Wichtelchallenge: Es wichtelt schon sehr

Wichtelchallenge: Es wichtelt schon sehr
Schön: Es begann mit einem Wasserkocher für eine Wohnungslose. Heuer kann man den 10.000. Weihnachtswunsch erfüllen.

Ein Blutdruckmessgerät für einen Bewohner des VinziDorfs – das bringt an diesem grauen Dezembervormittag die Kabarettistin Caroline Athanasiadis schön verpackt in Wien-Hetzendorf vorbei.

Den Beschenkten wird das freuen. Er hat lange in seinem Leben zu wenig auf sich und seine Gesundheit geachtet. Doch er ist inzwischen auf einem guten Weg, freut sich sein Sozialarbeiter.

Dankbar nimmt Christian Heiling das Packerl entgegen und legt es zu den anderen. Bescherung ist für die wohnungslosen Männer im VinziDorf am 24. Dezember. „Ich habe am Heiligen Abend Dienst“, erzählt er. „Wenn der Anruf von unseren Kollegen aus Graz kommt, singen wir gemeinsam ‚Stille Nacht‘.“

Christian Heiling ist einer von fünf jungen Menschen, die vor fünf Jahren in Wien die Wichtelchallenge ins Leben gerufen haben. Und das kam so: Auf die Frage, was denn in ihrem Leben einen entscheidenden Unterschied machen würde, antwortete eine wohnungslose Wienerin: „Ein Wasserkocher. Damit ich mich mit warmem Wasser waschen kann.“ Ihr Wunsch konnte erfüllt werden. Und eine Idee war geboren.

Wichtelchallenge: Es wichtelt schon sehr

Christian Heiling, Ur-Wichtel und Sozialarbeiter

Ich habe am Heiligen Abend Dienst. Wenn der Anruf aus Graz kommt, singen wir gemeinsam "Stille Nacht“.

„Richtig Weihnachten“

In nur zwei Wochen richtete Christian Heiling eine eigene Internetseite ein. Bis Anfang Dezember sammelten die Ur-Wichtel dort 150 Wünsche. Alle zu erfüllen, war mehr als eine Challenge – eine echte Hack’n, wie man in Wien sagt.

Nie vergessen wird Heiling den 23. Dezember 2017: „Als ich am Abend zu einem älteren Mann kam, um ihm sein Packerl zu übergeben, da kochte er für mich einen Tee und las ein Gedicht vor. Das war für mich Weihnachten.“

Die Kabarettistin Caroline Athanasiadis nickt: „Das ist auch der Grund, warum ich mich für die Wichtelchallenge einsetze. Da wünscht sich ein Mensch etwas, du besorgst für ihn das Geschenk, übergibst es und weißt, dass es ihm eine Freude macht.“

Sozialarbeiter Heiling ist auch an diesem Vormittag für die Männer im VinziDorf ein wichtiger Anker. Er hilft bei allen möglichen Problemen, leiht gerne auch einmal sein Ohr, um sich auszusprechen.

Die Wichtelchallenge und sein Beruf ergänzen sich gut: „Ich habe früher für einen Wettanbieter programmiert. Das war nicht schlecht, hat ja auch meine Miete bezahlt. Doch ich wollte immer etwas wirklich Sinnvolles machen.“

Besonders berührt hat ihn der Weihnachtswunsch, der von einem Frauenhaus in Graz an die Wichtelchallenge herangetragen wurde: „Dort wünscht sich eine Frau ein Parfüm, etwas, was sie sich wahrscheinlich schon länger nicht mehr geleistet hat.“

Kinder wünschen sich – und da kämpft die bekannte Kabarettistin angesichts des Überflusses in ihrem eigenen Umfeld fast mit ihren Tränen – eine Barbie, ein Puzzle, ein Lego-Spiel, ein Kuscheltier. Darf gerne auch Secondhand sein, sofern es noch gut verwendbar ist.

Bis zum Vorjahr konnten bereits 8.000 Wünsche erfüllt werden, freut sich der Sozialarbeiter mit der rot-grünen Wichtelmütze. Das einfache Konzept (zuerst die Wünsche sammeln und im Internet veröffentlichen, dann wird von den Freiwilligen gewichtelt) hat weltweit Nachahmer auf den Plan gerufen. Zuletzt gab es Anfragen aus London, aus Irland, den USA, Indonesien, Australien, Neuseeland, aus Portugal und Tschechien.

Nur noch wenige Tage bis zum Heiligen Abend, auch hier im VinziDorf, das für die meisten Bewohner ein Ort ist, an dem sie endlich ein wenig zur Ruhe kommen können.

Apropos: Selbst wünscht sich Christian Heiling – so wie Challenge-Mitbegründerin Helene Prenner – nichts, was uns jetzt noch überraschen würde: „Dass bis Weihnachten wieder alle Wünsche in Erfüllung gehen.“

Wichtelchallenge: Es wichtelt schon sehr

So können  Sie helfen: Auf der Internetseite der Wichtelchallenge sind noch 1.500  Wünsche offen. So einfach geht’s: Einen Wunsch anklicken, Geschenk besorgen und vor Ort abgeben.

Ein Wiener Exportschlager: Längst ist die Wichtelchallenge in allen Bundesländern aktiv, auch in Deutschland, Slowenien und in der Schweiz. Bis zum Vorjahr wurden bereits 8.000 private Wünsche erfüllt.

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