblingsfigur, eine üppig grinsende Prinzessin.

Ein trauriger Regenbogen und "Fasenten"
Das Autor_innen-Dauo des Buches...
„Zeichnen“, so verrät sie uns (anfangs recht schüchtern, „weil wir kommen aus einem kleinen Dorf und da in der Stadt sind so viele große Häuser und so viele Leute“) „mag ich am liebsten. Und Tiere mag ich auch. Am meisten gefallen mir Vögel (und nach einer kurzen Nachdenkpause) und Pandabären“. Dass ihre Gespräche mit dem Autor, der sich im Buch von ihr Peter-Ini nennen lässt – „aber das hat er sich selber ausgedacht sowie die Frau Maibaum, meine Kindergärtnerin, die heißt nämlich Ingrid“ – nun gedruckt erschienen sind, ist für sie nichts Außergewöhnliches, gar nicht aufregend. „Das meiste haben wir schon so besprochen, manches hat er sich ein bissi ausgedacht.“

Neben Zeichnen zählt Trampolin-Springen zu ihren Lieblingsbeschäftigungen im Garten, wo es „leider keine Kirschen (wie im Buch), sondern nur saure Kriegerln gibt. Und Prinzessinnen spielen mag ich auch. Im Kindergarten bin ich am liebsten auf dem Klettergerüst. Ich kann auch schon einen Salto ins Wasser“. Ihr Lieblingsbuch sind „Die Geggis“ (von Mira Lobe).

Einhorn und schreiben

Ein trauriger Regenbogen und "Fasenten"
... faszinierten sie die beiden hölzernen Einhörner
Vor der Buchpräsentation im ZOOM Kindermuseum begleitet der Kinder-KURIER die fünfjährige Theresa Hebenstreit durch die aktuelle Mittelalter-Ausstellung, wo sie sich als erstes aufs große hölzerne Einhorn schwingt und in die Rolle einer Ritterin und eines Burgfräuleins schlüpft. Viel mehr haben’s ihr aber im nächsten Raum Buchstaben angetan. Erst entdeckt sie die großen Stempel, um die Buchstaben ihres Namens zusammen zu suchen, und ihren Namen zu stempeln. Dabei irritiert sie zunächst die Verschnörkelung der Buchstaben: „So schaut doch das T nicht aus“, verwirrt sie der Bogen am unteren Ende des senkrechten Strichs. Danach taucht sie beim nächsten Tisch den alten Federkiel ins Tuschfass, um – zufällig rechts oben auf einem Blatt beginnend, fast alle Buchstaben folgerichtig in Spiegelschrift zu schreiben!
Ein trauriger Regenbogen und "Fasenten"
„Was soll dieser schwarze Strich sein, Theresa?“, fragt der ältere Herr das vierjährige Mädchen.
„Ein Regenbogen.“
„Aber ein Regenbogen ist doch nicht schwarz. Der ist bunt. Grün, rot, gelb, blau.“
„Meiner ist schwarz.“
„Schwarz wirkt aber so traurig.“
„Das ist ein trauriger Regenbogen.“
Ein trauriger Regenbogen und "Fasenten"
Dieses spannende Gespräch ist eine der vielen, teils witzigen, teils philosophischen Geschichte(rl)n von „Manchmal ist ein Fasan eine Ente“. Der bekannte österreichische Autor (vor allem von Theaterstücken) Peter Turrini hat Gespräche mit der damals vierjährigen Theresa Hebenstreit aus seiner Nachbarschaft in Kleinriedenthal (NÖ) aufgezeichnet und literarisch verarbeitet. Und sein Freund, der bekannte Zeichner Gerhard Haderer hat sie illustriert. Über die Bilder hat sich die heute Fünfjährige am meisten gefreut. Ihr Kommentar zu den Texten, die nun als gedrucktes Buch vorliegen: „Das haben wir doch schon alles besprochen!“

Peter Turrini, Gerhard Haderer,
Manchmal ist ein Fasan eine Ente – Gespräche mit Theresa
Verlag Jungbrunnen; 19,95€

Hoffentlich lassen sie dir in der Schule deine Fantasie und treiben dir die nicht aus!“ Dieser Wunsch an die fünfjährige kongeniale Gesprächspartnerin von Peter-Ini (Peter Turrini, Gerhard Haderer, Manchmal ist ein Fasan eine Ente – Gespräche mit Theresa). Am Beeindruckendsten ist vielleicht die Geschichte mit der geschwungenen schwarzen Linie, die für sie ein Regenbogen, eben ein trauriger, ist. Da schießt sofort die Erinnerung an zwei Storys ein, die Schule als Kreativitäts-Verhinderungsanstalt charakterisieren:

Als Kind habe ihn im Winter das rot glühende Ofenrohr fasziniert. Drum habe er es auch so in der Schule gezeichnet, erzählte vor Jahren der Leiter des vormaligen Pädagogischen Instituts der Stadt Wien, Paul Kral, anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung mit Kinderzeichnungen in der Burggasse. Als der Lehrer ihn gemaßregelt hatte, „es gibt nur schwarze, braune oder höchstens noch weiße Ofenrohre, hab ich die Freude am Zeichnen verloren.“

Geister-haft

Gut, oder vielmehr schlecht, aber das ist doch Jahrzehnte her. Allerdings liegt es bestenfalls ungefähr drei Jahre zurück, dass ein achtjähriges Mädchen ein wenig zerknirscht von der Schule nach Hause kam. Am Vormittag sollten sie einen Geist zeichnen. Ihrer schaute als einziger nicht aus wie alle anderen, die sich an der klassischen Leintuch-Überwurf und so orientierten. Und die Volksschullehrerin schiss diese Zeichnerin zusammen: „So schaut doch kein Geist aus!“
Das Glück dieses Mädchens: Ihre Eltern statteten der Lehrerin einen Besuch ab, um sie zu fragen, woher sie denn wissen wolle, wie ein geist ausschaue!

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