Ein Jahr am anderen Ende der Welt

Ein Jahr am anderen Ende der Welt
Vanessa Oppenheim übersiedelte im Alter von 14 Jahren für zwölf Monate zueiner Gast-Familie nach Uruguay.

Begonnen hat alles mit Analia, der 17-jährigen Argentinierin auf Schüleraustausch in Österreich. "Mit ihr bin ich erwachsen geworden", schwärmt Vanessa Oppenheim, heute 16, von der Zeit, als sie ihr Zimmer in Wien mit der Südamerikanerin teilte. Sofort wollte sie selbst für ein Jahr ins Ausland.
"Wenn du dich selbst um alles kümmerst, dann darfst du fahren", erinnert sich Vanessa an die Reaktion ihrer Eltern, "aber die haben gedacht, ich schaffe das nicht." Doch die umtriebige 14-jährige schickte sofort ein eMail an die Austauschorganisation AFS (siehe Zusatzbericht).
Ausgesucht wurde eine Gast-Familie in Uruguays Hauptstadt Montevideo, mit der Vanessa schon vorher Kontakt aufnahm. Die Abreise war schwer, mehr noch für ihre Eltern als für sie, blickt Vanessa ein halbes Jahr nach ihrer Heimkehr zurück. Nach 14 Stunden Flug kamen sie und ihre vier Uruguay-Genossen aus Deutschland an. "Die Familie war ziemlich europäisch und alle sprachen perfekt Englisch. Also haben wir die ersten Wochen gar nicht Spanisch geredet", erzählt Vanessa. "Aber bei meiner Freundin konnte die Familie kein Englisch und sie hat die ersten Wochen nichts verstanden, denn die Sprache ist nicht Voraussetzung."

Spanisch

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Nach drei Tagen ging es in die Schule. "Man freundet sich mit Leuten an, die gar nicht so gut zu einem passen, weil man noch nicht Spanisch kann", stellt sie fest. Erst langsam änderte sich ihr Freundeskreis. Am wichtigsten waren ihr die Pausen mit den Freunden, denn die Lehrer kümmerten sich kaum um sie, erzählt Vanessa: "Die haben gewusst, dass ich keine Noten brauche, und am Anfang habe ich auch kaum etwas verstanden. Das war ok, aber dann konnte ich schon reden und die Lehrer haben mich ignoriert. Ich habe dann einen Test geschrieben, aber nie korrigiert zurückbekommen."
Nur die Literatur-Lehrerin stellte hohe Anforderungen. "Ganz am Anfang hat sie eine Aufgabe gegeben, die mir eine Mitschülerin übersetzt hat. Ich habe dann den Aufsatz auf Englisch geschrieben. Aber die Lehrerin wollte ihn auf Spanisch. Das habe ich dann eineinhalb Monate später nachgeholt", erzählt Vanessa schmunzelnd.
Die Zeit zwischen Schulschluss um zwei Uhr und Abendessen gegen zehn Uhr verbrachte Vanessa zu Hause, bei Freunden oder im nahen Shopping-Center. "Meine ältere Gastschwester hatte Schule von 14 bis 21 Uhr und war später selbst auf Austausch in Neuseeland. Mein achtjähriger Gastbruder saß vor dem Fernseher oder am Computer", freute sie sich über viel Freiheit: "Ich durfte alles machen, ohne Bedingungen ausgehen." Und ins Bett gehe man nicht vor zwölf Uhr, erklärt sie den Lebensrhythmus: "Eine Siesta gibt es trotzdem nicht. Ich war einfach das ganze Jahr müde", lacht sie.

Party

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Ein Grund dafür waren die Partys ihrer Freundinnen, schwärmt Vanessa: "In Südamerika ist der 15. Geburtstag bei Mädchen etwas ganz Besonderes, so wie sweet sixteen in den USA." Auch Vanessa wurde gefeiert: "Da sind über 100 Gäste dabei, man trägt ein weißes Kleid und ist der Star. Alle warten auf einen und klatschen, wenn man ankommt. Ich habe mir für meinen Einzug ein deutsches Lied ausgesucht - von Silbermond."
Vanessas Gastmutter zeigte ihr das Land abseits des Tourismus. Die Reise ging auch nach Brasilien - und nach Argentinien zu Gastschwester Analia. Denn eine solche Freundschaft hält für immer.

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