Außergewöhnlich und Außerirdisch

Zeichner Habeck in "Rüsselmops"-Händen in Aktion und einige seiner Werke
Rüsselmops – das Buch.Vor 34 Jahren entstanden beim Heurigen Reinhard Habecks erste Zeichnung des Abenteurers aus dem und im All; fünf Jahre lang landeten sie wöchentlich im (gedruckten) Kinder-KURIER

Mit etlichen seiner Abenteuer landet der außerirdische „Rüsselmops“ nun zwischen zwei Buchdeckeln. Viele davon wurden zwischen 2007 und 2012 im Kinder-KURIER erstmals veröffentlicht. Das Vorwort zu „Rüsselmops, der Außerirdische – Sein erstes Buch“ schrieb der bekannte Autor Erich von Däniken (EvD), im Volksmund oft auch „Alienjäger“ genannt. KiKu-„Vater“ Heinz Wagner führte mit „Rüsselmops“-Erfinder Reinhard Habeck ein ausführliches Interview:

Außergewöhnlich und Außerirdisch
Wie und wann hast du begonnen, Comic zu zeichnen? Schon als Kind?
Reinhard Habeck: Ja, es muss etwa im zarten Alter von drei Jahren seinen Anfang genommen haben. Damals nahm ich meinen ersten Bleistift in die Hand und steckte ihn in den Mund. Das mache ich heute noch. Meine Bleistifte sind alle am Ende zerknabbert. Und ich aß einen Radierer auf. Das mache ich heute nicht mehr. Es dauerte einige Zeit bis ich im Kindergarten begriff, dass ich damit zeichnen sollte. Das war dann auch lustiger, zumal Radiergummis für die Verdauung nicht wirklich zu empfehlen sind. Ab der Volksschule wurde die Begeisterung stärker, freie Flächen kreativ zu bekritzeln. Egal ob Schulbücher, Schulbank oder Wohnzimmerwände, nichts war vor mir sicher. Es folgten die ersten Karikaturen von Lehrern, Mitschülern und meiner lieben Verwandtschaft. Nicht immer zur Freude der „Opfer“.
Außergewöhnlich und Außerirdisch
In einem Interview für eine deutsche Schülerzeitung hast du gesagt, du hättest bei einer Prüfung zu deinem früheren Job als Landvermesser Zeichnungen mitbringen sollen. Gemeint waren Beispiele der Geometrie. Du aber hattest Comics vorgelegt. Wie haben die Prüfer reagiert?
Mit fassungslosem Kopfschütteln. Es war die Prüfung zum Kartografen im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen. Ich durfte gnadenhalber antreten. Es hat aber nicht geklappt. Meine Linienführung von Punkt A nach Punkt B war zu verspielt, den Herrschaften nicht geometrisch genug. Man hätte es wissen können. Danach landete ich in einem Vermessungsbüro, schaffte es zum staatlich geprüften Geometer, und zeichnete langweilige Lagepläne – doch in der Freizeit entwarf ich viele komische Rüsselmöpse und andere Comics. 1987 reichte es mir. Zum Entsetzen meiner Eltern hängte ich den erlernten Beruf an den berühmten Nagel und machte mich als Autor und Strichmännchenzeichner selbständig. Das war ein Risiko, aber ich hatte neben Talent und Ausdauer auch das Quäntchen Glück: Meine ersten Angebote an Zeitungen, Agenturen und Verlage wurden prompt veröffentlicht – auch im KURIER, wo 1979 überhaupt mein allererster Cartoon erschien für den ich sogar ein Honorar bekam. 350 Schilling. Das war anno dazumal ein Hit. Besonders in Erinnerung ist mir meine Comic-Serie „Narrenkastl“, in der ich jede Woche eine Fernseh-Serie als Comic-Strip auf die Schippe nahm. Sie lief Ende der 1980er Jahre exklusiv im damaligen „KURIER-TV-Magazin“.

