Kinder im Netz nicht alleine lassen

Mit einem neuen Tool will Google Kinder als Zielgruppe erobern.
Der Internet-Gigant Google will Kinder als Zielgruppe erobern – was Pädagogen und Datenschützer raten.

Der Internet-Gigant Google nimmt die Kinder ins Visier: Mit einem speziellen Angebot will er unter 13-Jährige und deren Eltern ködern, wie das Wall Street Journal berichtet.
Der Plan: Eltern sollten zukünftig die Profile und Aktivitäten ihrer Kinder im Netz kontrollieren können. Über ein Tool stellen sie ein, auf welche Weise ihr Nachwuchs die Google-Dienste nutzt und welche Informationen Google über die Kinder und Jugendlichen sammelt. Auf Verlangen sollen diese Daten gelöscht werden können. Zudem ist eine kindgerechte Version der Videoplattform YouTube geplant. Google selbst will sich zu den öffentlich gewordenen Konzepten nicht äußern.
Pädagogen und Datenschützer sehen das Vorhaben des Internet-Monopolisten jedenfalls ambivalent: Positiv sieht Barbara Buchegger von Saferinternet.at ein „Kinder-YouTube“. Sie weiß, „dass kleine Kinder häufig Filme auf der Plattform sehen, die ihnen große Angst machen.“ Ganz beliebt sind z. B. Comics, die ältere Jugendliche gezeichnet haben. Die Wortwahl und die Szenen, die die Kinder da sehen, verstören sie oft. Ihr Einwand: „Ich bin skeptisch, ob so etwas technisch umsetzbar ist.“


Privatsphäre bedroht

Datenschützer sehen die Google-Pläne skeptisch. Sie befürchten, dass die Privatsphäre von Millionen Kindern bedroht wird. Es obliegt dann nicht mehr den Entscheidungen der Eltern, wer Daten und Informationen über ihre Kinder sammelt. Bisher gab es nämlich – zumindest in den USA – strikte gesetzliche Einschränkungen für die Verarbeitung von Informationen über Kinder im Alter unter 13 Jahren im Internet.
Google wird dieses Gesetz umgehen wollen, indem das Unternehmen zuerst das Einverständnis der Eltern einholt“, befürchtet Buchegger. „Es erschließt so neue Zielgruppen.“ Auch das Angebot von Google, dass Eltern immer sehen können, was ihr Kind im Netz treibt, begeistert Buchegger nicht ganz: „Ab einem gewissen Alter wollen junge Menschen nicht mehr kontrolliert werden. Sie haben ein Recht auf ihre Privatsphäre.“
Jüngere Kinder – bis zum Ende der Volksschule – seien dagegen meist froh, wenn ihre Väter und Mütter sie überwachen: „Sie fühlen sich beschützt.“ Ältere Jugendliche, die nicht kontrolliert werden wollen, „finden meist auch Mittel und Wege, sich der elterlichen Kontrolle zu entziehen.“


Reden, reden, reden

Ganz wichtig ist es laut Brugger, dass Eltern mit Kindern jeden Alters darüber reden, was sie im Internet machen und erleben: „Seien Sie neugierig und entdecken Sie gemeinsam mit Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter das Netz.“ Haben Kinder etwas Verstörendes gesehen oder gelesen, sollten Eltern sie trösten und nicht rechthaberisch und von oben herab sagen: „Ich habe dich ja gewarnt!“ Kontraproduktiv sei es übrigens auch, Kindern nach negativen Erfahrungen den Zugang zum Netz komplett zu verbieten.
Besser sei Aufklärung. Wie man das geschickt machen kann, weiß sie aus vielen Elterngesprächen: „Einige berichten, dass sie Infobroschüren über sicheres Internet aufs Klo legen. Dort werden diese garantiert gelesen.“


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