Homeoffice: Wer das Zuhause zum Büro machen sollte, wer nicht

Am besten im Kostüm: Nicht nur im Büro.
Angestellte schätzen es, wenn sie tageweise von zu Hause arbeiten können. Wo Psychologen die Vor- und Nachteile sehen.

Kein Stau in der Früh, freie Zeiteinteilung: Einen Teil der Arbeit von zu Hause zu erledigen, klingt für viele Angestellte verlockend. In Deutschland wird jetzt darüber diskutiert, ob sie ein Recht auf Homeoffice haben sollen.

In Österreich ist das noch die Ausnahme, wie es bei der Arbeiterkammer OÖ heißt, die alljährlich den Arbeitsklimaindex herausgibt. Dabei hat das System durchaus seine Vorteile – für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, wie die Arbeitspsychologin Christine Beran weiß: „Von Arbeitnehmern wird es geschätzt, wenn die Möglichkeit besteht, dass man zumindest zeitweise von zu Hause arbeiten kann. Das finden selbst die Mitarbeiter gut, die das Angebot nicht nutzen.“

Silvia Hruska-Frank von der Arbeiterkammer stellt fest, „dass besonders Pendler es schätzen, wenn sie zumindest einen Tag nicht in die Firma fahren müssen“.

Wobei Psychologen nicht nur die Vorteile des Homeoffice kennen: „Wir bemerken, dass die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit zunehmend verschwinden. Das kann auch hier passieren“, warnt Hruska-Frank. Deshalb sei es wichtig, dass man zuvor die Rahmenbedingungen ausmacht. Also: Wie lange hat der Mitarbeiter z.B. telefonisch erreichbar zu sein. Beran weiß von vielen, die sich mit Anzug oder Kostüm vor den Bildschirm setzen: „Für sie ist das jetzt das Signal, dass das jetzt Arbeitszeit ist. Es ist auch wichtig, der Familie zu kommunizieren, zu welcher Zeit man nicht gestört werden will.“

Generell solle sich jeder überlegen, ob er so gut organisiert ist, dass er zu Hause gut arbeiten kann. „Wer gerne Aufgaben vor sich herschiebt, sollte sich das gut überlegen“, meint Beran.

Produktiver

Homeoffice sei immer auch ein Vertrauensbeweis des Unternehmens, stellt die Arbeitspsychologin fest. Die meisten Mitarbeiter danken es mit einer höheren Produktivität, wie eine Studie der Uni Stanford klarmacht. Viele machen unbezahlte Überstunden. Da könne man gegensteuern, „indem man bewusst zu einer bestimmten Uhrzeit den Laptop herunterdreht“, rät Beran.

Weitere Erkenntnis: Wer zu Hause arbeitet, nutzt die Zeit oft effektiver, als wenn er im Büro sitzt. Grund: Er ist weniger krank und macht seltener Pausen. Dabei sind es gerade diese Pausen, die im Arbeitsalltag so wichtig sind – auch weil sie genutzt werden, um sich mit Kollegen auszutauschen. „Wir sind soziale Wesen, die das Gespräch von Angesicht zu Angesicht brauchen. Wir wollen uns nicht nur schriftlich via Mail oder WhatsApp verständigen. Viele lieben deshalb Video-Chats.“

Silvia Hruska-Frank rät allen, die Homeoffice für eine gute Sache halten, es einfach einmal auszuprobieren: „Handeln Sie mit dem Chef aus, dass sie z.B. zwei Monate jeden Freitag nicht ins Büro kommen. Danach kann man darüber reden, ob es für beide Seiten eine gute Lösung ist oder eben nicht.“

Hinweis Am 9. März befasst sich das KURIER-Job-Business ausführlich mit dem Thema Homeoffice

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