Model wider Willen: Autorin warb unwissentlich für Burger und Co.

Shubnum Khan warb unter anderem für zahnmedizinische Behandlungen.
Shubnum Khan hat für Teppiche, Immigration, Burger und ein Dating-Portal geworben. Ohne davon zu wissen.

Stellen Sie sich vor, Ihr Gesicht taucht ohne Ihr Wissen auf einem Werbeplakat einer weltweit bekannten Fast-Food-Kette auf. Würden Sie sich freuen? Amüsiert sein? Würden Sie sich wundern – oder etwas dagegen unternehmen?

Als Shubnum Khan vor mittlerweile sechs Jahren zum ersten Mal in diese skurrile Situation kam, staunte sie nicht schlecht, nahm es jedoch zunächst auf die leichte Schulter. Damals postete ein kanadischer Bekannter der Südafrikanerin ein Bild auf ihr Facebook-Profil. Es handelte sich um eine Anzeige aus einer kanadischen Zeitung, mit der für Migration geworben wurde. "Die sieht aus wie du", schrieb der Freund dazu. Und tatsächlich: Khans Foto war zweckentfremdet verwendet worden. "Es machte mir nichts aus, in einer Werbung für Immigration zu sein, aber ich war verwirrt", erinnert sich Khan im Interview mit der BBC. Sie habe nicht verstehen können, warum ihr Gesicht in einer Zeitung auf der anderen Seite der Welt erschienen war.

Ein anderer Freund machte die Buchautorin aus schließlich darauf aufmerksam, wie und wann das betreffende Foto entstanden war: Zwei Jahre zuvor hatte die damals 24-Jährige bei einem kostenlosen Fotoshooting mitgemacht. "100 Faces Shoot" hieß die Aktion, bei dem ein Fotograf professionelle Porträts anfertigte und den Teilnehmern zur Verfügung stellte. Khan habe damals gedacht, dass es sich um ein Kunstprojekt handle. "Ich dachte, dass er es für sein Portfolio verwenden würde, oder ein Kunstprojekt", sagt die heute 33-Jährig. Sie könne sich noch daran erinnern, im Vorbeigehen etwas unterschrieben zu haben. Dass die Bilder als Stockfotografien weiterverkauft würden, habe man ihr nicht mitgeteilt.

Porträt als Stockfoto

Doch genau das passierte. Je mehr Zeit verging, desto öfter entdeckte Khan ihr Gesicht in Werbeanzeigen. Dabei wurde die Porträtaufnahme stets adaptiert und verändert. "Anfangs fand ich es lustig. Aber mit der Zeit waren da überall Bilder von mir und ich bekam nie Geld dafür bezahlt."

Die junge Frau kontaktierte den Fotografen, der ihr mitteilte, dass sie ihm vor Jahren sämtliche Rechte an dem Bild übertragen hätte. Das Formular, welches sie zu Beginn des Shootings unterschrieben hatte, war eine Einverständniserklärung – "Wir haben das Kleingedruckte nicht gelesen. Ich weiß. Es war dumm", schrieb Khan kürzlich auf Twitter, wo sie öffentlich über ihren Fall berichtete.

Über die umgekehrte Bildersuche der Suchmaschen Google wurde Khan das Ausmaß ihrer leichtfertigen Unterschrift bewusst. Sie fand über 50 unterschiedliche Versionen ihres Gesichts im Netz – retuschiert, aufgehellt, in einer chinesischen McDonald's-Werbung und mit fremden Biografien unterlegt.

Besonders betroffen machte sie eine Website, auf der Beautyprodukte mit ihrem Gesicht gepriesen wurden. Dafür hatte man ihre Haut mittels Photoshop geglättet, sämtliche Hautunebenheiten waren verschwunden. Außerdem wurde sie im Netz zu einer gewissen Dina M., die im Internet über Probleme mit Hyperpigmentierungen nach der Geburt berichtete. Kahn war schockiert: "Ich habe nicht gewusst, dass man Stockfotos mit falschen Namen und Biografien versehen kann."

Bild gelöscht

Im Jahr 2013 nahm sie erneut Kontakt mit dem Fotografen auf. Obwohl sie sich keine großen Chancen ausrechnete, mit ihm eine Übereinkunft zu treffen, willigte er schließlich ein, ihr Foto von seiner Plattform zu löschen. Auch er sei überrascht gewesen, wie weit sich ihr Bildnis in kürzester Zeit verbreitete hatte.

Mit Interviews, in denen sie ihre Geschichte erzählt, und der Veröffentlichung via Twitter will Khan andere Menschen warnen: "Niemand hat mir gesagt, dass es ein Stockfoto werden würde, niemand hat mir gesagt, dass mein Name verändert werden würde. Wenn man mir das gesagt hätte, hätte ich es nicht unterschrieben."

"Habe mein Gesicht hergegeben"

Auf Twitter schlagen Khans Schilderungen jedenfalls Wellen. Bisher wurden ihre Tweets in Summe über 20.000 Mal geteilt. Außerdem hätten sich Menschen bei ihr gemeldet, denen Ähnliches widerfahren ist. "Ich möchte nicht, dass andere meinen Fehler machen. Meldet euch nicht bei kostenlosen Shootings an, lest, was ihr unterschreibt und glaubt nicht alles, was im Internet geschrieben steht", mahnt sie auf dem Kurznachrichtendienst. Und: "Man möchte meinen, dass es eine Kleinigkeit ist (…), aber ich habe mein Gesicht im Grunde gratis hergegeben."

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