Den Rüsselmops, dessen Abenteuer ja einige Jahre den Kinder-KURIER bereicherten, hast du schon 1979 erfunden?
Genau! Es war nach einem Vortrag des Schriftstellers Erich von Däniken, kurz EvD genannt, der mit seinen Büchern die umstrittene These populär machte, wonach die Erde in grauer Vorzeit von Wesen aus dem All besucht worden sein könnte. Ein fantastischer Gedanke, der auch mich in meinen Arbeiten inspirierte. Als ich in jungen Jahren mit EvD und UFO-Freunden in Perchtoldsdorf bei Wien zusammen saß, wurde auch über das Aussehen der Außerirdischen gewitzelt und ich zeichnete den Prototyp von Rüsselmops auf eine Serviette. Das erheiterte EvD und die Runde königlich.
Bingo! Das war’s, ohne zu ahnen dass der Knirps noch eine so bedeutende Rolle in meinem Leben spielen würde. Anfang der 1980er Jahre entstanden dann die ersten Bildergeschichten, die zur Dauereinrichtung in der Reportbeilage der Science-Fiction-Romanreihe „Perry Rhodan“ wurden, wo die mopsigen Weltraumtollereien noch heute erscheinen.
Die kreativste Phase für Rüssi war die Zeit im KIKU, wo ich als Zeichner von 2007 bis 2012 wöchentlich gefordert war.
Erich von Däniken vermutet, dass ich die Rüsselmops-Ideen durch einen speziell eingerichteten Kanal direkt vom Oberrüssi empfange, der irgendwo dort draußen im All in einer farbigen Badewanne hockt und in witzigen Ideen plantscht. Klingt verrückt, aber in der Comicwelt ist alles möglich.
Außergewöhnlich und Außerirdisch
Wie zeichnest du heute, mit Stiften auf Papier und scannst dann oder zeichnest du direkt im Computer? Mit Maus oder auf Grafik-Tablett?
Ja, es stimmt, die Technik hat sich enorm gewandelt. Die ersten Cartoons entstanden noch mit Federkiel und Tusche. Unliebsame Klecksereien waren nicht selten. Sie mussten mühsam mit Deckweiß überpinselt werden oder die Zeichnung landete im Papierkorb und es ging von Vorne los. Es dauerte auch Jahre bis ich mich traute, nicht nur in Schwarz-weiß, sondern in knallbunten Farben zu malen. Das war recht arbeitsintensiv. Bis dahin wurden noch die Originale per „Schneckenpost“ an die Zeitungen verschickt. Vor etwas mehr als 10 Jahren habe ich mich der Computertechnik angenähert. Die Comics entstehen weiterhin als Bleistiftentwurf, werden mit schwarzen Filzstiften nachgezeichnet, dann aber eingescannt und mit Photoshop oder einem anderen PC-Programm coloriert. Mit der Maus wird man steinalt. Das funktioniert nur mit Grafik-Tablett. Die digitale Bearbeitung erlaubt viele Spielereien. Der Nachteil: Das fertige Bild existiert nur im PC oder per Kopie im Ausdruck. Dafür erfolgt das Versenden an die Medien nun per hyperschneller Mopsgeschwindigkeit.

