Warum Fluchen fitter, glücklicher und überzeugender macht

Warum Fluchen fitter, glücklicher und überzeugender macht
Eine neue wissenschaftliche Arbeit bestätigt die Macht von Schimpfwörtern - und das nicht nur, um zu schockieren.

Von Klein auf lernen wir, keine Schimpfwörter zu verwenden und nicht in der Öffentlichkeit zu fluchen. Die Kraft des Fluchens liegt nicht nur in den Tabu-Worten selbst: Eine aktuelle Übersichts-Studie in der Fachzeitschrift Lingua fasst jetzt physiologische, kognitive, emotionale und interaktionelle Auswirkungen zusammen, wenn wir schimpfen.

Diese Auswirkungen auf unsere Psyche seien bei anderen Formen des Sprachgebrauchs nicht zu beobachten, so britische Forscher der School of Communication and Media der Universität in Ulster.

In der heutigen Zeit lassen sich die meisten Schimpfwörter in eine von drei Kategorien einordnen: Religion (z. B. verdammt, Hölle), Sex und Körperteile sowie Wörter, die sich auf körperliche Ausscheidungen beziehen, wie pissen. Innerhalb dieser Kategorien gibt es eine gewisse Vermischung, zudem variiert die Anstößigkeit im Laufe der Zeit. So enthält die Kategorie "religiös" zwar immer noch erkennbare Schimpfwörter, dürfte aber für viele Menschen in der heutigen Gesellschaft weniger anstößig sein als in der Vergangenheit.

Warum wir uns gut fühlen

Die britischen Wissenschafter nennen zahlreiche Gründe, was Fluchen in uns auslöst. Hier einige Beispiele:

  1. Fluchen ist stark mit Emotionen verbunden und in Laborstudien wurde gezeigt, dass es Erregung hervorruft.
  2. Fluchen kann im Vergleich zu anderen sprachlichen Aktivitäten anders im Gehirn lokalisiert und verarbeitet werden.
  3. Schimpfwörter führen zu einem stärkeren Gedächtnisabruf und erfordern mehr Aufmerksamkeit und kognitive Verarbeitung als andere sprachliche Reize.
  4. Schimpfwörter erzeugen hohe körperliche Reaktionen: Die elektrische Leitfähigkeit der Haut oder auch die Herzfrequenz können sich ändern.
  5. Fluchen erhöht die Schmerztoleranz, während die Schmerzwahrnehmung reduziert wird.
  6. Fluchen steigert die Kraft und Stärke bei körperlichen Aktivitäten.
  7. Fluchen kann auch die Überzeugungskraft/Glaubwürdigkeit von Botschaften beeinflussen.

Die mit dem Fluchen verbundene Erregung ist für die Forscher die plausibelste Erklärung für die kognitiven und physiologischen Wirkungen, die in Laborstudien festgestellt wurden.

Viele Fragen bleiben laut Forschern nach Sichtung der zahlreichen Studienergebnissen unbeantwortet, etwa eine mögliche Erklärung für diese positiven Effekte.

Die Wissenschafter vermuten, dass der Tabu-Charakter des Fluchens der Schlüssel zu seiner Macht als sprachliche Aktivität darstellt. Eventuell spielt die aversive klassische Konditionierung eine Rolle: Weil wir in der Kindheit für Fluchen bestraft wurden oder von der Gesellschaft bestraft werden, fühlen wir uns gleichzeitig gut, wenn wir als Erwachsener fluchen. Allerdings fehlen für diese These empirische Beweise, die es noch zu erforschen gilt.

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