Große Gefühle – mit eigenen Worten

Liebeserklärung im pflegeheim
Sechs Menschen und ihre Liebes-Botschaften.

Blumen oder Bonbonnieren – die Österreicher sind wenig einfallsreich, wenn es um den Valentinstag geht. Ein Vorurteil, wie eine Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Marketagent.com zeigt. Demnach werfen wir am 14. Februar mit Liebes-Bekenntnissen nur so um uns: Fast 72 Prozent der Befragten kennen und verwenden John Lennons „All You Need Is Love“. An zweiter Stelle kommt Friedrich Schillers „Drum prüfe, wer sich ewig bindet / Ob sich das Herz zum Herzen findet“. Bei der Beliebtheit wird Lennon vom dänischen Schriftsteller Martin Andersen Nexö geschlagen: „Liebe ist: miteinander alt werden wollen“.

Der KURIER suchte und fand Menschen – keine Liebespaare –, die einen besonderen Freund haben: Den Pfleger und seine Patientin, die einander alles anvertrauen; Cousin und Cousine, die wie Geschwister aufwuchsen; und die Schauspielerin, deren Bühnen-Talent von ihrer Volksschullehrerin entdeckt und gefördert wurde.

Pfleger und Pflegling

Human und Erna-Maria.

Er dankt: Liebe Erna, wir beide kennen uns schon sehr lange. Als ich 2004 hier im Pflegeheim Rennweg der Caritas Socialis als Zivi begonnen habe, haben wir beide bald eine besondere Beziehung aufgebaut. Uns verbindet etwas Spezielles. Wir sind beide Sonnenmenschen. Von Februar bis Anfang November sitzen wir auf Deiner Terrasse und reden viel. Zwischen uns entwickelt sich immer ein Wettstreit, wer schneller braun wird. Mittlerweile arbeite ich als Pfleger auf der Station. In den vergangenen Jahren habe ich Dir auch viele persönliche Dinge anvertraut. Wenn ich zum Beispiel mit jemandem aus meiner Familie Ärger habe, bist Du die Erste, die davon erfährt. Und eigentlich gibt es da immer etwas zu erzählen – meine Familie ist nämlich sehr groß! Manchmal sind wir die besten Freunde, ein anderes Mal sind wir wie Mutter und Sohn. Du passt auf mich auf und sorgst dafür, dass ich pünktlich nach Hause gehe. Es ist schön, dass wir uns kennen.

Dein Human

Sie vertraut: Lieber Human, was wären die Sonnenstunden auf der Terrasse ohne Dich an meiner Seite? Ich sitze hier in meinem Rollstuhl. Du gesellst Dich zu mir und lässt mich an Deinem Leben teilhaben. Du erzählst mir von Deiner großen Familie. So wurde ich über die Jahre fast schon selbst ein Familienmitglied. So holst Du mich aus meiner Einsamkeit. Denn außer meinem Sohn habe ich keine Verwandten mehr. Einer meiner beiden Söhne ist vor 14 Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Mein Mann wurde plötzlich so schwer krank, dass er innerhalb von nur zwei Monaten gestorben ist. Für mich ist Deine Familie wie meine Ersatzfamilie. Deshalb habe ich nicht nur Fotos meiner Kinder und Enkel in meinem Zimmer aufgestellt, sondern auch eines von uns beiden. Wir sind mehr als Pfleger und Patient. Wir sind ein gutes Gespann. Schön, dass es Dich auf meine Station verschlagen hat.

Deine Erna.

Cousin und Cousine

Jakob, 20, und Nikola, 32

Große Gefühle – mit eigenen Worten
Er schwärmt:Nicht viele haben das Glück, so eine großartige Cousine zu haben. Du bist für mich wie eine große Schwester und einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Als ich klein war, hast Du unermüdlich mit mir „König der Löwen“ geschaut. Bei meinen Geburtstagspartys hast Du Olympische Spiele für uns Kinder organisiert, später waren es die ersten Flaschenspiele, dann die ersten Kinder-Discos. Ich kann Dir alles anvertrauen, und weiß Deine Ehrlichkeit zu schätzen. Ich bin stolz darauf, was Du als Modedesignerin bisher erreicht hast. Und obwohl Du jetzt eine Mama bist, hast Du nicht verlernt, mit uns abzufeiern. Du bist so klug und auch so schön.

In Liebe, Dein Kuhseng Joki.

Sie resümiert: Mein großer kleiner Kuhseng! Ich war so glücklich, als Du geboren wurdest. Du warst so ein süßes Baby. Fast jeden Tag war ich bei Dir. Ich hab’ auf Dich aufgepasst, Deine ersten, sehr späten Schritte (Du Faulbär!) miterlebt und Dich mit Obstbrei gefüttert. Heute bist Du 20 und der Held meines kleinen Sohnes. Du bringst ihm kicken und Golf spielen bei. Du zeigst mir den Uni Campus von Royal Holloway, wo Du jetzt studierst, und am Wochenende machen wir London unsicher. Ich bin so stolz auf Dich – aus meinem dicken Baby ist ein fescher, gescheiter und lieber Mann geworden, der seinen Weg geht und die „time of his life“ genießt. Ich liebe Dich von ganzem Herzen und bin froh, dass wir uns und unsere Familie haben.

Deine Kuhsine.

Lehrerin und Schülerin

Isa, 58, und Sophie, 23

Große Gefühle – mit eigenen Worten
Sie schreibt: Obwohl eine Generation zwischen uns liegt, ist die Verbindung ganz eng. Schon als Du zu Schulbeginn in einem hellblauen Hängekleid und mit Deinen großen, neugierigen, dunkelbraunen Augen zur Tür herein gekommen bist, habe ich gespürt, dass da ein ganz besonderer Mensch für die nächsten paar Jahre in meiner Klasse sitzen wird. Dass daraus eine lebenslange Freundschaft werden würde, konnten wir nicht wissen. Da sich Dein Bühnentalent schon abgezeichnet hat, verfolge ich Deinen Werdegang auf den Brettern dieser Welt mit großem Interesse. Ich freue mich über unsere Freundschaft.

Deine Isa.

Sie antwortet: Das Bild von Dir an unserem ersten Schultag macht mich nachdenklich. Es ist schon ein Weilchen her, dass ich mich gemeldet habe. Entschuldige, es war in letzter Zeit so viel los. Du hast immer so liebevoll zu uns Kindern gesprochen, aber nicht zuckersüß, Du hast uns wie kleine Freunde behandelt. Du warst meine Komplizin, weil wir Mädchen in unserer Klasse in der Minderheit waren. Du hast mir die Welt des Schauspielens eröffnet, hast mich ermuntert, gleich nach der Schule zum Casting für einen Film zu gehen. Ich bekam die Rolle und habe Blut geleckt. Jetzt, wo ich es endlich geschafft habe ins Konservatorium und meinem Traum, Musical-Darstellerin zu werden, nachgehe, denke ich an Dich und bin Dir so dankbar. Ich hoffe, es geht Dir gut, nur das Allerbeste zum Valentinstag. Ein dickes Bussi. Deine Freundin Soffi.

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