Damit die Erde weiterlebt

Damit die Erde weiterlebt
Bauern, Raumplaner und Konsumenten sind aufgerufen, die Grünflächen zu schützen.

Der Boden ist kein Dreck. "In einer handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde", sagt Sigbert Huber. Vom Einzeller über Milben bis zum Regenwurm. Der Experte für Boden und Flächenmanagement im Umweltbundesamt fordert einen entsprechend pfleglichen Umgang mit der alles anderen als "leblosen Substanz". Das ist auch erklärtes Ziel der UNO. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2015 zum "Internationalen Jahr des Bodens" ausgerufen: Man will Bewusstsein dafür schaffen, dass Böden die Basis für die Ernährung der Weltbevölkerung sowie für das Funktionieren der Ökosysteme auf dem Blauen Planeten darstellen. Österreich zieht mit zahlreichen Aktionen mit (www.bodeninfo.net). Denn auch Hierzulande soll die Welt unter den Füßen nicht getreten werden.

Qualität

Europa verfügt im internationalen Vergleich über sehr widerstandsfähige Flächen. Das Klima ist vielerorts milde und strapaziert das agrarisch genutzte Land wenig. Probleme verursachen hier in erster Linie schwere Maschinen, Wind- und Wassererosion. "Wir müssen mit dem qualitativen Zustand des Bodens nicht unzufrieden sein", zieht Huber für Österreich Bilanz.

Die Rahmenbedingungen passen: Nur die schwarzen Schafe unter den Bauern graben sich ihre Produktionsbasis selber ab. Auflagen zur Düngung und Richtlinien zur Fruchtfolge etwa schützen die Felder vor Ausbeutung. Umweltverträgliche Bewirtschaftung wird prämiert. Ein Konzept zum Aufbau von Humus, der durch den prognostizierten Klimawandel rascher reduziert wird als bisher, ist in Arbeit.

Quantität

So ersprießlich die Güte des Grundes zwischen Vorarlberg und Burgenland prinzipiell ist, so wenig Erbauliches weist der "Bodenatlas" von Global 2000 für die Quantität des Bodens auf. Geht der Verbrauch im derzeitigen Ausmaß weiter, wäre in zwanzig Jahren eine Fläche so groß wie das gesamte Ackerland im Burgenland zubetoniert. Durch das Verbauen und Versiegeln von Feldern und Grünzonen für Siedlungen, Verkehr und Industrie schwinden wichtige Bodenfunktionen. Die Erde kann nicht mehr atmen, Wasser und Kohlenstoff können nicht gespeichert werden. "Siedlungen werden oft auf sehr gutem Boden erweitert. Wir müssen die Raumplaner mit ins Boot holen", sagt Huber.

Der Experte betont, dass auch Konsumenten zum Schutz von Mutter Erde beitragen können – jeder Einzelne: "Wer tendenziell mehr Gemüse und Obst isst und weniger Fleisch, schont den Boden." Darüber hinaus könnten Gartenbesitzer ihr Fleckchen Erde ohne Pflastersteine gestalten und ihren Rasen und die Beete mit Humus aufbessern. Häuslbauer sollen Altes revitalisieren bzw. sich nahe dem Ortszentrum ansiedeln. Der Boden will schließlich überleben.

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