Wie kommst du zu den einzelnen Abenteuern, die Rüssi erlebt? Überlegst und grübelst du da lange, oder kommen die Einfälle eher spontan? Ist erst der Kern einer Geschichte da, oder kann es auch übers zeichnen, kritzeln zu einem Strip kommen?
Ich staune selber woher immer der zündende Funke kommt. Ist das Thema vorgegeben, macht man sich darüber Gedanken, liest dazu Informationen und – dank satirischer Sichtweise – sprudeln die Ideen. Das geht oft recht flott, manchmal dauert es aber Stunden bis etwas Brauchbares zu Papier gebracht werden kann. Ebenso kann es vorkommen, dass aus der Kombination von zwei völlig blöden Gedanken ein gescheiter entsteht.
Ich habe das Glück, dass ich Überschussideen habe. Wenn ich zwischendurch über etwas Witziges stolpere, mache ich mir Notizen. Die landen in einer Witzkiste für Notfälle. Darin liegen hunderte Zettel. Nur sehr selten muss ich darauf zurückgreifen. Durch Beobachtung meiner Umwellt, mich eingeschlossen, finde ich täglich genug humoristische Anregungen. Oft ist es so, dass Comics blitzschnell zu einem bestimmten Thema und Zeitpunkt in der Redaktion oder einem Verlag sein müssen.
Meine Zeichnungen erreichen den Auftraggeber meist in letzter Sekunde, kurz vor Drucklegung. Das bringt die Chefität oft zum Schwitzen. Aber in all den Jahren ist es noch nie vorgekommen, dass der Platz meiner vorgesehenen Zeichnung frei bleiben musste, weil der Schöpfergeist verschlafen hat. Man glaubt gar nicht was alles unter Termin- und Zeitdruck möglich ist.

Hast du schon früher überlegt, wie Außerirdische aussehen könnten?
Ja, die Frage, ob es im Universum noch andere Intelligenzen gibt und wie sie aussehen könnten, hat mich schon als Kind beschäftigt. Dazu haben auch Mondlandung, Space Shuttle, die bemannte Weltraumfahrt und die Erkundung unseres Sonnensystems mit Raumsonden beigetragen. Ich zweifle nicht daran, dass wir Teil eines viel bevölkerten Universums sind. Die Entdeckung immer mehr erdähnlicher Planeten macht es wahrscheinlicher, dass wir nicht alleine sind. Manche Geschöpfe könnten menschenähnlich sein, andere haben vielleicht bizarre Formen, die jenseits unserer Vorstellung und Logik sind. Darüber mache ich nicht nur Späße. Ich bin ja auch Schriftsteller, schreibe bevorzugt über rätselhafte Phänomene. Im jüngsten Buch „WESEN, die es nicht geben dürfte“ bin ich auch merkwürdigen Geschichten nachgegangen, wo Menschen behaupten, sie seien mysteriösen Geschöpfen oder gar Außerirdischen begegnet. Irgendwo im Kosmos, da bin ich mir ganz sicher, sind auch drollige Rüsselwesen daheim.

Wieso hat Rüssi einen Rüssel?
Aber Hallo, hätte er keinen, dann wär’s ja nur ein gewöhnlicher Mops. Und da wäre die namentliche Verwechslungsgefahr mit einer Hunderasse doch zu groß. Jeder Comicheld sollte etwas besonders haben, etwas, das diesen Typ einzigartig macht. Spiderman kann die Wände hoch klettern, Asterix hat den Zaubertrank, die Schlümpfe sind blau und Rüsselmops hat das Superschnüffelorgan.
Er hat den richtigen Riecher für witzige Abenteuer, fliegt immer dem Rüssel nach. Sein Motto lautet: Rüssel hoch und auf zu den Sternen! Soll heißen, niemals aufgeben, auch wenn man mal auf den Rüssel fällt. Und seinen Talenten vertrauen, ein Ziel vor Augen haben und mit Fleiß und Fantasie versuchen, das Unmögliche möglich zu machen, egal was Besserwisser sagen. Auf seinem Heimatplaneten ist ein Volkssport beliebt: Rüsseldrücken. Rüssel an Rüssel wird gedrückt. Der Stärkere hat gewonnen, ähnlich dem irdischen Armdrücken.
Angeblich kann Rüssis Rüssel auch als Fortbewegungshilfe dienen. Er nimmt Anlauf, haut sich kopfüber zu Boden und der ziehharmonikaartige Rüssel zieht sich zusammen – und dann wieder auseinander, wodurch der gesamte Mops mit gewaltigem Schub über große Distanzen weiter geschleudert wird. Dieser spezielle Rüsseleffekt wurde noch nie zu Papier gebracht, wird aber bei passender Gelegenheit nachgeholt. Arbeitstitel: Krawall im All.

