Entscheidungshilfe für die Berufswahl

Judit Rabenstein (re.) ist die Mentorin von Girls4future. Sie unterstützt junge Frauen.
Bei Girls4future erzählen erfolgreiche Frauen, was sie an ihrem Beruf fasziniert, und geben Orientierung.

Ich will Karriere in der Hotelbranche machen". Pauline ist eine 17-jährige Schülerin und weiß jetzt, wie es weitergehen soll. Eine gute Stunde hat sie im noblen Ringstraßenhotel Le Méridien der Chefin des Hauses Gabriela Benz fasziniert zugehört, wie diese über ihre Arbeit berichtete. Auch Personalchefin Miriam Stolper-Jeitler und Vertriebsleiterin Anna Delion waren gekommen, um den Jungen Einblicke in die Berufswelt zu geben.

Pauline ist eine jener jungen Damen, die regelmäßig die Salongespräche von "Girls4future" besucht. Ziel des Clubs ist es, bei der Berufswahl Impulse und Orientierung zu geben. Die Idee zu diesem Projekt hatte Marketingprofi Judit Rabenstein: "Mädchen und junge Frauen sollten sich schon früh überlegen, was sie nach der Schule einmal machen wollen. Dabei will ich sie unterstützen."

Einmal im Monat sitzen die Jugendlichen bei Kaffee und Kuchen und unterhalten sich ungezwungen mit erfolgreichen Frauen – zum Beispiel Anwältinnen, Radiologinnen oder Baumeisterinnen. Im März wird eine Polizistin zum informativen Kaffeekränzchen kommen.

Neben Roger Moore

Dieses Mal ist der Rahmen nobler, die Mädchen sind anfangs etwas gehemmt und ruhig. Doch Hotelchefin Benz schafft es, das Eis zu brechen, indem sie von sich und ihrer Jugend erzählt: "Ich wollte früher vieles sein. Spionin wie Mata Hari zum Beispiel. Oder Reiterin." In ihrem Beruf ist sie dann nur einmal mit einem ,Agenten‘ in Kontakt gekommen: "Als ich neben Roger Moore gesessen bin", scherzt sie. Dass das Hotelwesen "ihr" Beruf oder besser gesagt ihre Berufung ist, entdeckte sie während eines Ferialjobs in einer Schweizer Pension: "Ich habe da zwar 14 Stunden am Tag gearbeitet und das unter erschwerten Bedingungen, weil wir einige Tage Stromausfall hatten – doch ich habe gemerkt, dass das meines ist. Die Vorstellung, ich müsste jeden Tag von 9 bis 17 Uhr in einem Büro sitzen, macht mich heute noch wahnsinnig." Dass sie an Sonntagen arbeiten muss, macht Benz nichts aus: "Den Kollegen geht es nicht anders."

An ihrem Job gefällt ihr, dass man viel in der Welt herumkomme. Die dafür nötigen Sprachen lernte sie schnell: "Ruck zuck habe ich Italienisch und Spanisch gelernt, als ich im Tessin und auf den Kanaren war." Mehr noch: "Man bekommt ein Gespür, wie man mit Menschen anderer Kulturen umgeht."

Oder auch mit Promis: Ganz Ohr waren die Mädchen, als sie hörten, welche Promis bereits in dem Hotel abgestiegen waren: Steven Spielberg etwa. "Ein sehr unkomplizierter Gast", erzählte Benz. Noch begeisterter sind die Mädchen, als die Hotelchefin sie einlädt: "Ihr dürft zu uns in die Lobby, wenn die Promis für den Life Ball bei uns einchecken."

Traumberuf

An Ende plaudern die Mädchen nicht nur über die Promis. Caro, mit 13 Jahren das "Küken", traut sich nach einem Praktikum zu fragen. Darauf ist Mentorin Rabenstein besonders stolz: "Sie ist eher schüchtern. Doch sie überwindet sich und traut sich zu fragen. Genau das sollen diese Abende bringen."

Besonders für AHS-Maturanten ist die Entscheidung, was sie nach der Schule machen, oft schwierig. Woher soll ein junger Mensch wissen, welchen Weg er gehen soll? Karrierecoach Elfriede Gerdenits rät Schülern, schon während der Schulzeit Ferialpraktika zu machen. Dort merkt man meist schnell, welcher Beruf zu einem passen könnte.

Entscheidungshilfe für die Berufswahl

Auch in Gesprächen mit Erwachsenen – zum Beispiel Verwandten – können Jugendliche sich über Berufe informieren. Auf der Webseite watchado.com erzählen Menschen vom Anwalt bis zum Zuckerbäcker von ihrem Berufsalltag. Und sie beantworten alle die gleichen Fragen, wie zum Beispiel: Was ist das Coolste in deinem Job? Welche Einschränkungen bringt er mit sich? Gibt es auch einen anderen Weg dorthin?
Ein Studium sei nicht immer die beste Wahl: „Viele fliehen an die Uni, weil sie sich keine Alternative überlegt haben. Ein Grund, warum die Abbrecherquote im ersten Semester so hoch ist. Auch eine Lehre kann nach der Matura sinnvoll sein. Ein Lehrabschluss zählt auf dem Arbeitsmarkt nämlich mehr als die bloße Matura.“ Zeit zum Nachdenken bietet der Militärdienst oder ein soziales Jahr. „Ehrenamtliches Engagement macht sich zudem im Lebenslauf gut.“
Wer immer noch keine Ahnung hat, welcher Beruf zu ihm passt, der kann einen Karrierecoach hinzuziehen. „Das kostet zwar 150 Euro. Doch wenn man sich überlegt, wie viel Zeit ein junger Mensch sich dadurch spart, ist das gut investiertes Geld“, ist Gerdenits überzeugt. Beruhigend: „Eine Berufswahl ist heute keine Entscheidung fürs Leben mehr. Es ist kein Drama, wenn ich mich in ein paar Jahren umentscheide.“

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