Und woran glaubst du?

Szenenfoto aus "Ich glaube"vom Aktionstheater Ensemble
„Ich glaube“: Das jüngste Stück des aktionstheater ensembles beschäftigt sich mit der Frage von Religionen bzw. Glauben.

Eine Couch mit Plastiküberzug, ein Keyboard, eine Öltonne – und einpaar rote Spritzer an einer Wand im Hintergund – so präsentiert sich die Bühne bevor die Darsteller_innen des aktionstheater ensembles die Bühne im Meidlinger Spielort von Werk X betreten.

„Ich glaube“ heißt die jüngste Produktion des im Vorjahr mit dem Theaterpreis „Nestroy“ ausgezeichneten Regisseurs und seinen Ensembles – die Stücke entstehen jeweils in gemeinsamer Arbeit. Und egal, welches, meist aktuelles gesellschaftspolitisches Thema – die Mitwirkenden bringen – theatral verfremdet – immer auch sehr persönliche Geschichten ein. Diesmal drehen sich die 70 Minuten also um Religionen bzw. um die Frage woran jede/r einzelne glaubt.

Schauspiel plus Live-Musik

Und woran glaubst du?
Szenenfoto aus "Ich glaube"vom Aktionstheater Ensemble
Die Performance – Schauspiel plus Live-Musik – startet mit dem starken Auftritt – sozusagen hier bin ich, ich kann nicht anders - einer lautstarken Anführerin (Alev Irmak), die das Publikum auf Türkisch anagitiert, anschreit - mit einer sprachlosen, aber gesten-starken Gefolgsfrau (Susanne Brand). Abgang, nächster Auftritt schon mit mehreren Anhänger_innen.

In der Folge werden Klischees in Geschichterln rund um Glauben szenisch erzählt – von der bigotten polnischen Fascho-Oma bis zur Erfindung der Teigtaschen – als Täuschung, um in der Fastenzeit „unbemerkt“ doch Fleisch zu essen. Der Streit zwischen Katholizismus und Protestantismus ist hingegen nichts im Vergleich zum massiven Mobbing der Muslima – solange sekkieren bis sie aggressiv wird, um gleichsam das zuvor gesetzte Vorurteil erfüllt. „Ihr könnt das ja!“

Schräges Spiel mit Klischees

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Szenenfoto aus "Ich glaube"vom Aktionstheater Ensemble
Die einen unterbrechen die anderen. Ein weiteres Stereotyp wird aufgegriffen: Ein Mann (Martin Hemmer) nimmt einer Frau (Susanne Brand) permanent sozusagen die Worte aus dem Mund. Besonders stark mit körperlichem, fast tänzerischem Einsatz agiert die bekannte Theater- und Film-Schauspielerin Claudia Kottal, neu in diesem Ensemble, aber als wäre sie schon „ewig“ Teil desselben.

Gebrochen werden die doch recht tiefgehend und ernsthaften Auseinandersetzungen mit Glaubensfragen einerseits durch Schlager (meist von Vicky Leandros) sowie die Live-Musik (Kristian Musser, Kirill Goncharov/Geige, Jean Philipp Viol/Bratsche und andererseits durch das schräge Spiel von Benjamin Vanyek, der mit Engelsflügeln drapiert und mit durchsichtigen Regenschirmen abgehoben in anderen Sphären schwebt.

Und doch kommen alle letztlich zu einer gemeinsamen Basis, auf die das Ensemble auch bei den Recherchen zum Stück in vielen Gesprächen gestoßen ist: Liebe und Vertrauen als viel festeres Fundament als der Glaube an diesen oder jenen oder gar keinen Gott UND die Erkenntnis, es nicht DIE eine Wahrheit. Echte Liebe und Vertrauen bedeutet, Vielfalt zulassen, nein mehr als das: Vielfalt (wert-)schätzen.

Und woran glaubst du?
Szenenfoto aus "Ich glaube"vom Aktionstheater Ensemble
Ich glaube
von Martin Gruber und aktionstheater ensemble
in Koproduktion mit Bregenzer Frühling und Kooperation mit Werk X

Idee, Konzeption, Regie: Martin Gruber
Text: Martin Gruber und aktionstheater ensemble
Darsteller_innen: Susanne Brandt, Alev Irmak, Martin Hemmer, Claudia Kottal, Benjamin Vanyek
Musik/Arrangements, Sound-Design: Kristian Musser
Musiker: Kirill Goncharov (Geige) Jean Philipp Viol (Bratsche)
Dramaturgie: Martin Ojster
Regieassistenz: Robin Sarah Ströhle

Und woran glaubst du?
Szenenfoto aus "Ich glaube"vom Aktionstheater Ensemble
Wann & wo?
Bis 14. Oktober 2017, 19.30 Uhr
WERK X, 1120, Oswaldgasse 35
Karten: (01) 535 32 00 11
reservierung@werk-x.at
www.aktionstheater.at

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