Außergewöhnlich und Außerirdisch
Kommt der Rüssi aus einer sehr fernen Galaxie oder eher aus der näheren Umgebung der Erde?
Er wohnt ziemlich fern auf dem allerkleinsten Stern. Er heißt Drei-Ackers-Planet im Sonnensystem Drops. Ich habe dunkel in Erinnerung, dass er aus den Tiefen des Alls infolge eines kosmischen Hustens in ein Schwarzes Loch fiel, das ihn in unser Sonnensystem katapultierte. Nach einem anderen Gerücht soll Rüssi als Babymops recht ungezogen gewesen sein. Man nannte ihn damals den „Kosmischen Joker“.
Eines Tages als ihn niemand sah schlich er ins Raumschiff des Papa – und er flog von dannen. Kaum im All gab’s Pannen. Nach etlichen Abenteuern musste Rüssi auf der Erde notlanden und wurde vom KIKU fünf Jahre aufgepäppelt. Danach musste er weiterziehen, wieder auf der Suche nach einem neuen Biotop…

Wie lange leben Rüsselmöpse?
Eine ganze Ewigkeit. Das dauert ziemlich lange, besonders gegen Ende. Es gibt keine wissenschaftliche Studie dazu, aber Rüsselmops könnte ein Unsterblicher sein.
Man sieht ihm sein Alter jedenfalls nicht an. Man hat sogar den Eindruck, der Typ wird immer lebenslustiger. Rüssi könnte zumindest seinen Schöpfer überleben. Dabei fällt seit drei Jahrzehnten ein sich wiederholendes Wiedergeburts-Wunder auf: Der Mops taucht urplötzlich in einer Zeitung auf, sorgt dort ein paar Jahre für Heiterkeit, verschwindet wiederum urplötzlich, und taucht bald darauf neuerlich urplötzlich in der nächsten Zeitung auf.
Als galaktischer Witzbold ist Rüssi so etwas wie ein vagabundierender Zeitungshüpfer. Eine Zeitungsente ist er aber nicht. Rüssi existiert wirklich. Eingehen tut Möpschen nur dann, wenn niemand mehr über seine Witze lacht. Das wäre schlimm. Nicht nur für Rüsselmops.

Wovon ernährt er sich?
Von den Schwächen und Torheiten der Erdenbürger, denen Rüssi einen Spiegel vorhält, ohne bösartig zu sein. Davon abgesehen ernähren sich Rüsselmops und Artgenossen von Luft und Liebe – und von Süßigkeiten aller Planeten, bevorzugt terranische Rüblitorte und Kastanienreis.

Könnten Rüsselmöpse auf der Erde leben?
Zumindest einer von dieser Sorte tut es. Aber warum? Er könnte Teil einer gezielten und verdeckten Mission sein, bei der außerirdische Superintelligenzen durch eine schleichende Vermopsung versuchen, eine kosmisch-komische Bewusstseinsveränderung der Menschheit einzuleiten.
Daran knüpft auch die These an, dass Rüsselmops in Wahrheit ein Gestaltwandler ist, der sich geschickt als Zeichners Habeck tarnt. Leute die mich und Rüsselmops kennen, fragen sich jedenfalls, ob ich Rüsselmops immer ähnlicher werde oder umgekehrt. Das ist überhaupt das größte Geheimni…ups. Nächste Frage, bitte.

Wie würden sie auf die Begegnung mit Menschen reagieren?
Mit großem Staunen.

Rüsselmops der Außerirdische, Sein erstes Buch
Mit einem Vorwort von Erich von Däniken
78 Seiten, komplett farbig illustriert
Ancient Mail Verlag; 14,90 €;
www.reinhardhabeck.at

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