Wenn Bilder zu klingen beginnen
Helle, klimpernde, düstere, geheimnisvolle Klänge ertönen zu verschiedenen Bildern der aktuellen Ausstellung im Kunstforum Wien (Freyung). Der Kinder-KURIER durfte die 13-jährige Dimana, Lena (7), Johanna (9) und Julius (3 ¾) begleiten als sie die App "Eye to Ear" testeten. Entwickelt für Menschen, die Bilder nicht oder nur sehr schlecht sehen können, haben aber auch alle Sehenden von den zehn Bildern der US-Amerikanerin Georgia O’Keeffe (1887–1986) mehr als von der reinen Betrachtung.
Fantasie anregende Klänge
Jenes, in dem Lena eine Zauberhöhle hörte – „Music – Pink and Blue No. 1“/Musik – pink und blau Nr. 1 – ist übrigens von der Malerin nicht beim Hören von Musik entstanden. „Es ist bloß meine eigene Melodie – es ist etwas, was ich unbedingt jemandem erzählen wollte, und was ich ausdrücken wollte, war ein Gefühl, was mir wunderbare Musik verschafft“, schreib sie einer Freundin zu diesem abstrakten Gemälde in pink und blau – und dazu noch weiß.
Dimana, die seit ihrer Geburt nichts sieht und die App schon kannte, nutzte neben der Musik auch die zu hörenden Beschreibungen, die jeweils auch die Größe der Bilder in Körpermaßen angibt – so breit wie deine Schultern, so hoch wie du mit den Fingerspitzen reichen kannst... Und die Zusatzinformationen über die Geschichte rund um das jeweilige Bild liefert. Dimana switchte von einem Modus der App in den anderen.
Be-greifen
Bei einem Wolkenbild bekamen die jungen Kunstinteressierten ein Sackerl, in das sie greifen konnten „mit einer Wolke“. „Gar nicht“, erkannte Dimana beim ersten Griff, „Wolken sind Wasserdampf, das ist sicher Watte“.
Über dieses Wolkenbild (Sky with Flat White Cloud – Himmel mit flacher weißer Wolke) erzählen übrigens die Klänge weit mehr als im Bild zu sehen. Würden angesichts der pastelligen Farben eher sanfte Töne vermutet, ertönt viel mehr motorenartiges Geräusch. Hintergrund: Georgia O’Keeffe hatte es nach ihrem ersten Flug gemalt.
Wollen weiter machen
Weitermachen mussten auch die jungen Kunstinteressierten – alle drei hatten noch Hausübungen vor sich, Dimana zusätzlich ihre Geigenstunde.
Rund vier Dutzend Fotos vom App-Test und Hintergrundinfos weiter unten
Eye to Ear – Gallery of Audible Images
Blinde Menschen können die App (derzeit nur fürs iPad) mit dem integrierten Screenreader „Voice Over“ nutzen. Dabei werden alle Menüpunkte vorgelesen. Eye to Ear wurde von den Wiener Designerinnen Katharina Götzendorfer und Verena Blöchl entwickelt. Das Projekt wurde im Rahmen der Diplomarbeit an der Universität für angewandte Kunst konzipiert, die App in Zusammenarbeit mit einem Sound-Designer und Musiker_innen erstellt und mit Betroffenen entwickelt. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern NOUS Wissensmanagement und dem Bank Austria Kunstforum Wien wird der erste Prototyp im Rahmen der Georgia O’Keeffe Retrospektive präsentiert und angeboten.
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Die Ausstellung
Neben der Mexikanerin Frida Kahlo ist Georgia O’Keeffe eine der bekanntesten Malerinnen des vergangenen Jahrhunderts. Sie schuf rund 2000 Werke, knapp 100 davon hängen derzeit (noch bis 26. März 2017) im Kunstforum Wien (Freyung).
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